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Gottes Liebe sind wir alles wert!

Gerhard Weinreich über Römer 12,3.

Paulus schreibt: Ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte.

Römer 12,3

Ich bringe mein erstes Zeugnis als Volksschüler nach Hause und erzähle begeistert, was drinsteht: „Gerhard hat Minderwertigkeitskomplexe!" Ich verstehe nicht, dass sich meine Eltern darüber nicht freuen, sondern von meiner Lehrerin die Streichung dieses Satzes verlangen.

Minderwertigkeitskomplexe sind offenbar nichts Lobenswertes. Heute habe ich, was nicht viel besser ist, eher Hochwertigkeitskomplexe. Die Bibel nennt sie Hochmut. Davor muss Paulus die Christen in Rom warnen: „Ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte."

Wenn sich der Apostel hier auf seine göttliche Vollmacht beruft, sollten wir seine Warnung vor Hochmut ernstnehmen. Macht er Ihnen auch manchmal zu schaffen? Mir schon. Als Pfarrer vielleicht besonders. Da kommt eine Frau nach dem Gottesdienst in die Sakristei und lobt mich in den höchsten Tönen: „So eine gute Predigt habe ich noch nie gehört.“ Da rutscht mir heraus: „Das hat mir der Teufel eben auch gesagt!" Die Frau erschrickt. Ich auch. Und entschuldige mich sofort. Ich hätte damit nicht sie gemeint, sondern nur Martin Luther zitiert. Denn er wusste um die Versuchung, wie leicht uns Lob zu Kopf steigen und zum Eigenlob werden kann – womit wir aber Gott die Ehre stehlen!

Ganz bestimmt können wir uns über das Lob von Menschen freuen. Und wir dürfen auch etwas von uns halten. Wissen und sagen, was wir können und tun. Ich denke an eine Freundin, die der Reporterin einer Zeitung auch von ihrem ehrenamtlichen Engagement in ihrer Gemeinde erzählte. Und das ist seit Jahrzehnten enorm und vielfältig. Wollte sie damit als hochwertig dastehen? Nein. Im Interview betonte sie vielmehr die Freude, die sie durch ihre Aktivitäten geschenkt bekommt! Ihre Devise dabei sei: „Mutig im Leben, demütig vor Gott.“

Mir gefällt dieses Wortspiel. Zur Demut gehört Mut. Denn demütig vor Gott sein, heißt nach Paulus: Keine großen Stücke auf sich zu halten! Das können wir lernen, wenn wir uns von ihm fragen lassen: „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1.Korinther 4,7) Um dann zu erkennen: Nicht wir sind die Macher unserer Gaben und Talente. Gott ist ihr Geber und Erhalter. Ihm verdanken wir, was wir sind!

Das ist befreiend. Wir brauchen unseren Wert nicht bei uns suchen, sondern können das höchste Selbstwertgefühl haben, das es gibt! Nämlich sagen: „Ich bin durch Jesus ein Kind Gottes. Darf zu ihm „Abba, lieber Vater“ sagen. Sogar behaupten: Ich bin so wertvoll für Gott, dass er für mich Jesus als Retter in diese Welt gesandt hat, weil ich sonst verloren gewesen wäre.“

Wenn wir so viel von Gott halten, hält er alles von uns. Hält er zu uns, wenn uns Minderwertigkeits- oder Hochwertigkeitskomplexe überfallen. Hilft er uns im Kampf gegen beide, weil er uns maßlos liebt. Je deutlicher uns das wird, umso weniger werden wir dann von uns halten. Umso mehr aber von Gott und seiner Liebe. Denn ihr sind wir – auch Sie und ich – alles wert! Sogar seinen Sohn Jesus Christus.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Regina Z. /

Lieber Herr Weinreich
Möchte Ihnen herzlich danken für Ihre Worte. Der Selbstwert war so lange ein Thema für mich, Minderwertigkeitskomplexe begleiteten mich bis fast vor kurzem. Ihre Worte haben mehr

Monika S. /

Amen! Danke für die guten Worte!