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Von den klugen und törichten Jungfrauen

Jürgen Baum über Matthäus 25,1–13.

Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit.[...]

Matthäus 25,1–13

Die klugen Jungfrauen

Dieses Gleichnis ist ein Paradebeispiel für die Art, wie mit anscheinend leicht verständlichen Bibeltexten umzugehen ist. Ich meine damit den Hauptgedanken, den jedes Gleichnis, das Jesus erzählt, beinhaltet. Aus diesem Grund beginne ich mit dem historischen Rahmen, in den die ganze Handlung eingebettet ist. Die Braut erwartet also den Bräutigam im elterlichen Haus, der sie in sein Haus heimholen wird. Mit der Braut kommen die Brautjungfern dem Bräutigam und seinem Gefolge entgegen, um sie dorthin zu begleiten. Die Hochzeitsfeier beginnt beim Eintreffen des Bräutigams im Haus der Braut. Danach folgt eine Prozession, mit der der Bräutigam die Braut zu seinem Haus führt, um dort die Festlichkeiten zu vollenden. Weil das alles erst am Abend sein wird, müssen sie Stocklampen bei sich haben. Das sind kleine Lampen für draußen. Dazu gehören auch flaschenähnliche Gefäße, Krüge mit Griffen und zusätzlichem Ölvorrat, damit die Lampen nicht verlöschen. Das hatten die klugen Jungfrauen vorbereitet, und griffbereit dabei. Das Ganze war mit Aufmerksamkeit und praktischem Handeln verbunden. Um bei Bedarf nachgießen zu können, sind vorher noch die verkohlten Teile des Dochtes zu entfernen. Die Brautführer, die dem Bräutigam am nächsten stehen, auch Söhne des Brautgemachs genannt, nehmen eine große Vertrauensstellung ein. Ihre erste Aufgabe ist die Formierung des Hochzeitszuges. Die Braut, in einer Sänfte getragen, ist umringt von ihrem künftigen Ehemann und seinem Freundeskreis. Musik voran, kräftiger Paukenschlag, fröhliche Hochzeitslieder. Alt und Jung auf den Beinen, jeder mit einem Myrtenzweig in der Hand, so geht es zum Hochzeitshaus. Auf der Tafel stehen die Leuchter. Wenn der Bräutigam als Hausherr zur Eröffnung des Mahls über den ersten Segensbecher das Eröffnungsgebet spricht, liegt eine Feierlichkeit über der weiten Tischgemeinschaft. Den obersten Platz nehmen Braut und Bräutigam ein, dann die Verwandtschaft und die Brautjungfern. Da es Nacht ist, wird die Haustüre verschlossen. Im Haus herrscht buntes Treiben und Lachen. Das ist der zeitgeschichtliche Hintergrund zu diesem Gleichnis.

Die törichten Jungfrauen

In dem Gleichnis, das Jesus erzählt, müssen die Jungfrauen sehr lange warten. Die Folge, sie schlafen alle ein. Das schildert Jesus allerdings nicht negativ als Versagen oder Schuld. ER zeigt vielmehr das Menschliche auf, das vorkommt. Was auffällt, ist der Unterschied zwischen beiden Gruppen. Die Klugen waren vorbereitet, es war ihnen wichtig. Die Törichten nicht, sie dachten nicht daran. Vielleicht überließen sie das dem Augenblick. Dann, plötzlich um Mitternacht, ertönt der Ruf: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, Ihm entgegen!“ Jetzt ist es gut, dafür vorbereitet zu sein. Gemeinsam ziehen dann alle zum Haus des Bräutigams.

