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/ Wort zum Tag

Wie man sich den Tag nicht versaut

Martin Scott über Jakobus 1,22.

Die Formel, wie Sie sich schon morgens den Tag versauen können?

Ganz einfach: Verschlafen, ungeduscht und unter Stress aus dem Haus und dem ersten Menschen, dem Sie begegnen, das ins Gesicht sagen, was Sie gerade so denken und fühlen. Dem Erzieher, der Kollegin oder dem Bäckereifachverkäufer ...

Fröhlich all diesen Personen Ihren Stress ins Gesicht gebrüllt, und wenn Sie über einen Funken Selbstreflektion und Gewissen verfügen, haben Sie den restlichen Tag lang sehr gut Beschäftigung mit sich selbst. Denn im Grunde ... hatten Sie einfach keine Zeit, sich ein wenig Gedanken darüber zu machen, was Sie eigentlich brauchen und was Sie deshalb sagen.

Sie kennen die Mahnungen der Gegenwart? Z. B.: Lebe achtsam; achte auf deine Gedanken; vermeide Stress; plane sorgfältig; tue das, was dir guttut; höre anderen gut zu, äußere deine Meinung mit Bedacht und sei stets offen zum konstruktiven Meinungsaustausch.

Was so klingt, als sei es eine Modeerscheinung mit maximal 30 Jahren auf dem Buckel, ist ein 2000 Jahre altes geschriebenes christliches Bibelwort. Jakobus gab es den Lesern seines – vermutlicherweise – Rundschreibens mit.

Er schrieb: Jeder Mensch sollte schnell im Hören sein, aber langsam im Reden und noch langsamer im Zorn. Legt alles Unsaubere ab – man würde heute sagen: Wachst in eine gute Haltung hinein, möglichst einem jedem gegenüber und trainiert die Sanftmut; seid aber vor allem Täter des Wortes, nicht nur Hörende – mit anderen Worten: Tut, was ihr glaubt und hört nicht nur sprachlos zu.

Dann werdet ihr zu Menschen, die es dennoch schaffen, obwohl sie auch mal verschlafen oder unter gewaltigem Stress stehen, anderen Menschen gegenüber eine geduldige, freundliche und möglichst Wut-lose Haltung einzunehmen.

Der Jakobusbrief hat schon immer herausgestochen aus der Vielzahl der neutestamentlichen Briefe. Sie müssen nicht Christ sein, um das nachvollziehen zu können.

Während in vielen anderen Schriften des Neuen Testamentes vor allem davon die Rede ist, was dem Menschen von Jesus her zu glauben empfohlen ist, nimmt Brief-Schreiber Jakobus eine andere Haltung an:

Christ zu sein bedeutet – da gibt es etwas zu tun. Z. B. einzuüben, einen Armen genauso anzusehen wie einen Reichen - oder auch Menschen unter die Arme zu greifen, die wenig Geld oder wenig Nahrung oder wenig Bekleidung haben.

Dies alles mündet in die Tageslosung ein von heute: Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein.

Nicht nur Beten, sondern selbst auch tun. Nicht nur Lobpreis, sondern auch für Stumme die Stimme erheben. Nicht nur Bibel lesen, sondern auch lernen, die Bedürfnisse anderer zu verstehen.

Und ihr heutiger Sprecher des „Worts zum Tag“ weiß selbst sehr genau, wovon er da spricht.

Martin Luther, der Reformator und Bibelübersetzer aus dem 16. Jahrhundert, ordnete den Jakobus-Brief sehr weit hinten an im Neuen Testament. Für ihn war das die „stroherne Epistel“ – wir würden heute vielleicht so was sagen wie: ein längeres Schreiben ohne gravierenden Inhalt.

Aber da wäre ich vorsichtig.

Es ist immerhin auch Jesus, der beispielsweise im Matthäusevangelium sagt: „Was du einem meiner geringsten Brüder getan hast, das hast du mir getan.“

Oder auch nicht.

Täter des Worts zu sein, und nicht bloß Hörer – das ist wie Weihnachten an 364 anderen Tagen des Jahres: Gott kommt z. B. zur Welt durch Ihr und durch mein Tun.

Oder auch nicht.

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Kommentare (2)

Verena W. /

Wie wahr!
Nach einer stressigen Frühschicht in der Pflege muss ich aber dazu sagen, es ist auch für uns Christen immer wieder tröstlich aus der Vergebung zu leben , falls wir das eine oder andere Mal mehr

Hans H /

So ist das Wort, zu dem uns Jesus aufgefordert hat gut zu begreifen. Danke Martin Scott