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/ Bibel heute

Kyrus als Werkzeug Gottes

Christian Hählke über Jesaja 45,1–8.

So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergriff, dass ich Völker vor ihm unterwerfe und Königen das Schwert abgürte, damit vor ihm Türen geöffnet werden und Tore nicht verschlossen bleiben: Ich will vor dir hergehen und das Bergland eben machen, ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen und will dir heimliche Schätze geben und verborgene Kleinode, damit du erkennst, dass ich der HERR bin, der dich beim Namen ruft, der Gott Israels.[...]

Jesaja 45,1–8

Das Volk Israel lebte damals schon mehrere Jahrzehnte im Exil. Die oberen Zehntausend waren nach Babel verschleppt worden. Der Prophet hatte vor dem Exil damals vergeblich gewarnt. Doch nun spricht er im Namen Gottes prophetisch vom bevorstehenden Eingreifen Gottes zugunsten der Verschleppten.

In meinem ersten Gedankengang will ich von dieser Heilsbotschaft sprechen. Der Prophet sagt, der HERR habe Kyrus gesalbt und zum König eingesetzt. Er habe ihn zu seinem Gesalbten gemacht. Das muss zuerst befremdlich in ihren Ohren geklungen haben. Hatte Gott früher nicht ihre Könige gesalbt und dadurch in das Amt eingesetzt? Und jetzt soll es so ein ausländischer Machthaber sein, den Gott einsetzt und gebrauchen will?

Ja, gerade das will Gott. Dies lässt er durch Jesajas Mund seinen traurigen Israeliten im Babylonischen Exil verkündigen. Gott werde mit Kyrus vorangehen. Er werde vor ihm Stadtmauern dem Erdboden gleich machen. Türen aus Bronze werde er aufbrechen und eiserne Riegel zerschlagen. Selbst die verborgenen Schätze und gut versteckte Reichtümer in Babel werde er Kyrus geben.

Warum dies alles? Gott tut es für seinen Knecht Jakob, also für Israel. Er habe es schließlich als sein Volk erwählt. Und nun komme die Zeit, dass der Perserkönig Kyrus sein Volk aus der Gefangenschaft befreien soll.

Die Ziele des Perserkönigs sind andere: Man kann aus den Menschen mehr herausholen, wenn sie in Freiheit dort leben, wo es ihnen gefällt. Für die verschleppten Israeliten war das ihre Heimat, die ihrer Vorfahren, also das Land zwischen Jordan und Mittelmeer. Dorthin ging hier im Exil ihre Sehnsucht. Und es scheint so, dass Gott nun den heidnischen König Kyrus gebrauchen will. Durch sein Eingreifen, durch seine Eroberung von Babylonien, soll endlich die lange Zeit der Knechtschaft seines Volkes im Exil zu Ende gehen.

Wir wissen heute, dass es genau so ja auch gekommen ist. Sie durften wieder zurück ins Land ihrer Vorfahren. Sie durften Jerusalem wieder aufbauen und mit einer Stadtmauer befestigen.

Interessant ist für mich der Gedanke, dass Gott dafür den heidnischen König Kyrus als sein Werkzeug gebrauchen will. Und so ist es dann auch gekommen, wie wir wissen.

Nun gehen in einem zweiten Gedankengang meine Überlegungen in unsere Zeit. Heute leben unter uns viele Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind. Es sind überwiegend Frauen und Kinder. Immer wieder hört man, dass sie nur vorübergehend hier leben wollen. Hier leben sie in äußerlicher Sicherheit. Doch ihre Gedanken sind oft in ihrer Heimat und bei den Männern im Verteidigungskrieg. Wann endlich wird er enden? Wann können die Geflüchteten wieder zurück, wenn sie es dann noch wollen?

Ich sehe noch keinen Propheten, der seinen Mund heute aufmacht und spricht. So wie damals die Babylonier durch die Perser besiegt wurden, und das Volk Israel wieder heimkehren konnte, so müsste heute eine starke Macht den Krieg beenden. Doch wer könnte das sein? Welche Allianzen müssten sich zusammentun, damit der Krieg beendet wird? Wer könnte heute der Kyrus sein?

Sie merken, ich bin kein Prophet. Ich kann nur Fragen stellen. Doch aus der Geschichte habe ich gelernt, dass Unrecht nicht ewig die Oberhand behält. Ich bete, dass Gott, der Schöpfer der Welt, bitte eingreifen möge, vielleicht auch mit Menschen, die beim ersten Ansehen keine gottesfürchtigen Menschen sind.  - Herr, erbarme dich unser!

Und nun möchte ich im dritten Gedankengang unseren Blick auf den HERRN richten. Von Vers 5 bis Vers 8 - in unserem heutigen Bibelabschnitt - geschieht genau das.

5 „Ich bin der HERR, ich bin der einzige, außer mir gibt es keinen Gott.

6 Überall auf der ganzen Erde sollen sie erkennen, dass ich allein Gott bin, der HERR, und sonst keiner.

8 Öffne dich, Himmel! Sende Rettung auf die Erde herab wie Regen! Die Erde lasse Heil und Frieden aufspießen! Dies bewirke ich, der HERR, der Schöpfer.“

Ich habe ein Kinderlied im Gedächtnis, das wir öfters singen, auch mit Handbewegungen:

1. Er hält die ganze Welt in seiner Hand.
    Er hält die ganze Welt in seiner Hand.
    Er hält die ganze Welt in seiner Hand.
    Gott hält die ganze Welt in seiner Hand.

2. Er hält die Dicken und die Dünnen in seiner Hand. 
    Er hält die Dicken und die Dünnen in seiner Hand.
    Er hält die Dicken und die Dünnen in seiner Hand.
    Gott hält die ganze Welt in seiner Hand.

3. Er hält die Großen und die Kleinen in seiner Hand.
    Er hält die Großen und die Kleinen in seiner Hand.
    Er hält die Großen und die Kleinen in seiner Hand.
    Gott hält die ganze Welt in seiner Hand.

Und dann kann man sich noch weitere Strophen ausdenken und die dann auch singen.

Ich selbst kenne auch Situationen im Leben, die mir ausweglos erscheinen. Doch ich erlebe auch frohe und hoffnungsvolle Augenblicke. Und wie geht es Ihnen?

Ich beende meine Auslegung mit dem Hinweis auf Dietrich Bonhoeffer. Im Angesicht seines evtl. bevorstehenden Todes dichtete er 1944, was heute viele Christen tröstlich beten oder singen:

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Ihr Kommentar

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Kommentare (1)

Sigrid K. /

Lieber Herr Hählke, sehr gute Auslegung, voll Zuversicht und Vertrauen in Gottes Führung und Weisheit. Vielen Dank! Bleiben Sie Gott befohlen.
herzliche Grüße
Sigrid K.