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Ich nicht!

Herbert Laupichler über Matthäus 21,28-29.

Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Ich will nicht. Danach aber reute es ihn, und er ging hin.

Matthäus 21,28-29

Nach einem triumphalen Einzug in Jerusalem, dem Hinauswurf der Geschäftemacher aus dem Tempel, steht Jesus dort und lehrt. Dringt damit ein in den Bereich der Hohenpriester und der Ältesten. Obwohl Jesus sich bereits für das Volk Israel als der vorhergesagte Messias erwiesen hatte, fragen ihn die geistlichen Führer jetzt nach seiner Vollmacht. Rede und Gegenrede wechseln ab und dann erzählt Jesus ein Gleichnis und fragt sie in der ersten Hälfte:

Was meint ihr aber hierzu? Ein Mensch hatte zwei Söhne, und er trat hin zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh heute hin, arbeite im Weinberg!

Der aber antwortete und sprach: Ich will nicht. Danach aber gereute es ihn, und er ging hin. (Matthäus 21, Verse 28 und 29)

Die Zuhörer damals werden sich gewundert haben. Da tritt ein Mensch zu seinem Sohn und spricht mit ihm. Doch das war nach damaliger Sitte eigentlich gar nicht üblich. Denn in jener Zeit ruft ein Vater seine Kinder und sie wären zu ihm gekommen, um sich ihre Aufträge abzuholen.

Der Mensch spricht: Mein Sohn, gehe heute hin. Für mich hört sich das mehr nach einer Bitte an als nach einem Befehl.

Beschämt muss ich zugeben, dass ich als Kind und Heranwachsender auch meinen Eltern oft an den Kopf geworfen habe: Ich will nicht. Natürlich wählte ich dann mit dem Älterwerden immer diplomatischere Worte. Da mussten noch Hausaufgaben erledigt werden oder es wurde darum gefeilscht, wann der Auftrag denn auszuführen wäre. Morgen ist doch auch noch Zeit dafür oder nächste Woche. Mal sehen, keine Lust.

Heute behaupte ich als Vater von fünf Kindern, dass dieses Verhalten wohl erblich sein muss.

„Ich will nicht“ sagt der erste Sohn. Danach gereut es ihn und er geht. Was ihn dazu letzten Endes getrieben hat, doch der Bitte des Vaters zu folgen, das wissen wir nicht. Es scheint Jesus aber auch nicht wichtig zu sein. Ausschlaggebend ist, dass der erste Sohn seinen Unwillen bereut und danach in den Weinberg geht.

Einmal gefällte Entscheidungen können also korrigiert werden und lassen sich ändern, wenn sie als falsch erkannt werden. Umkehr ist möglich.

Auch ich habe oft mein trotziges „Ich will nicht“ gegenüber meinen Eltern zurückgenommen und ihren Bitten entsprochen. Vielleicht waren mir Zweifel gekommen, ob dieser Unwille richtig war. Oder ich spürte, wie sich das Klima zu Hause abkühlte. Aber auch meinen Eltern war es wichtig, dass ich schließlich tat, um was sie mich gebeten hatten.

In der Bibel begegnen uns mehrfach Menschen, die auch erst nicht wollen und später dann doch Gottes Geboten folgen. Ich denke an Mose, den späteren Anführer des Volkes Israel. Trotz einer eindrucksvoller Gottesbegegnung am brennenden Dornbusch weigerte sich Mose zunächst, nach Ägypten zu ziehen. Um das Volk zu befreien.

Mir fällt auch der Prophet Jona ein. Der sollte auf das Wort des Herrn hin in die Stadt Ninive gehen, um die Bewohner zur Umkehr von ihren bösen Wegen zu bewegen. Jona geht dann auch, aber in die falsche Richtung. Und Gott muss den Himmel, das Meer und einen großen Fisch in Bewegung setzen, um Jona wieder zurückzubringen.

In dieser ersten Hälfte des kleinen Gleichnisses kann ich viel Menschenkenntnis, Verständnis und Zuneigung entdecken. Jesus weiß um das Hin und Her unserer Herzen. Er hält das aus, dass auch wir Christen einmal falsch liegen können. Er rechnet damit, dass wir Fehler machen in unserem Leben.

Aber Jesus schätzt es sehr, wenn wir uns korrigieren lassen. Vielleicht durch unser Gewissen und durch die Leitung des Heiligen Geistes. Und was mich besonders begeistert ist: Jesus macht uns das frühere „Ich will nicht“ nie mehr zum Vorwurf.

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