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Schlagfertig

Wolfgang Buck über Lukas 11,28.

Jesus spricht: Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.

Lukas 11,28

Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; dass sie hin und her laufen und des HERRN Wort suchen und do

Amos 8,11–12

Dieser Satz begleitet mich schon seit meiner Konfirmandenzeit, weil er in der gottesdienstlichen Liturgie immer wieder zitiert wurde. Hören und bewahren hieß für mich damals einfach nur „möglichst nicht vergessen“, strahlte für mich also etwas sehr Passives aus.

Inzwischen weiß ich, dass man das griechische Wort des Grundtextes aber auch mit „beachten“ und „sich daran halten“ übersetzen kann. Die Gute-Nachricht-Bibel übersetzt deshalb treffend „und danach leben“, im Zusammenhang also: 

Mehr noch dürfen sich die freuen, die Gottes Wort hören und danach leben.

Das ist etwas ganz Anderes, als das Wort Gottes still und tief innen irgendwo abspeichern.

Wie so oft ist auch hier der Zusammenhang wichtig, in dem Jesus dieses Wort sagt: Eine unbekannte Frau unter seinen Zuhörern bricht in einen begeisterten Zwischenruf aus:

„Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast.“ (Lk 11,27) Sie beneidet also Maria und wünscht sich, Jesus schon immer so innig nahe gewesen zu sein wie sie.

Jeder bekannte Evangelist kennt solche weiblichen Fans, manche nennen sie auch etwas spöttisch „Altarschwalben“. Sie hängen ihm an den Lippen, schwärmen für ihn, manche reisen ihm sogar von Veranstaltung zu Veranstaltung nach und loben ihn überall in höchsten Tönen. Manche glauben sogar, nur bei einem einzigen Verkündiger gesegnet zu werden. Zu gerne wäre diese Frau wohl in die Rolle der Maria geschlüpft, so überschwänglich verehrt sie Jesus, so nahe möchte sie ihm sein.

Aber der fühlt sich gar nicht geschmeichelt, sondern weist sie mit seiner Antwort in die Schranken – aber gleichzeitig sagt er ihr auch, was wirklich wichtig ist: Nicht der Personenkult um Jesus, nicht die Träume einer grenzenlos von Jesus begeisterten Frau, sondern:

Selig sind, die das Wort Gottes hören und sich daran halten.

Das ist etwas ganz Anderes als Begeisterung für Jesus. Eine Begeisterung kommt – und geht meist auch wieder. Sich an die Worte Jesu zu halten ist eine Lebensaufgabe, mit der man nie fertig wird. Jesus braucht keinen Fanclub, sondern Nachfolger.

Nachfolge – das ist sein Thema auch sonst.

Auch im weiteren Verlauf der Erzählung nervt ihn die Oberflächlichkeit der Leute. Sie verehren ihn nicht nur wie einen Star, sie verlangen auch noch nach spektakulären Zeichen. Bei Jesus muss was los sein, es muss sich doch lohnen, mit ihm zu gehen. Aber auch da verweigert sich Jesus und erinnert z. B. daran, dass damals bei Jona die Leute nicht so oberflächlich blieben, sondern in sich gingen und umkehrten.

„Nachfolge“ nennt Jesus es oft, Alltagsgestaltung aus Glauben heraus würden wir heute übersetzen, darum geht es ihm. Und das ist eine Lebensaufgabe. Dafür schreibt Paulus später seine Briefe, und dazu dienen christliche Gemeinde und Predigt bis heute: Menschen zu begleiten auf dem Weg in den Glauben und auf dem Glauben – lebenslang.

„Und lehret sie halten alles, was ich Euch befohlen habe“, mit diesen eindringlichen Worten verabschiedet er sich sogar nach Mt. 28 von seinen Jüngern.

Jesus bewundern, verehren, ihm Loblieder singen – das ist alles relativ einfach. Jesus nachfolgen im Alltag, nach seinem Willen zu fragen, sich auch korrigieren zu lassen von seinem Wort – das ist entschieden mehr, und erst da lohnt sich der Glaube wirklich.

Ob die Frau damals das alles verstanden hat? Ich weiß es nicht. Aber ich staune, wie schlagfertig Jesus immer wieder ist und uns auf das Wesentliche hinweist – irgendwie bis heute.

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Kommentare (2)

Ruth N. /

Danke für die Worte

Verena W. /

Dazu fällt mir die Aussage Jesu ein :"Was nennt ihr mich" Herr, Herr "und tut nicht was ich sage."Danke für die Auslegung - der Unterschied zwischen echter Nachfolge und bloßen Lippen Bekenntnisse, die sich leider nicht in" Früchten der Tat" zeigen, wurde deutlich.