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/ Bibel heute

Zweite Rede des Herrn aus dem Sturm

Helmut Schilke über Hiob 40,6–32.

Und der HERR antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach: Gürte wie ein Mann deine Lenden! Ich will dich fragen; lehre mich! Willst du mein Urteil zunichtemachen und mich schuldig sprechen, dass du recht behältst?[...]

Hiob 40,6–32

Kann man Gott irgendwelche Vorschriften machen?

Es geht einem so leicht von der Zunge, zu behaupten, Gott sei an allem schuld. Natürlich, gegenüber Gott erwartet man, dass er sich dem Bösen widersetzt. Schließlich heißt es ja von ihm, dass er gut sei. Er sollte doch mit aller Macht das Unglück und auch das Unrecht in der Welt zu verhindern wissen. So oder ähnlich wird immer wieder argumentiert, insbesondere auch von Menschen, die Gott ablehnen. Wenn es einen Menschen gibt, der berechtigt wäre, diese Kritik an Gott zu richten, dann ist es Hiob. Er erlebte innerhalb kürzester Zeit den Zusammenbruch seines gesamten Lebens. Durch Katastrophen und diebische Horden wurde er seines gesamten Vermögens beraubt. Durch einen Sturm verlor er all seine Kinder. Insgesamt zehn an der Zahl. Schließlich ging auch seine Gesundheit in die Brüche, indem sein Körper sich mit Geschwüren überzog. Das alles geschah, obwohl Hiob nach Gottes Ansicht fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig war und das Böse mied.

Mit keinem Wort entschuldigt sich Gott, dass er all die Schrecknisse im Leben des Hiob zuließ. Hiob war also bis zuletzt ahnungslos, warum ihn all das Unglück traf. Doch was ihn von den vielen Leiden anderer Menschen unterschied ist, dass Gott mit Hiob redete. Und was sagte ihm Gott?

Willst du mein Urteil zunichtemachen und mich schuldig sprechen, dass du recht behältst? Hiob 40,8

Geht es hier nur um Rechthaberei? Blättert man einige Seiten im Buch Hiob zurück, könnte sich dieser Verdacht sogar erhärten. Hiob verteidigt tapfer, ja eisern seine Unschuld vor seinen Freunden. Gott bestrafe ihn zu Unrecht. Es klingt danach, als verlange er von Gott, dass er sich vor Hiob rechtfertigen soll.

Andererseits: Hat diese Tragödie das Ausmaß einer schmutzigen Wette zwischen Gott und dem Teufel? Ich formuliere es mal nach eigenen Worten: Wetten, dass Hiob trotz all der Leiden, die er erfahren wird, sich nicht von mir lossagen wird. Und tatsächlich Gott hatte Recht behalten. Hiob hat sich trotz des Elends, in das er geraten ist, nicht von Gott losgesagt.

Spielt etwa Gott mit dem Schicksal von Menschen, mit meinem Schicksal, mit Ihrem Schicksal?

Doch ich sollte vielleicht einfach mal weiterlesen, was denn da noch steht. Es folgen nämlich einige Argumente, die Gott an Hiob richtet. Vieles wirft Gott dem kleinen, elenden Hiob an den Kopf. Einige dieser Argumente möchte ich aufgreifen: „Streu aus den Zorn deines Grimmes; schau an die Hochmütigen und demütige sie. Zertritt die Frevler. Verscharre sie miteinander in der Erde. Versenke sie ins Verborgene, so will auch ich dich preisen, dass dir deine rechte Hand helfen kann.“

Offenbar ist Gott tatsächlich zornig auf das Böse in der Welt. Nun fordert er Hiob auf, doch seinen Zorn auszustreuen. Hast du, Hiob, die Macht dazu? Vermagst du die Hochmütigen zu demütigen? Und wenn ja, was willst du mit ihnen anstellen? In der Erde verscharren? Kannst du diese Verantwortung übernehmen? Überhaupt, so möchte ich hinzufügen, welcher Mensch ist nicht hochmütig? Müsste nicht jeder Mensch verscharrt werden?

Gott spricht meiner Meinung nach genau das an, weshalb viele ungenannte Menschen meinen, Gott auf die Anklagebank schieben zu können. Sie fordern, dass Gott gegen das Böse vorgeht. Doch wo fängt das Böse an, wo hört es auf?

Haben Sie schon einmal kleine Kinder beim Spielen im Sandkasten beobachtet? Haben Sie bemerkt, wie gemein schon diese Kleinen miteinander umgehen? Sagen Sie mir nicht, dass sich unter ihnen nichts Böses abspielen würde. Wer von uns Menschen wollte hier die Verantwortung übernehmen, die Bösen zu bestrafen. Wir Menschen können lediglich zwischen extrem böse und, ich möchte es mal so ausdrücken, Kavaliersdelikten unterscheiden? Wer von uns vermag abzuschätzen, wie nur ein einziges beleidigendes Wort gegenüber einem Nächsten, diesen zu einem Schwerstverbrecher werden lässt.

Wer meint, die extrem Bösen pauschal bestrafen zu können, bestrafen zu müssen, wie will dieser verhindern, dass er gleichzeitig auch „Unschuldige“ trifft? Auf die Frage: Warum unternimmt Gott nichts gegen das Böse? neige ich zu erwidern: Das ist eine hochgefährliche Aussage. Denn letztlich könnte es mir oder sogar Ihnen „an den Kragen“ gehen. In den Augen Gottes gibt es keine Unschuldigen. Auch Hiob war letztlich nicht unschuldig. Tatsächlich bekennt er das auch.

Wer immer eine knallharte Gerechtigkeit von Gott einfordert, sodass die Übeltäter bestraft werden sollten, müsste der nicht fürchten, selbst unter den Zorn Gottes zu fallen? Müsste er nicht fürchten, dass Gott gegen ihn ins Gericht zieht? Plötzlich ist das, was ich von Gott einfordere, doch nicht so leicht umsetzbar. Es könnte den Untergang der gesamten Menschheit bedeuten.

Das ist eigentlich eine dumme Zwangslage. Es gibt keinen, der das Wohlwollen Gottes verdient hätte. Gott wusste darum und sandte deswegen seinen Sohn Jesus Christus. Er starb für die Schuld der Menschen am Kreuz. Damit eröffnete er jedem Menschen die Möglichkeit, von seiner Schuld reingewaschen zu werden. Die Tür, von einem Gott abgewandten Leben zu einem Leben mit Gott zu gelangen, steht sperrangelweit offen. Wer das Angebot der Vergebung durch Jesus Christus in Anspruch nimmt, wird aus Gnaden von aller Schuld freigesprochen. Damit manövriert Gott jeden Menschen, der an seinen Sohn glaubt, aus der Anklagebank hervor, um ihn in sein ewiges unvergängliches Reich zu retten. Gelobt sei Gott dafür.

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Kommentare (1)

Dietmar R. /

Vielen Dank für diese Andacht. Ich muss sagen, dass ich zum ersten Mal eine solche Ansicht lesen konnte. In der Tat sehen wir Menschen doch mit einen einzigen Ausschnitt und doch maßen wir uns manchmal Urteile an die weit über unseren Horizont gehen. Zumindest geht es mir so. Danke und Gottes Segen.