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Gut zu wissen

Uwe Winkler über 1. Johannes 5,15.

Zwei Personen unterhalten sich. Eine Person redet und erzählt von ihren Erlebnissen des letzten Urlaubs. Sie hat viel zu erzählen. Die andere Person hört zu. Es ist spannend, was diese Person zu sagen hat. Es entsteht beim Zuhörer ein großartiges Bild von den Ereignissen. Auch wenn sie nichts sagt, ist sie ganz dabei. 

Eine ganz andere Situation bietet sich mir in der Öffentlichkeit. Immer wieder sehe ich auf den Straßen Menschen, die mit großen Plakaten auf sich aufmerksam machen. Sie bringen in kurzen Sätzen ihr Anliegen in die Gesellschaft. Sie wollen gehört werden. Aufmerksamkeit durch Öffentlichkeit. Oder eine ganz alltägliche Unterhaltung in einer Familie. Manchmal überwiegt der Satz „Wie oft habe ich dir das schon gesagt“. Das ist dann eine Ermahnung, um endlich gehört zu werden. 

Es ist für mich immer ein sehr gutes Gefühl, wenn ich im Gespräch mit meinem Gegenüber spüre, dass ich gehört werde. Das hat dann auch mit einem gegenseitigen Vertrauen zu tun.

Unterschiedliche Möglichkeiten kennen wir beim Reden und Hören.

Mit welcher Variante erleben Sie das Reden mit Gott? Im 1. Johannesbrief Kapitel 5, Vers 15 steht der kurze Satz: „Wir wissen, dass er uns hört“.

Es ist Gott, mit dem ein Gespräch stattfindet. Ganz selbstverständlich wird in dieser Aussage vom Hören Gottes geredet. Es gehört zu seinen Merkmalen, dass er nicht gehörlos ist. Er ist kein abstraktes, unpersönliches Etwas.

In einem Gespräch geben und empfangen wir. Je intensiver zwei Personen einander kennen, braucht es gar nicht viele Worte, um den anderen zu hören. Wir geben aneinander Anteil. So ist es auch bei Gott. Ob wir laut oder leise mit ihm reden, ob wir viele Worte machen oder wenige, ist da ganz unerheblich. Gott hat immer ein Ohr für uns. Woran mag es liegen, dass mitunter der Eindruck aufkommt, nicht gehört zu werden? Da passiert es schon, dass ich denke: „Ich kann sagen, was ich will, er nimmt mich gar nicht wahr“. Da schwingt eine ganze Menge an Emotionen in der Beziehung mit.

Ganz anders war meine Erfahrung bei einem taubblinden Menschen. Er hat aus der Atmosphäre seiner Wahrnehmungen „gehört“, wie mir zu Mute ist. Da war ich dann sprachlos, wie seine Wahrnehmung geschieht.

Es ist schon stark, wenn hier steht, „wir wissen“. Damit wird ein weiterer Sinn angesprochen. Das griechische Wort bringt das Wort „wissen“ mit „sehen“ in Verbindung. Weil ich etwas sehe, kann ich es auch wissen. Habe ich diese Beziehung zu Gott, sehe ich ihn mit den Augen des Herzens. Ich spüre den Frieden und sehe, welche Folgen daraus in meiner Umgebung entstehen. Mit den Augen im Kopf sehe ich die Auswirkungen eines Menschen, der sich auf Gott verlässt. Ich sehe seine Dankbarkeit und seine Hoffnung.

Ganz treffend reden wir vom Gehörsinn oder auch vom Sehsinn. Unsere Eindrücke werden im Zusammenspiel dieser Wahrnehmungen vollständig. Das Gespräch mit Gott steht auch in diesem Zusammenhang. Hören und Reden drückt immer eine Beziehung aus. Beim Reden mit Gott ist das zuerst eine Erfahrung der Beziehung. Ich bin zuerst dankbar, dass ich von Gott gehört werde. Ich bin ihm wichtig. Aus diesem Wissen heraus kann ich mit ihm reden. Dieses Gespräch hat dann beides zum Inhalt.

Mir fällt der Besuch bei einem Nachbarn ein. Ich war fast eine ganz Stunde bei ihm und er erzählte ohne Unterbrechung. Zum Schluss sagte er: „Ich danke Ihnen für das nette Gespräch.“ Ich dachte mir, wenn ihm das gut getan hat, wird es seinen Sinn gehabt haben. Ein Gespräch war das jedoch nicht.

Ich ertappe mich, dass ich das mit Gott auch manchmal so mache. Ich rede unaufhörlich und mir kommt es kaum in den Sinn, auch einmal zu hören. Ich habe da schon einiges gelernt und lerne immer noch. Mir gibt es eine innere Ruhe, dass ich von Gott gehört werde. Ich mache die Erfahrung, dass ich meine Anliegen bei ihm gut aufgehoben weiß.

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