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/ Bibel heute

Freude über die Erlösung

Wilfried Schulte über Jesaja 44,21–28.

Gedenke daran, Jakob, und du, Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht! Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich! Jauchzet, ihr Himmel, denn der HERR hat’s getan! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darin! Denn der HERR hat Jakob erlöst, an Israel verherrlicht er sich.[...]

Jesaja 44,21–28

Es gibt Tage, an denen ich keine Nachrichten mehr lesen, hören oder sehen möchte. Es wird so viel über Krieg, Katastrophen und menschliches Leid berichtet. Die Fülle dieser leidvollen Meldungen kann ich nicht ertragen, ich kann sie nicht tragen. Ich kann aber auch nicht davor weglaufen und sie einfach ignorieren. Herausforderungen gehören zu meinem Leben, besonders dann, wenn sie mich persönlich betreffen. Not, Leid und Herausforderungen hat es immer gegeben, vom Ausmaß her vielleicht unterschiedlich viele, aber irgendwann trifft mich eine Not auch ganz persönlich.

In einer solchen Situation hilft es nicht, nur jemanden zu kennen, der einem Mut und Hoffnung gibt. Es bedarf auch einer Hinwendung, einer Zuwendung zu dem, der helfen kann und will.

Das Volk Israel befand sich in Babylonischer Gefangenschaft. Sie hatten ihren Auftrag als Gottes Volk, allen Völkern den Gott Israels als den wahren Gott zu verkünden, nicht erfüllt. Die Gefangenschaft war Gottes Gericht für ihr Fehlverhalten, aber den Vorwurf, dass Gott sie nicht sieht und sie ihm gleichgültig sind, lässt Gott nicht gelten. Er versichert ihnen, dass er sie sieht und ihre Not wahrnimmt. Mehr noch, er will ihre Schuld tilgen und sie erlösen. Der König Kyros wird es gelingen lassen, ihnen die Rückkehr ermöglichen und anordnen, dass Jerusalem wieder aufgebaut wird und dass sie ihre Aufgabe als Gottes Volk wieder erfüllen können.

Gottes Zuspruch durch den Propheten macht Mut und schenkt Hoffnung. „Gedenke daran, Jakob, und du, Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht!“

Gott vergisst nicht, dass sie sein Volk sind und er sie erwählt hat, um als seine Knechte sein Reich zu verkünden. Er will alles, was sie von ihm trennt, er will Missetat, Schuld und Sünde tilgen, ja sogar vernichten. Er tut all dies, damit sie wieder in seiner Nähe sind, unter seinem Segen. Der Grund zur Hoffnung für das Volk Israel liegt in Gottes Erlösung. Er ist der Gott, der vergibt, hilft und befähigt. Deshalb fordert er damals wie heute seine Kinder auf, sich vertrauens- und hoffnungsvoll ihm zuzuwenden.

Sie kennen bestimmt den Spruch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.  Sie ist bildhalft gesprochen der letzte Strohhalm, an den ich mich in einer notvollen Situation klammer.  Aber die Aussage sagt auch, dass die Hoffnung stirbt. Das ist wahr, solange es eine auf Menschen gegründete Hoffnung ist. Die Hoffnung, die Gott gibt, ist dagegen eine lebendige Hoffnung.

Im Neuen Testament lese ich im ersten Petrusbrief 1,3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

Ich kann sehr schnell, diese Erlösung, diese lebendige Hoffnung aus den Augen verlieren. Das wird sichtbar in meinen Reaktionen, wenn mein Leben aus den Fugen gerät. Wenn es nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn Krankheit und Schmerz in mein Leben kommen.

Wie reagiere ich in Zeiten der Not und Hoffnungslosigkeit? Das Jahr 2023 hat mich persönlich an Grenzen geführt. Eine Gürtelrose im Gesicht hat mich vollkommen ausgebremst. Nichts ging mehr. Ich musste alle Termine für die nächsten Monate absagen. Selbst jetzt, ein halbes Jahr später, sind die Nerven noch nicht zur Ruhe gekommen. In der schlimmsten Phase dieser Krankheit löste schon ein Lufthauch auf der Haut unerträgliche Schmerzen aus. Die Schmerzen, und auch die Unfähigkeit irgendetwas tun zu können, hat mir an Leib und Seele zugesetzt.

Wie bin ich damit umgegangen? Es gibt typische Reaktionen, die vielen Menschen, auch Christen, in einer solchen Situation, nicht fremd sind. Für mich habe ich hier 4 Phasen entdeckt, die ich in meiner Situation erlebt habe.

