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„Du bist aber ein Schaf!“

Jürgen Barth über Psalm 79,13.

Wir, dein Volk, die Schafe deiner Weide, danken dir ewiglich und verkünden deinen Ruhm für und für.

Psalm 79,13

Gefällt es Ihnen, wenn jemand zu Ihnen sagt: „Du bist aber ein Schaf!“? – Wahrscheinlich nicht. Denn das ist kein Zeichen von Anerkennung und Wertschätzung. Das ist eher eine Beleidigung, ein Schimpfwort. – Das Schaf ist dumm. Es lässt alles über sich ergehen und kann sich nicht richtig wehren. Es ist orientierungslos und hilflos. Es ist ein Herdentier und kann alleine nicht oder nur schlecht leben. So denken viele Menschen über das Schaf.

Nun ist im Psalm 79, Vers 13 auch von Schafen die Rede. In Psalm 79,13 heißt es: „Wir, dein Volk, die Schafe deiner Weide, danken dir ewiglich und verkünden deinen Ruhm für und für.“

Mit den Schafen sind hier die Menschen des Volkes Israel gemeint. Sie bezeichnen sich selbst als „Schafe“ – aber nicht, weil sie dumm sind und alles über sich ergehen lassen und sich nicht wehren können. An diesem Vergleich ist ihnen etwas ganz anderes wichtig und bedeutsam. Das unterstreicht ein anderer Psalm, der wohl der bekannteste ist – Psalm 23. Dort heißt es: Der Herr ist mein Hirte…

Um diese Beziehung, um diesen „Bezugspunkt“ geht es vor allem, wenn sich die Menschen des jüdischen Volkes als Schafe bezeichnen und verstehen. Sie haben in ihrer langen Geschichte Gott wie einen „guten Hirten“ erlebt, der für seine „Schafe“ sorgt und sie auch versorgt. Der sie beschützt und der sie auf gute Weide und ans frische Wasser führt – und der auch in den dunklen Tälern bei ihnen ist. Hirte und Herde, das gehört einfach zusammen. Diese Verbindung und Beziehung bestimmte das Leben und den Glauben des jüdischen Volkes.

Dieser Glaube geriet in die Krise, als fremde Völker in Israel eingedrungen sind. Sie haben die Stadt Jerusalem verwüstet und den Tempel zerstört. Er war viele Jahrhunderte für das jüdische Volk ein Garant für die Sicherheit und Fürsorge Gottes. Der Tempel - ein Ort der Anbetung Gottes und das zentrale Heiligtum. - Das jüdische Volk ist zum Gespött der umliegenden Völker geworden. Und mit dem Volk auch ihr Gott. Man macht sich über sie und über Gott lustig und spottet: „Wo ist nun euer Gott? Kann er oder will er euch nicht helfen?“ Die Menschen klagen Gott ihr Leid mit den Worten des 79. Psalms – einem Klagepsalm. Sie bitten Gott um Hilfe, um sein Eingreifen und um Rettung. Und dann schließt dieser Klagepsalm mit dem heutigen Bibelwort, das einen ganz anderen Klang hat als die Klage. Es ist ein Lobgelübde, ein Lobversprechen - „Wir, dein Volk, die Schafe deiner Weide, danken dir ewiglich und verkünden deinen Ruhm für und für.“

Darum geht es: um Lob und Dank! Gott ist der Schöpfer und Herr der Welt. Er soll geehrt werden. Damals wie heute. Auch wir sind eingeladen, Gott zu loben und zu danken und ihn zu ehren. Damit wäre schon viel gewonnen, wenn wir uns z. B. am Beginn eines jeden neuen Tages die Frage stellen: Wie und womit kann ich heute Gott loben? Oder wenn wir uns im Rückblick auf den Tag fragen: Wofür kann ich heute Gott danken und ihn loben?

Wer sich die Mühe macht und intensiv darüber nachdenkt, der wird genügend Gründe zum Loben und Danken finden. Loben und Danken, das sich ausdrückt in einem Gebet oder auch in einem Lied. Loben und Danken, das vor allem durch einen glaubwürdigen Lebensstil noch klarer wird.

„Du bist aber ein Schaf!“ – Ja, das bin ich. Ich will es nicht als Schimpfwort oder Beleidigung verstehen, sondern als „Ehrenbezeichnung“. Weil ich zu Jesus Christus gehöre, dem guten Hirten. Er hat dieses Bild vom Hirten und der Herde aufgenommen und auf sich und die Menschen bezogen, die ihm nachfolgen. Ich bin froh und dankbar, dass ich in seiner „Herde“ – nämlich in der Gemeinschaft mit anderen Christen – leben und Gott loben kann.

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