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Wenn nicht du, wer dann?

Günter-Helmrich Lotz über Psalm 119,94.

Wenn unsere Tochter früher irgendwo nicht weiterkam, sagte sie einen bestimmten Satz zu mir, an den ich mich gut erinnere: „Hilf mir, du bist mein Vater“.

Damit sprach sie zweierlei aus. Zum einen ihr Vertrauen. Ich war der, der ihr schon geholfen hatte und der das wohl auch jetzt tun könnte. Und zum anderen beinhaltete der Satz eine Verpflichtung für mich. Du bist mein Vater, also bist du für mich verantwortlich und ich kann deine Hilfe zu Recht erwarten.

Den Psalmbeter verstehe ich ähnlich, wenn er zu Gott sagt: „Ich bin dein, hilf mir“ (Psalm 119,94).

Er ist wahrlich auf Hilfe angewiesen, weil er sich in Lebensgefahr befindet. Und das schon länger, so dass er Gott herausfordert mit Fragen wie: Wann tröstest du mich? Wie lange soll dein Knecht warten? Wann willst du Gericht halten über meine Verfolger? Fragen, die Gläubigen nicht fremd sind, wenn sie Schweres durchmachen. Aber in diesen Fragen schwingt auch das Vertrauen mit. Wenn einer helfen kann, dann du, Gott. Denn in der Vergangenheit habe ich das schon oft genug erlebt. Der Beter beruft sich auf das, was Gott zugesagt hat und erinnert sich an erfahrene Hilfe von Gott. Damit bringt er sein Vertrauen zum Ausdruck.

Andererseits behaftet er Gott bei seiner Verpflichtung.

Ich bin dein. Du bist mein Schöpfer. Mein Leben kommt von dir und hängt an dir. Darum bist du es jetzt, der es erhalten soll. Ich bin dein Kind, darum erwarte ich von meinem Vater im Himmel jetzt Hilfe. Außerdem bin ich dir mein ganzes Leben treu gewesen. Darum sei du jetzt, treuer Gott, mein Retter.

Irgendwie erinnert mich der Beter auch an Jakob, der von Gott massiv bedrängt wird und mit ihm ringt. Da klammert sich Jakob an Gott und stellt ihm Bedingungen. Ich lasse dich erst los, wenn du mich gesegnet hast. Das Ergebnis: Gott erklärt Jakob zum Sieger, doch Jakob behält zeitlebens einen Hüftschaden und muss hinken, aber er empfängt den erbetenen Segen.

Wer sein Leben Gott anvertraut hat, darf sich an ihn klammern, wenn er droht unterzugehen.

Er darf mit Gottes Hilfe rechnen, auch wenn er nicht unbeschadet bleibt. Auch der Apostel Paulus hatte von Gott das Versprechen erhalten, er werde Paulus beschützen. Und trotzdem musste er manche Prügel einstecken. Bei Gott gibt es keine Rundumversicherung, aber wer sich an ihn klammert, wird gehalten.

Wer Gott in seiner Bedrängnis um Hilfe bittet, darf sicher mit ihr rechnen. Mehr als meine Tochter mit meiner Hilfe gerechnet hat.

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