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Geduld ist gefragt

Dorothee Döbler über Klagelieder 3,25.

Der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

Klagelieder 3,25

Geduld ist gefragt – manchmal über Jahrzehnte.

Eine Freundin von mir hat Schwierigkeiten mit ihrer Mutter. Jedes Mal, wenn die beiden sich treffen, geraten sie aneinander. „Sie hört mir einfach nicht zu!“, beschwert sich meine Freundin. „Es zählt nur ihre Meinung, und immer hat sie Recht. Ich kann mir jedes Mal stundenlange Monologe anhören. Und wenn ich mal was sage, dann wartet sie nur darauf, dass sie wieder dazwischenreden kann. Und dann muss ich mir anhören, was ich anders und besser machen soll. Es ist ja sowieso immer alles falsch, was ich sage und tue.“

Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass meine Freundin den Kontakt zu ihrer Mutter überhaupt noch aufrechterhält. „Aber es ist doch meine Mutter“, sagt meine Freundin dann. „Irgendwie muss ich doch einen Weg finden, mit ihr klarzukommen. Ich bete schon so lange dafür zu Gott.“ Ich bewundere ihre Beharrlichkeit. Bei jedem Besuch wird sie aufs Neue verletzt. Und trotzdem lässt sie nicht davon, nach Heilung zu suchen und Gott darum zu bitten.

Ich fühle mich hilflos, weil ich ihr nicht weiterhelfen kann. Ich kenne sie, und ich kenne ihre Mutter. Und ich kann nicht mehr zählen, wie oft wir über dieses Problem gesprochen haben. Aber ich merke, das bringt sie nicht voran. Ob es hilft, wenn jemand von außen auf das Problem schaut? Der ERF bietet auch Seelsorge an. Man meldet sich bei einem Seelsorgeportal an, die Anfrage wird an einen Seelsorger oder eine Seelsorgerin weitergeleitet, und mit diesem oder dieser tauscht man sich dann über Mails aus.

Meine Freundin hat es ausprobiert. Sie kam in Kontakt mit einer Seelsorgerin, mit der sie sich gut verstanden hat. Gemeinsam haben sie es tatsächlich geschafft, dass die Kommunikation zwischen meiner Freundin und ihrer Mutter jetzt besser läuft. Meine Freundin hat sich gewünscht, dass die beiden in diesem Mail-Austausch auch beten. Sie hat Gott nicht losgelassen mit ihren Bitten, dass er Heilung schenkt. Sie hat darauf vertraut, was in den Klageliedern steht:
Der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

Meine Freundin ist mir darin zum Vorbild geworden: nicht aufzuhören zu hoffen, auch wenn eine Situation ausweglos erscheint. Nicht aufzuhören, auf Gott zu vertrauen, auch wenn man meint, Gott erhört das Gebet nicht. Nicht aufzuhören, Gott in sein Leben mit hineinzunehmen, weil Gott uns viel zu sehr liebhat, als dass er nicht auf all unsere Gebete hört. Denn:
Der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

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Kommentare (3)

Rainer /

Super Erläuterung zum Bibeltext. Praxisnah, direkt aus dem Leben mit biblischen Bezug. Ich finde diese Art von Erläuterung am Allerbesten: zum überwiegenden Teil etwas aus dem eigenen Leben in Bezug mehr

Andrea /

Das hat mich sehr ermutigt weiter im Gebet zu bleiben. Auch ich habe so Probleme mit meiner Mutter und es scheint aussichtslos. Doch Gott sieht mich und meine Mutter!

Maria K. /

Danke, sehr ermutigend! Gibt es diese Seelsorge im ERF jetzt auch noch? Ich habe dieses Portal nicht gefunden...