Das Himmelreich

Die Frage ist, wie ist dieses Gleichnis zu verstehen? Anfangs sagte ich, es gibt einen Hauptgedanken, um den es geht. So auch hier. Es ist das Bereitsein für Jesus. Folgende Überlegungen können helfen, das Richtige und Wichtige zu erkennen. Zu wem hat Jesus hier gesprochen und wen meint er damit? Als Weiteres wäre die Frage möglich, wem könnte es außerdem noch etwas zu sagen haben? Jesus beginnt mit den Worten: „Dann wird das Himmelreich …“ Jesus knüpft an das vorher Gesagte an, was in Kapitel 24 steht. Damit macht Jesus deutlich, dass dieses Gleichnis seinen Platz in der Zeit vor und während der Wiederkunft des Königs auf die Erde hat. In anderen Bibelübersetzungen steht statt Himmelreich, Reich der Himmel. Im NT ist nicht bloß von einem Himmel die Rede. Paulus berichtet z. B. vom dritten Himmel. Ein weiterer Begriff heißt Königreich (basileus = König, Herrscher), den die Offenbarung verwendet. Jesus vergleicht hier das Reich der Himmel zu dieser Zeit mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nehmen und dem Bräutigam entgegen gehen. Aufmerksamen Bibellesern fällt auf, im ganzen Gleichnis wird die Braut überhaupt nicht erwähnt. Nur diese Jungfrauen. Also haben sie eine andere Bedeutung. Das Geschehen in diesem Gleichnis entspricht den damaligen üblichen Sitten und Gebräuchen in Israel. Weil es in ihre Vorstellung passt, macht Jesus damit deutlich, wie wichtig es für die Israeliten ist, unter allen Umständen für seine Wiederkunft bereit zu sein. Auch wenn diese später geschehen wird, als erwartet. Denn wenn Jesus wiederkommt, werden die Unvorbereiteten keine zweite Chance haben (V. 11+12).

Ankunft des Bräutigams

Er sagt dieses Gleichnis seinen Jüngern in einem Zusammenhang mit Endzeitaussagen. Die fünf klugen Jungfrauen sind wahrscheinlich ein Bild für die wahren Jünger. Die Lampen sprechen vom Bekenntnis. Das Öl ein Bild für den Heiligen Geist. Die törichten Jungfrauen verkörpern diejenigen, die religiös an der messianischen Hoffnung festhalten, ohne Jesus persönlich im Glauben als Herrn und Erlöser angenommen zu haben und somit ohne Heiligen Geist sind. Und genau darum geht es. Deshalb werden sie töricht genannt. Die Zeit des Wartens ist die Zeit zwischen seinem ersten Kommen und Jesu Wiederkommen. Als plötzlich der Ruf ertönt: „Der Bräutigam kommt!“, stehen alle Jungfrauen auf und schmücken ihre Lampen. Da den Törichten das nötige Öl fehlt und sie vergeblich versuchen, es irgendwie doch noch zu bekommen, ohne Bild gesprochen, also nicht bereit sind für diese Begegnung, gehen sie leer aus. Der Heilige Geist lässt sich durch nichts kaufen. Und so, wie die fünf Klugen den anderen kein Öl geben können, kann auch kein gläubiger Mensch aus sich heraus den Heiligen Geist weitergeben. Während die törichten Jungfrauen fort sind, um Öl zu kaufen, kommt der Bräutigam. Die syrische Bibelübersetzung und die Vulgata geben hier wieder: er kam mit seiner Braut. Das passt ausgezeichnet in das prophetische Bild. Der Herr Jesus wird von seiner Hochzeit mit seiner Braut, der Gemeinde, zurückkehren (1. Thess.3,13).  Der treue Überrest der Heiligen wird mit Jesus, dem Bräutigam, zum Hochzeitsfest gehen. Hochzeitsfest bezeichnet Freude und Segen des Reiches Christi. Die klugen Jungfrauen gehen mit Jesus zur Hochzeit. Die Tür wird verschlossen. Für alle anderen ist es damit zu spät, in Jesu Reich zu gelangen. Als die anderen Jungfrauen kommen und auch noch hineinwollen, bleibt die Tür verschlossen und der Bräutigam sagt zu ihnen: „Ich kenne euch nicht.“ Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nie wiedergeboren, höchstens religiös, waren.

Die Lehre aus diesem Gleichnis

ist, zu wachen, denn Tag und Stunde seines Kommens sind unbekannt. Christen sollten allerdings so leben, als wenn der Herr jeden Augenblick zurückkommt. Das Öl in der Lampe, der Heilige Geist im Leben des Christen, ist die entsprechende Hilfe dafür.

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Kommentare (2)

Erich B. /

Sehr geehrter Herr Baum,
mit großer Aufmerksamkeit habe ich ihrer Ausführung dieses Bibeltextes zugehört, muss Ihnen aber sagen, dass ich Ihrer Auslegung nicht folgen kann.
Meine mehr

Peter W. /

Auch die törichten Jungfrauen hatten anfangs Öl; es geht ihnen während ihres Wartens aus. Das ist mein täglicher Kampf, Jesus vor alles andere zu stellen, bis er wiederkommt: Trachtet zuerst nach dem Reich des Herrn. (Mt.6,33) Aber Jesus selbst hält mich auf der „Rennbahn“ (1.Kor.9,24ff.).