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/ Bibel heute

Vom Weltgericht

Peter Müller über Matthäus 25,31–46.

Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.[...]

Matthäus 25,31–46

Wer steht eigentlich gerne vor Gericht?

Ich denke, dass sich viele Bürger bemühen, im Alltag möglichst wenige Beanstandungen zu erhalten, um nicht vor einem Richter erscheinen zu müssen. Die Bibel sagt, alle Menschen werden einmal vor dem Richterstuhl Christi erscheinen müssen. Dies schreibt Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom im Kapitel 14, Vers 10. Zu unserem heutigen Text gibt es zahlreiche unterschiedliche Auslegungen.

Zunächst spricht Jesus von seinem

zweiten Kommen auf diese Erde.

Wie kommt Jesus wieder? Er kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel, so im Lukasevangelium, Kapitel 17, Vers 24. Niemand kann sich kurzfristig darauf einstellen. Wenn Jesus wiederkommt, wird es keine Zeit mehr geben für die Menschen, ihr Leben neu auf Jesus hin auszurichten. Dann werden Tatsachen gefragt sein: Ja oder Nein, dafür oder dagegen, Jesu Nachfolger oder Gottes Leugner.

Unser Text im Matthäusevangelium beinhaltet die letzte Ansprache Jesu an seine Jünger. Als solche hat sie ein besonderes Gewicht. Da wird zunächst vom Thron der Herrlichkeit berichtet. Es ist nicht derselbe Thron wie in der Offenbarung des Johannes prophezeit. Es ist ein Richterstuhl, vor dem die Menschen erscheinen müssen. Jesus kommt mit allen Engeln und setzt sich auf den Thron. Wer muss vor dem Richterstuhl Jesu erscheinen?

Vor dem Richterstuhl

Martin Luther übersetzt hier „alle Nationen“. Da dasselbe Wort im Griechischen auch mit „Heiden“ übersetzt wird, denke ich, dass „Heiden“ die bessere Übersetzung ist. Damit ist gemeint: Jeder zu dieser Zeit lebende Mensch muss vor Jesus erscheinen.

 Die Frage ist, wie haben die Heiden die beauftragten Boten Jesu behandelt, die er seine Brüder nennt? Hier wird nicht nach einer Taufe oder Kirchenmitgliedschaft gefragt, sondern nach inneren Werten. Auch die Heiligung ist hier kein Thema. Nur: Was haben wir Menschen mit den Boten Jesu gemacht? Gefragt ist hier die innerste Einstellung des Menschen. Gott hat dem Menschen eine soziale Grundlage in die Wiege mitgegeben. Diese wird durch den christlichen Glauben gefördert und gestärkt. Spricht Jesus bei der Trennung der Schafe und Böcke von gelebten christlichen Elementen? oder sind sie durch falsche Lehren und Lebenseinstellungen bewusst in den Hintergrund geschoben worden?

Jesus würdigt das Achten aufeinander in besonderen Bedürfnissen wie das Geben von Speis und Trank, Kleidung und Obdach, Besuche in Krankheit und in Not. Man könnte bei dieser Betrachtung meinen, es käme auf das soziale Engagement der Christus-Gläubigen an.

Der Glaube ist und bleibt entscheidend.

In seinem Brief an die Christen in Rom im 1. Kapitel, Vers 17 schreibt der Apostel Paulus: „Darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Echter christlicher Glaube bleibt nicht ohne soziale Werke. Hier setzt Jesus die Messlatte absichtlich etwas tiefer. Es ist wie beim Gleichnis vom Weinbauer, der zu unterschiedlichen Zeiten Arbeiter in die Weinbergernte ruft. So kommen einige noch kurz vor Tagesschluss hinzu und bekommen denselben Lohn wie die, die den ganzen Tag gearbeitet haben. Das ist unverdiente Gnade. Wir können sie nicht verstehen, nur dankbar annehmen.

In einigen Gemeinden ist es salonfähig geworden, sich auf den Pastor einzuschießen. Was er auch tut, ihm wird mit zerstörerischer Kritik begegnet. In Anbetracht unseres heutigen Bibeltextes rufe ich Sie auf, den Kritikpfad zu verlassen, sich auf den Weg des Dienens zu begeben. Dadurch stehen Sie auf der Seite der Schafe. Dem Boten Jesu sollte in solch einer Situation eher nachsichtig und freundlich begegnet werden. Aufbauende Worte helfen im Bau der Gemeinde Gottes.

Von Boten, Schafen und Böcken

Ein Wort zu den Boten, die Jesus als seine Brüder bezeichnet. Es steht nirgendwo, dass ein beauftragter Bote nur Freude und Zuspruch erleben wird. Jesus spricht hier sehr ernüchternd, in welche Lage ein Gesandter Gottes kommen kann. Die erlebte Anteilnahme von Gemeindegliedern bringt Hilfe und Entspannung in seine Notlagen. Letzten Endes sagt Jesus am Ende des Matthäusevangeliums: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Diese Zusage ermutigt seine Brüder, zuversichtlich das Leben zu meistern und in Bedrängnis auszuharren.

Noch ein Wort zu den Schafen und Böcken, die der Herr trennt. Noch heute ist es im Heiligen Land üblich, dass Schafe und Ziegen tagsüber gemeinsam weiden. Nachts trennt der Hirte dann die Schafe und die Ziegen. Die Ziegen brauchen einen wärmenden Unterstand, den die Schafe nicht brauchen. In Jesu Rede sind die Schafe die Sanftmütigen, die Ziegenböcke mehr die Meckerer.

In den Seligpreisungen im Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 5 hat Jesus gesagt: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“

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Kommentare (2)

Arthur W. /

Kann es sein, dass die Gläubigen, also die, denen Jesus die Sünden bereits vergeben hat, als Richter auftreten werden? Meiner Ansicht nach legt Paulus dies nahe, wenn er an die Gemeinde in Korinth mehr

Peter W. /

In vielen alten Gerichtssälen gab es nicht nur den Richterstuhl, sondern zusätzlich einen Logenplatz für den Landesfürsten. Denn „Gerichtsherr“ war der Landesfürst, und der Richter urteilte „im mehr