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/ Wort zum Tag

Ein Haus zum Beten

Christoph Reeps über Jesaja 56,7.

Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.

Jesaja 56,7

Wer heute die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine liest oder hört, wird vielleicht gar nicht gleich denken, dass sie im Alten Testament steht: „Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.“ Viel bekannter ist den meisten regelmäßigen Gottesdienstbesuchern ein anderer Zusammenhang - im Neuen Testament. Jesus zitiert dieses Bibelwort, als er die Händler und Geldwechsler in Jerusalem aus dem Tempel jagt. Da sagt er: „Steht nicht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker?« Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“ (Markus 11,17)

Wo gehört diese Aussage nun wirklich hin? Und wo ist dieses Haus? Können wir da auch zum Beten hingehen?

Ich möchte Sie ein wenig mitnehmen in die Geschichte. Jesaja lebte – grob - 700 Jahre, bevor Jesus lebte. Er war Prophet – Sprachrohr Gottes. Er hatte dem Volk Gottes sowohl die Folgen der Abkehr von Gott als auch die Folgen der Hinkehr zu Gott anzukündigen. Und da darf Jesaja auch denen den Zugang zum Gottesdienst eröffnen, denen es von der Tradition her verwehrt war: Ausländer, Eunuchen, Geschädigte, … Wenn sie sich an Gottes Bund und Gottes Gebote halten, dann dürfen sie auch zum Gebet in den Tempel kommen.

Gott öffnet die Grenzen seines erwählten Volkes und lädt Menschen anderer Nationen ein. Wer Gott anbeten will und seinen Bund halten will und ihm dienen will, der darf dazu kommen. Und nicht nur: der darf dazu kommen, sondern den will Gott selbst dazu bringen. Und sie dürfen sich miteinander in dem Bethaus freuen und Opfer bringen. Der Gottesdienst dort war also nicht eine Pflicht oder Last, sondern durchaus ein frohes Fest.

Das wird so passieren, hat Jesaja angekündigt. Aber wann und wo ist das passiert? Jerusalem hat immer mal wieder gute Zeiten gehabt. Das Volk Gottes hat schöne Gottesdienste im Tempel gefeiert. Ausländer oder Geschädigte waren dabei aber nur am Rande zugelassen. Und rund 150 Jahre nach Jesaja wurde der Tempel zerstört. Da war über Jahrhunderte nichts mehr mit „gemeinsamem Bethaus“.

Erst Herodes der Große baute zur Zeit Jesu wieder einen Tempel in Jerusalem. Jesus sah den Tempelbezirk noch in der Bauphase. Der Tempel - ein Prachtbau. Aber inhaltlich daneben: Markttreiben. Geschäftemacherei. … Jesus schmeißt die Leute raus und zitiert: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker« Was ist daraus geworden?

40 Jahre nach Jesus wird der Tempel wieder zerstört. Bis heute ist kein neuer aufgebaut. Jahrhunderte ohne Gebetshaus für die Völker. Was ist nun aus Jesajas Ankündigung geworden? Hat das was mit unseren Kirchen zu tun? Sind das jetzt die Bethäuser? Jesaja hat von einem Bethaus für alle Völker geredet. Wie soll das möglich sein?

Ich möchte Sie noch auf eine andere Spur mitnehmen: Als Jesus einer ausländischen Frau begegnete, lenkt er ihren Blick weg von den traditionellen Gebetstätten der Völker und sagt ihr: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Johannes 4,24)

Gebet – für alle Völker – ist nicht ortsgebunden, sondern personengebunden.

Und kurz vor seiner Hinrichtung sagt Jesus seinen Jüngern dann: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. … Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und … ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“ (aus Johannes 14,2-3)

Ich denke, das ist das Haus, das Jesaja schon in der Ferne gesehen hat; das Haus, in dem Menschen, die Gott lieben und gehorchen, aus allen Nationen zusammenkommen werden und gemeinsam anbeten werden.

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Kommentare (1)

Martin /

Etwas waghalsig, zu behaupten, daß nach der Zerstörung des Tempels durch die Babylonier erst Herodes der Große wieder einen Tempel in Jerusalem gebaut hat.