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/ Wort zum Tag

Eine enge Pforte

Siegfried Meier über Lukas 13,29.

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Lukas 13,29

In Bethlehem wurde schon früh eine Kirche über dem Ort erbaut, der nach der Überlieferung der Geburtsplatz Jesu ist. Die Kirche ist schön und groß und fast immer gut besucht, Bethlehem ist schließlich auch ein Touristenort, aber auch ein umstrittener Ort, immer wieder Schauplatz von Auseinandersetzungen.

Wer in die Kirche will, stößt auf ein Problem: Es gibt kein beeindruckendes Portal, sondern nur eine Pforte, etwa 1,20 m hoch. Da muss man sich klein machen, um durch die enge Pforte zu gehen – für mich ein klassisches Beispiel dafür, was Jesus meint, wenn er von der „engen Pforte“ spricht. Das Bild steht ja sprichwörtlich für einen Weg, den nicht jeder nehmen kann. Wer in Bethlehem mit seinen 1,80 m ankommt, muss den ganzen Oberkörper hinunterbeugen. Ein Bild, was für sich spricht.

Im Gespräch mit seinen Jüngern kommt die enge Pforte ins Spiel. Seine Jünger fragen Jesus, wie das denn in Zukunft sein wird, ob denn viele selig werden, ob viele im Reich Gottes, bei und mit Gott ewig leben werden. Sie reden sicher aus Erfahrung, haben mitbekommen, dass nur wenige sich Jesus anschließen, dass er auf viel Ablehnung stößt. Daher scheint mir diese Frage nicht als theoretisch, wollen wir mal darüber sprechen, was mit den anderen so passiert, sondern eine bange Frage, schließlich kennen wir das aus unserer eigenen Umgebung, kennen Frauen, Männer und Kinder oder leben sogar mit ihnen zusammen, denen der Glaube an Jesus Christus egal ist.

Und Jesus macht aus der theoretischen Frage eine praktische Aufforderung: Ringt ihr darum, dass ihr durch die enge Pforte geht. Gut, dass die anderen euch nicht egal sind, aber wenn ihr wie selbstverständlich davon ausgeht, dass ihr ohnehin euren reservierten Platz habt, dann geht es euch nicht anders als denen, die mir mit Ablehnung begegnen. Die denken sicher auch: Für uns ist die Sache doch klar. Geradewegs in den Himmel. Muss man sich keine Gedanken machen.

Ringt darum, sagt Jesus Christus.

Ihr hört und seht das Evangelium, und das ruft euch zum Reich Gottes. Jetzt. Die Dringlichkeit verbindet sich mit der Notwendigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein alter Bekannter sagte mir: Wenn es Brei regnet, muss man mit großen Löffeln nach draußen gehen. Das Reich Gottes ist nichts Theoretisches. Es eröffnet hier die Möglichkeit, mit Jesus Christus zu leben und verschiebt das Ganze nicht an irgendeinen Punkt in der Zukunft. Warum nicht jetzt diesen Ruf hören? Entsprechend ermuntert Jesus seine Jünger und sagt mit einem Wort aus dem Lukasevangelium, Kapitel 13, Vers 29: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“

Und ich erinnere mich an die Gleichnisse Jesu, wo genau das passiert: Wer zuvor gar nicht eingeladen war, bekommt nun eine Extra-Einladung, am Tisch zu sitzen, auch diejenigen, die das wohl kaum glauben können, dass sie nun dazugehören. Haben die denn „gerungen“, hereinzukommen? Wir verstehen „ringen“ sicher als einen Weg, unsere Ansprüche zu erkämpfen, mit breiten Ellenbogen doch noch durch die Tür zu kommen, obwohl wir da – bleiben wir im Bild der Pforte der Bethlehemer Kirche – sicher eine unglückliche Figur abgeben würden.

Das Ringen ist ein Verlangen, dazuzugehören. Wer bittet, der empfängt, sagt Jesus. Wer bittet, weiß, über wen der Weg ins Reich Gottes führt.

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Kommentare (1)

M. S. /

DANKE! Für die tolle Erklärung.