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/ Bibel heute

Der Herr erlöst seine Gefangenen

Gundula Opitz über Psalm 126.

Ein Wallfahrtslied. Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der HERR hat Großes an ihnen getan! Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.

Psalm 126

Dieser Psalm ist gedacht als

Lied während einer Wallfahrt.

Auf dem Weg zum Tempel nach Jerusalem soll es gesungen werden. Es ist also ein Lied für Pilger – voller Hoffnung und Zuversicht auf den, zu dem die Reise führt. Diese Pilger denken an ihre Gefangenschaft. Sie denken an die Zeit, als Gottes Volk in der Verbannung sein muss. Weit weg von zuhause und Heimat. Wenn dann aber der HERR den Gefangenen die Freiheit ermöglicht, so wird das sein wie ein herrlicher Traum. Sie werden glücklich sein, sich freuen, lachen und den HERRN loben. Die Aussicht auf diese wunderbare Zukunft lässt die Psalmsänger fröhlich jubeln.

Es gibt keine Zweifel,

dass Gott die Erlösung schenken wird. ER wird es geschehen lassen, wann ER es für richtig hält. Wenn ER ausgetrocknete Bäche wieder mit Wasser füllen kann, so kann ER auch SEIN Volk aus der Gefangenschaft befreien.

Das wird auch anderen auffallen. Auch die Heiden werden merken, welch große Dinge Gott da an SEINEM Volk tut. Gottes Leute selbst werden einfach nur fröhlich sein, lachen und singen. Dabei kennen sie gewiss andere Zeiten. Schwere Zeiten, die mit Not und Elend verbunden sind. Der Psalmbeter spricht von Zeiten des Säens unter Tränen. Damals gab es viele, für die Säen mit Abschied verbunden war. Das Korn muss sterben, damit Neues wachsen kann. So geschieht Säen unter Tränen. Die Ernte aber wird Freude bringen. Welch eine Zuversicht und Hoffnung auf die Erfüllung dieses Traums wird hier verbreitet!

Gottes Volk verliert nicht den Mut

Es hofft auf die Erfüllung von Gottes Zusagen, denn Gott hält, was ER verspricht. Es muss wunderbar sein, mit diesem Psalm singend auf Pilgerreise zu gehen.

Ist der Psalm ein altes Lied? Ein Lied von gestern für gestern? Oder doch immer noch für heute?

Frau M. und ich sitzen in ihrem Zimmer. Von ihrem geräumigen Haus mit gepflegtem Garten ist ihr hier im Pflegeheim nur der bequeme Sessel und eine LED-Kerze geblieben.

Von so vielem hat sie Abschied nehmen müssen. So manche Träne ist da geflossen. Auch die meisten ihr liebgewordenen Nahestehenden sind nicht mehr. Zu oft musste sie schon einem Sarg folgen. Trauer und Tränen gehören zu ihr von Kindheit an. Gleichzeitig war sie eine starke Frau, die zupacken konnte und vieles bewältigt hat. Heute kann sie nur noch schlecht sehen, geht sehr krumm und fühlt sich einfach nur noch schwach und ausgelaugt. Ist sie eine Gefangene ihres Körpers?

Sie weiß, dass ihr hier auf Erden nicht mehr viel Zeit bleibt. Sie ahnt auch, dass sie noch so manches Mal wird weinen müssen. „Das Leben ist einfach nicht gerecht,“ sagte neulich eine Nachbarin zu ihr. Als Frau M. mir das so erzählt, wird ihr Gesichtsausdruck recht fest und bestimmt. Sie zitiert jenen Vers aus dem Psalm, der in vielen Bibelausgaben fett gedruckt ist, so dass er gleich ins Auge springt: “ Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ Dieses Wort begleitet Frau M. schon jahrzehntelang. Vor Jahren fand in ihrem Gesprächskreis ein Austausch über diesen Vers statt. Solange ein Mensch hier auf Erden ist, ist für ihn die Zeit des Säens, so wurde gesagt.

Gute Zeiten wechseln sich ab mit schlechten Zeiten. Alle diese Zeiten sind Vorbereitungen auf die Ernte. Immer wird gesät. Die Ernte aber, die kommt noch nicht. Die ist erst später dran. Später – wann ist das?

Frau M. öffnet nicht nur ihren Mund, sondern auch ihr Herz. Sie versucht - so sagt sie – ihrem Leben einen Sinn zu geben. Sie will vorbereitet sein auf das, was nach diesem Leben kommt.

Ein Leben in der Ewigkeit

Sie glaubt an die Auferstehung der Toten und dass es ein Leben in der Ewigkeit gibt. Sie möchte diese Ewigkeit bei Gott verbringen. Die Ewigkeit – was ist das? Sicherlich ist sie keine Zeiteinheit, kein Abschnitt, keine Phase mit Anfang und Ende. Niemand von uns lebt ja schon in der Ewigkeit. Wir haben aber Vorstellungen, Hoffnungen, Träume von der Ewigkeit. Das Leben in der Ewigkeit ist ständige Gemeinschaft mit Gott. Die ist gut - und mehr braucht es dann nicht. Es wird sein, als ginge der schönste Wunschtraum in Erfüllung.

Hier auf Erden haben wir noch Fragen: Wo ist Gott denn nun? Ich sehe IHN doch nicht und spüre IHN auch nicht. Wir klagen, zweifeln, weinen, leiden, arbeiten unter Schweiß mal erfolgreich, mal vergeblich. Alles kann zum Säen beitragen. Vollends geerntet wird erst dann, wenn wir in der Ewigkeit bei Gott sind. Alles, was wir vorher ernten – Zufriedenheit, Wohlergehen, Gelingen – sind nur kleine Früchtchen gegenüber der reichhaltigen Ernte, die uns in der Ewigkeit erwartet

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Kommentare (2)

Redaktion /

Hallo Damaris,

Sie haben Recht, das hätte gut gepasst. Allerdings werden die Andachten ehrenamtlicher Mitarbeiter mit einigem Vorlauf geschrieben, sodass eine Bezugnahme auf jüngste Ereignisse mehr

Damaris /

Ein Bezug zu den aktuell freigelassenen israelischen Geiseln wäre meiner Meinung nach bei diesem Bibelwort eindeutig passender gewesen.