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/ Wort zum Tag

Wo wohnt Gott?

Ellen Hörder-Knop über 1. Korinther 3,16.

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

1. Korinther 3,16

Ob Kölner Dom, Dresdner Liebfrauenkirche, Ulmer Münster…

Zu einer Städtetour gehört die Besichtigung kirchlicher Baudenkmäler. In jedem Reiseführer sind sie beschrieben. Architektur und Kunst wecken ein Gefühl von Ehrfurcht und Bewunderung.

Schon im Alten Testament ist der Tempel Salomos ein imposantes Bauwerk, das die Erhabenheit Gottes aufleuchten lässt. Trotzdem betet Salomo bei der Einweihung des Tempels im Jahr 951 v.Chr.: „Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde? …selbst der Himmel… fasst dich nicht, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe?“ (1 Kön. 8,27)

Vor knapp 2000 Jahren verkündet der Apostel Paulus in seiner Rede auf dem Areopag in Athen: „Gott, der die Welt erschaffen hat, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind." (Apg. 17,24)

Aber wo wohnt denn Gott? Wenn er „droben überm Sternenzelt wohnt“, wie es Friedrich Schiller formuliert, dann muss ich selbst sehen, wie ich im Leben zurechtkomme. Wohnt er aber in Kirchen und Kathedralen, dann kann ich einen Bogen um ihn machen; ihn links liegen lassen.

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber erzählt von einem Rabbi, der einige gelehrte Männer mit der Frage überrascht: „Wo wohnt Gott?“ Sie können ihm nicht plausibel antworten und lachen über ihn. Dann beantwortet der Rabbi seine Frage selbst: "Gott wohnt, wo man ihn einlässt."

Ganz einfach! Oder doch nicht?

„Wisst ihr das nicht?“, fragt der Apostel Paulus die christliche Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth. Ihr, die ihr doch sonst so kluge Köpfe seid und über alles Bescheid wisst!“

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Gott lässt sich weder durch selbstgezimmerte Wände begrenzen, noch bleibt er stumm und regungslos im Jenseits. Jesus Christus ist Gottes leidenschaftliche Bewegung in die Welt hinein und zu den Menschen hin. Er steht vor der Tür meines Lebenshauses und klopft an. „Wer die Tür öffnet, zu dem will ich einkehren und Wohnung bei ihm nehmen“, sagt Jesus. (Off.3,20)

Egal, wie bruchstückhaft und rissig mein Lebenshaus ist, in ihm will Gott zu Hause sein. Wohnen. Nicht nur zu Besuch. Er will einziehen und bleiben. Sich entfalten. Mit seinen Ideen mein Leben gestalten.

Versöhnt mit Gott durch Jesus Christus und beschenkt mit Gottes Geist, bin ich ein Tempel, ein Heiligtum Gottes. Auch dann, wenn mein Lebenshaus eher einer Baracke als einem Prachtbau gleicht. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt. Mein Lebenshaus bleibt eine Baustelle. Auch eine Kathedrale bleibt eine Baustelle. Ständig wird renoviert und restauriert. Ich bin herausgefordert, mich durch Gottes Geist korrigieren und erneuern zu lassen. Wenn andere mich anschauen, sollen sie an mir Gottes Liebe und Freundlichkeit, seinen Frieden, seine Treue und Geduld erkennen (Gal.5,22). Das würde mich überfordern, wenn nicht Gottes Geist schon in der Baustelle meines Lebens wohnen würde. Hier steht kein Schild „Achtung - Betreten verboten!“ Hier gilt die Bitte: „Komm, Heiliger Geist, erneuere mich!“ Mobilisiere mich, setz mich in Bewegung – in die Welt hinein und zu den Menschen hin. Lass durch mich deine Herrlichkeit sichtbar werden.

Egal ob ich in Hamburg oder Hintertupfingen wohne. Ob ich Michel, Maria oder Max Mustermann heiße. Ob „mein“ Lebenshaus 20, 50 oder 90 Jahre alt ist. „Gott wohnt, wo ich ihn einlasse!“ Ich bin eine lebendige Baustelle des Heiligen Geistes. Heute baut er seinen Tempel mit mir weiter!

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Anstoß

Ihr Kommentar

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Kommentare (8)

Theo S. /

Ich danke Ihnen, dass Sie in Ihrer Auslegung auch zu Offb. 3,20 was sagen. Das Angebot ist da. Er steht vor der Tür und möchte Einlass haben. Die Tür müssen wir schon öffnen, damit der Eingang frei mehr

Pfr. i.R Dietrich T. /

Eine super Andacht ! Geht zu Herzen was Sie sagen. Der Blick ist weit und keine Engführung, sondern Interessante Beispiele ! Jesus segne Sie und Ihre Familie! Ihre dankbaren Glaubensgeschwister, Dietrich und Annegret T.

Ursula S. /

Liebe Ellen, dein Beitrag heute war sehr, sehr gut. Über deine Beiträge im ERF bin ich mit dir verbunden. Viele liebe Grüße aus dem Schwabenland, Ursula.

Dagmar D. /

Amen und Danke!

Regina H. /

Vielen Dank. Gott wohnt in uns weil wir ihn eingelassen haben.

Gerlinde F. /

Danke Frau Hörder-Knop für ihre Auslegung. Sie haben es sehr treffend beschrieben das unser Lebenshaus eine Baustelle ist. Das ist sehr ermutigend weil in meinem Leben noch viel zu tun ist.

Dr. Marlis R. /

Es gibt viele Liebfrauenkirchen, aber keine in Dresden.
Hier steht die Frauenkirche. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen.

Stefan K. /

Was für eine starke Morgenandacht... herrlich, und dann gibt es immer noch Menschen, die meinen, Frauen sollten nicht predigen. Diese Andacht hat mich sehr angesprochen und ich werde sie mir noch mehr