Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Wer bin ich?

Hannah Thielmann über Galater 2,20.

Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.

Galater 2,20

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,

ich trete aus meiner Zelle

gelassen und heiter und fest

wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.

 

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? 

Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?

 

Wer bin ich? Der oder jener?

Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

 

Das sind Auszüge aus einem Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, der von den Nationalsozialisten im Gefängnis ermordet wurde. Mich berührt dieses Gedicht jedes Mal. Auch ich stelle mir die Frage, wer ich bin. Ich bin jung und habe trotzdem schon einiges erlebt, was mich geprägt hat. Ich trage schöne Erinnerungen in mir, aber genauso auch Verletzungen. Ich bin durch Menschen um mich herum geprägt worden und habe einiges von ihnen gelernt. Meine Träume und Sehnsüchte treiben mich an, weiter nach vorne zu gehen. Gleichzeitig bremsen mich Ängste und Zweifel aus. – Auch sie sind irgendwie Teil von mir. Und zu all diesen Fragen und Gedanken, die ich über mich habe, kommen auch noch Aussagen von anderen über mich. Auch sie schätzen mich ein und sagen aus ihrer Perspektive, wer ich bin.

In der Bibel wird die Frage nach der Identität immer wieder aufgegriffen. Der Apostel Paulus, der nach Jesu Tod viele Gemeinden im Mittelmeerraum gegründet hat, schreibt in seinem Brief an die Galater in Kapitel 2, Vers 20: Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.

Das ist erstmal eine ziemlich herausfordernde Aussage. Jesus scheint irgendwie meine Identität zu bestimmen. Aber was bedeutet das für mich?

Paulus schreibt diese Aussage, als er sich mit einem anderen Apostel – und zwar mit Petrus – streitet. Petrus hatte in Antiochia mit Christen gegessen, die vorher keine Juden gewesen waren. Als jüdische Christen nach Antiochia hinzukamen, distanzierte sich Petrus, der selbst Judenchrist war, jedoch von den nicht-jüdischen Christen, mit denen er vorher gegessen hatte. Dies tat er, weil die neu angereisten jüdischen Christen auch nach ihrer Bekehrung zu Jesus Christus noch immer das jüdische Gesetz befolgten und dadurch nicht mit nicht-jüdischen Christen zusammen aßen.

Genau dieses Verhalten kritisiert Paulus. Er ist sich sicher: Wer einmal zu Jesus Christus gefunden hat, der hat eine ganz neue Identität bekommen. Das bedeutet also: Es ist nicht entscheidend, was ich vorher gemacht habe und an welche Regeln ich mich vorher gehalten habe – Jesus macht alles neu. Ich lebe neu durch ihn. Aber nicht ich lebe – mit all meinen Wünschen, Talenten, Ängsten und Verletzungen –, sondern Jesus Christus lebt in mir. Er schenkt mir eine vollkommen neue Identität. Und das bedeutet Freiheit! Weder meine Verletzungen durch andere Menschen noch meine Talente bestimmen, wer ich bin, sondern Jesus. Ich bin frei von allem, was ich über mich denke und was andere über mich sagen.

Dass Jesus Christus in mir lebt, bedeutet nicht, dass ich zu einer Marionette werde, die keine Entscheidungen mehr treffen kann. Nein, es ist vielmehr ein Versprechen. Ich kann mich geborgen fühlen, so wie sich Bonhoeffer trotz aller Umstände bei Gott geborgen wusste. Und im besten Fall können auch die Menschen um mich herum diese neue Identität erleben. Wenn Jesus Christus in mir lebt, definiert er, wer ich bin. Das heißt, dass andere Jesus durch mich kennenlernen können. Ich lebe dann, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir.

Was bedeutet das konkret? Das bedeutet, dass ich ziemlich viel Kontrolle abgeben muss. Es bedeutet aber auch, dass ich frei bin. Ich bin frei, mich nicht mehr von dem bestimmen zu lassen, was ich glaube, was mich ausmacht. Vielmehr weiß ich, dass Jesus Christus selbst in mir lebt. Er gibt mir meine Identität. Und das kann mich mutig machen. Mutig, Entscheidungen zu treffen, die auf den ersten Blick so gar nicht nach mir scheinen. Entscheidungen, die aber auf den zweiten Blick auf Jesus Christus in mir hinweisen.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (4)

Constanze G. /

Wie berührend,ich will,das Christus in mir lebt,und bestimmt wer ich bin,dadurch will ich mutig werden und Gefahren trotzen. Ich will mich über ih
Ich will mich über ihn definieren, er ist ich
definieren,er ist ich,
Constanze

Günther B. /

Danke, Hannah♡ es geht um meine und deine Neue IDENTITÄT als geliebte Königskinder von Papa-Gott oder ABBA, wie Jesus Ihn auf aramäisch nannte♡ die weltweite Vaterherz-Bewegung versucht genau diesen mehr

Alexander M. /

Guten Morgen! Super, einfach zum mit freuen und sehr ermutigend, immer wieder eine riesige Freude, dass man nicht alleine ist auf dem Weg mit Jesus Christus. Gott segne Sie und den ERF mit seinen mehr

Meier /

Danke für das Wort - ja Jesus macht frei!