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/ Wort zum Tag

Das Kreuz mit dem Kreuz

Klaus Jürgen Diehl über 1. Petrus 3,18.

Christus hat gelitten, ein für alle Mal um der Sünden willen, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führe.

1. Petrus 3,18

Um die Frage, warum Jesus sterben musste, wird in der aktuellen Theologie und Verkündigung heftig gerungen.

War dieser schmähliche Kreuzestod Jesu um unseres ewigen Heils willen wirklich nötig? Hat Jesus damit das von Gott geforderte Opfer um unserer Sünden willen gebracht, um auf diese Weise seinen Zorn über die Sünden der Menschen zu besänftigen?

Kritiker wenden ein: „Was muss das für ein grausamer Gott sein, der von seinem unschuldigen Sohn ein solches Opfer fordert?! Wie passt ein solches Sühneopfer mit der Botschaft eines liebenden Gottes zusammen?“ Aber in seinem nächtlichen Vier-Augen-Gespräch mit dem Pharisäer Nikodemus macht Jesus ihm klar, dass sich im Opfer seines Lebens gerade die Liebe Gottes zu allen Menschen zeigt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab“, sagt Jesus Nikodemus da.

Sein Tod am Kreuz ist also gerade nicht ein Opfer, das Gott von ihm fordert, sondern ein Opfer, das Gott selbst für uns alle aus Liebe bringt. Gott ergreift im Sterben Jesu die Initiative. Er selbst begibt sich in seinem Sohn Jesus in unsere Schuldgeschichte und nimmt sie samt ihrer Konsequenz, dem Tod, stellvertretend am Kreuz auf sich.

Der Theologe Wilfried Härle hat es so auf den Punkt gebracht: „Das Besondere und Charakteristische der Rede vom Sühnopfer im Neuen Testament besteht gerade darin, dass nicht mehr wir Menschen Gott Opfer bringen, um ihn gnädig zu stimmen, sondern dass Gott selbst sich in Jesus Christus zu unseren Gunsten, uns zur Liebe opfert“.

Fragen wir nach dem entscheidenden Grund, der dieses Opfer unumgänglich nötig macht, so stoßen wir in der Bibel immer wieder auf Gottes nicht kleinzukriegende Sehnsucht und Liebe zu seinen ihm entfremdeten und auf Abwege geratenen Menschenkindern. Um uns in die vertrauensvolle Gemeinschaft mit sich selbst zurückzugewinnen, war Gott zum Äußersten bereit: seinen eigenen, geliebten Sohn zu opfern. Das Sühnopfer ist demnach vor allem ein Liebesopfer.

Aber musste Christus wirklich leiden - ein für alle Mal um der Sünde willen, der Gerechte für die Ungerechten, um uns zu Gott zu führen, wie der Apostel im 1. Petrusbrief schreibt? Hätte sich dieses Ziel nicht auch ohne die brutalen Begleitumstände eines schmählichen Verbrechertodes am Kreuz erreichen lassen? Und: Wiegen unsere Schuld und Gottesferne wirklich so schwer, dass es keine andere Lösung als dieses blutige Opfer dafür gab?

Jesus hat genau diese Fragen in seinem einsamen Ringen mit Gott in Gethsemane kurz vor seinem Tod gestellt. Und Gott hat seinem Sohn klargemacht: „Mein Sohn, es muss sein. Es gibt keinen anderen Weg, die Menschen zu erlösen und sie von meiner Liebe zu überzeugen!“ Darum – und nur darum – ist Jesus im Gehorsam den schweren Weg ans Kreuz gegangen. Für uns. An unserer Stelle. Zu unseren Gunsten.

Wenn heute selbst manche Christen die Heilsnotwendigkeit des Todes Jesu ablehnen, dann hängt das auch damit zusammen, dass sie - vermutlich von einem humanistischen Menschenbild beseelt - die Schuld und Bosheit des Menschen weit weniger dramatisch einschätzen, als die Bibel es tut. Aus biblischer Perspektive ist die Sünde des Menschen eine Realität, die unser Leben vergiftet und zerstört. Dieser Sünde ist nicht mit augenzwinkerndem Verharmlosen nach dem Motto „Wir sind doch alles kleine Sünderlein!“ beizukommen, sondern mit einer zu allem entschlossenen, letzten Kraftanstrengung.

Dazu noch einmal Wilfried Härle: „Das Kreuz Christi steht für die Arbeit und Mühe, die wir Menschen Gott mit unserer Sünde machen, die er um seinetwillen tilgt und ihrer nicht mehr gedenkt. Damit steht das Kreuz für die göttliche Möglichkeit und Wirklichkeit, dass Böses mit Gutem vergolten werden kann, damit wir im Frieden mit Gott leben können“.

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Kommentare (1)

Stefan H. /

lieben Dank für die klare Botschaft! Wäre Jesus nicht am Kreuz gestorben, dann ist es doch die zwingende Logik, dass wir es auch nicht müssen. Wozu dann das Kreuz täglich auf uns nehmen, wenn es der mehr