Zuerst kommt die Frage auf: Warum? Warum ich? Warum jetzt? Das habe ich nicht verdient. Ich bin doch unterwegs mit und für Gott. Ich setze mich dafür ein, dass andere Menschen ihn kennen lernen. Wenn diese Fragen aufkommen, ist mir bewusst, dass es auf das warum, wieso und wozu keine schlüssigen Antworten gibt. Trotzdem stelle ich mir diese Fragen und muss sie am Ende doch unbeantwortet stehen lassen.

In der zweiten Phase stehen mir auf einmal die vielen Unzulänglichkeiten meines Lebens vor Augen. Ich erkenne, ich bin, in den Worten des Apostel Paulus, ein elender Mensch. Ein Mensch, der versagt, Fehler begeht, Schuld auf sich lädt und es sicherlich verdient hat, jetzt so zu leiden.

In der nächsten Phase komme ich an einen Scheideweg. Ich muss mich entscheiden, wie will ich damit umgehen, reagiere ich mit Enttäuschung und Frustration? Werde ich wütend auf Umstände, Menschen oder sogar Gott? Wende ich mich von ihm ab? Kündige ihm die Freundschaft und das Vertrauen?

Ich begegne immer wieder Menschen, die sich genau an dieser Stelle von Gott abgewandt haben. Das liegt vielleicht daran, dass viele ihre Beziehung zu Gott wie einen Vertrag oder ein unausgesprochenes Abkommen verstehen. Ich leiste dies und jenes für Gott, und Gott sorgt dafür, dass es mir gutgeht. Hier hilft es zu wissen, dass das zutrifft, was wir beim Beten in die Worte fassen: „Unser Vater im Himmel“. Wir haben keine Geschäftsbeziehung mit Gott. Durch Jesus Christus sind wir Kinder des Vaters im Himmel.

Für mich stand in dieser Phase die Jahreslosung vor meinem inneren Auge: „Ich bin ein Gott, der dich sieht“. Genau das, was Gott, mit anderen Worten, seinem Volk in Babylon sagte: „Ich habe dich nicht vergessen“.Er ist unser Vater im Himmel. Vor kurzen traf ich mich mir einem Mann, der sehr viel Leid erlebt. Jahrelang war er im Gemeindedienst tätig gewesen, und jetzt geht ihm der Glaube verloren. AberGottes Wort lesen und auf Gott hören, davon wollte und konnte er nicht lassen. Wohin sollen wir gehen? Beten fiel schwer, aber die Hoffnung und Kraft sind bei Gott.

Mein Vater war mehr als unmusikalisch. Das hat er mir vererbt. Aber Gott hatte ihm zwei Fähigkeiten geschenkt. Er konnte Lieder anstimmen und er konnte Lieder sehr gut aus dem Englischen übersetzen. Eins dieser Lieder haben wir oft gesungen. Es war ein „Ohrwurm“ Lied.

Mein Herr kennt den Weg, der vor mir liegt, ich brauche nur zu folgen.
Kraft ihn zu gehen, zu widerstehen, der Sünde, der Welt und den Sorgen.
Mein Herr kennt den Weg, der vor mir liegt, ich brauche nur zu folgen.
Der Herr sei gepriesen allezeit, er ist der Fürst des Lebens.
Ihm sei die Ehr, Er ist der Herr der Treue, Er wird dich nicht lassen.
Der Herr sei gepriesen allezeit, er ist der Fürst des Lebens.

Dass Gott uns sieht und unseren Weg kennt und auf diesem Weg an unserer Seite ist, egal wie schwierig er auch sei, das gibt Hoffnung und tröstet die Seele.

Jesus sagte zu seinen Nachfolgern. Johannesevangelium, Kapitel 12, Vers 26 „Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“

Wir haben einen Vater im Himmel, der uns nicht vergisst. Darauf dürfen Sie fest vertrauen. Denn wir haben eine lebendige Hoffnung. Nicht die Umstände bestimmen unser Leben und auch nicht die Zufälle, sondern Gott, der den Weg kennt, der vor uns liegt und der verheißen hat, bei uns zu sein bis ans Ende der Zeit.

Er ist der Gott, der uns mit seinen Augen leiten will.
Der Gott der unsere Lasten teilt.
Der uns versteht.
Der uns sieht
Der uns nicht vergisst.

Darauf dürfen wir vertrauen. Das trägt in Zeit und Ewigkeit.

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