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Das richtige Augenmerk

Matthias Adt über 2. Timotheus 2,22.

Jage nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.

2. Timotheus 2,22

Paulus, Du erstaunst mich. Kann man nach etwas jagen, was man schon hat? Ist nicht Christus unsere Gerechtigkeit und unser Friede? Ist nicht Gottes Liebe ausgegossen in unser Herz? Ist nicht der Glaube eine gewisse Zuversicht? Und nun forderst Du uns auf, dies alles zu erjagen? Ist das nicht ein Widerspruch? Was nun - haben wir‘s oder haben wir‘s nicht?

In seinen Briefen an Timotheus will Paulus nicht die zentralen Geschenke infrage stellen, die Christen bekommen haben. Sein Thema ist vielmehr, dass diese Geschenke nicht nur als Eigentum in der Schublade liegen, sondern mehr und mehr unsere Persönlichkeit prägen und zur Reife bringen.

Es gibt so vieles, was uns ablenkt. So vieles, was unsere Phantasie vergiftet. So vieles, was uns stumpf werden lässt. So vieles, was uns Heilsgewißheit raubt. Paulus benutzt die Welt von Sportlern, Soldaten und verschiedenen Berufsgruppen, um deutlich zu machen, wie die Heilsgeschenke unsere Persönlichkeit prägen können.

Jage nach. Mein Vater arbeitete im Wald und war Jäger. Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehören viele gemeinsame Abende auf dem Hochsitz. Ausdauer war angesagt. Warten wir noch oder brechen wir ab? war oft die Frage. Prioritäten setzen war angesagt.

Oft schwirrten Moskitos und krabbelten Ameisen herum, aber kein Mucks war erlaubt, der das Wild verscheuchen könnte. Stillhalten, auch wenn‘s juckt. Zielklarheit war angesagt. Oft erzählte mein Vater die Geschichte des Kollegen, der es auf ein Wildschwein im Kartoffelacker abgesehen hatte. Gerade als er abdrücken wollte, richtete sich das vermeintliche Wildschwein auf und entpuppte sich als Kartoffeldieb. Volle Aufmerksamkeit war angesagt, sonst konnte der entscheidende Moment verpasst werden.

Wer auf der Jagd ist, kann nicht gleichzeitig anderes tun. Wer zwei Hasen auf einmal erwischen will, kriegt gar keinen. Aber auch Grenzen respektieren war angesagt. Ohne Büchsenlicht, wenn man keinen roten mehr von einem grünen Faden unterscheiden konnte, durfte man nichts mehr riskieren.

Zurück zu Paulus und Timotheus. Paulus will Timotheus helfen, dass er sich nicht verzettelt in der Fülle der Möglichkeiten. Dass er nicht Streit anzettelt über zweitrangige Themen. Dass sein Leben nicht einer Zettelwirtschaft gleicht. Timotheus muss nicht machen, was alle machen. Er muss nicht denken, was alle sagen. Er muss sich nicht kaputtmachen lassen von den Erwartungen der anderen.

Sein Leben soll eine Handschrift tragen. Eine Linie bekommen, eine Dynamik. Eine Grundrichtung. So wie ein Jäger Prioritäten setzt, soll er darauf achten, wie er Zeit und Kraft einsetzt. Womit er seine Phantasie füttert. Was ihn ablenkt und zerstreut. So wie ein Jäger sich auf ein Ziel konzentriert, soll sein Leben ein Ziel haben. Weil Christus schon sein Friede ist und seine Gerechtigkeit; weil die Liebe schon ausgegossen ist in sein Herz, weil er schon eine feste Zuversicht hat, kann er seine Zeit, seine Kraft und seine Phantasie ganz darauf konzentrieren.

Wie gut, dass wir diesen Brief von Paulus an Timotheus haben. In der Zeit von work-life balance und unendlich vielen anderen Beratungsangeboten hilft er uns, nicht im Burnout oder in der Langeweile zu landen, sondern bei Jesus, der unsere Persönlichkeit prägt.

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Kommentare (2)

Stefan K. /

GUten MOrgen Herr Pfarrer Adt.
Diese Predigt hab ich mir nun schon ein drittes mal gegönnt, und das war heute nicht das letzte mal. Ganz lieben Dank mit einem ganz lieben Gruß.

Walter H. /

Herzlichen Dank für Ihren wertvollen Beitrag