Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Geduldig und begründet hoffen

Werner Heise über Römer 15,4.

Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.

Römer 15,4

‚Das Leben ist kein Ponyhof.’ Mit diesem flotten Spruch wird umschrieben, dass die meisten von uns nicht nur gemütlich durchs Leben gehen. Von Erfolg zu Erfolg. Begleitet von Freunden, die interessant und unterhaltsam sind. Auf die man immer zählen kann. Eingebettet in eine liebevolle Familie. Zuhause in einer lebendigen christlichen Gemeinde. Wo das Evangelium von Jesus verkündigt wird. Und gelebt.

‚Das Leben ist kein Ponyhof.’ Beziehungen scheitern. Wir kommen an gesundheitliche und finanzielle Grenzen. Die Arbeit schlaucht und ist mühsam. In der Gemeinde gibt es Missverständnisse und Konflikte. Da mutet es merkwürdig an, wenn der Apostel Paulus an die Christen in Rom schreibt: „Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“ So steht es im Römerbrief, Kapitel 15, Vers 4. Der Apostel schreibt über Konflikte und Probleme der Christen in Rom. Dort wird sehr unterschiedlich, ja gegensätzlich, beurteilt, wie Christen leben sollten. Macht Paulus es sich da nicht zu einfach, auf die biblischen Schriften zu verweisen, aus denen sie lernen sollen?

Was sagen Sie heute, wenn Ihnen angesichts schwerwiegender Meinungsverschiedenheiten in der Gemeinde empfohlen wird, aus den lange vor unserer Zeit verfassten biblischen Texten zu lernen? Lächeln Sie müde? Oder resignieren? Denn lässt sich nicht für jedes Argument ein passender Bibelvers finden? Paulus geht davon aus, dass es nicht ohne Wirkung bleibt, wenn wir uns mit den alttestamentlichen Texten befassen.

Da lesen wir zum Beispiel von Paaren, die sich sehnlich ein Kind wünschen – und jahrelang tut sich nichts (vgl. 1 Mose 15,1-6; 25,20.21). Von Menschen, denen Gott etwas zugesagt hat – und es scheint nicht einzutreffen. Die Dinge entwickeln sich sogar manchmal in die entgegengesetzte Richtung. So wird David als zukünftiger König gesalbt. Doch statt am Hof Karriere zu machen, muss er ins Ausland fliehen, wird verfolgt und schwebt in Lebensgefahr (vgl. 1 Sam 16,1ff; 19,1ff; u.a.). Und doch kommt Gott zu seinem Ziel. Abraham und Sara bekommen einen Sohn. David wird König.

Paulus geht tatsächlich davon aus, dass wir ermutigt werden, wenn wir die biblischen Texte lesen. Dass wir dadurch Mut bekommen, geduldig zu sein. Abzuwarten, dass Gott sein Wort hält. Nicht, weil die Texte so anrührend oder so alt sind. Sondern weil der Gott, der sich in der Geschichte seines Volkes Israel offenbart hat, der ewige und lebendige Gott ist.

Nur deshalb kann ich Hoffnung haben. Weil Gott zum Beispiel einige junge jüdische Männer nicht hängenlässt, die sich in einer ihrem Glauben gleichgültig, sogar abweisend gegenüber eingestellten Umwelt zu Gott bekennen (vgl. Dan 1,8ff). Die jungen Männer müssen sich entscheiden: Gefährden sie ihre Ausbildung und ihre Aussicht auf ein besseres Leben? Beugen sie sich den Anweisungen von höchster Stelle? Oder stehen sie zu ihrem Glauben? Sie wissen nicht, wie es ausgehen wird. Für mich ist es aufgeschrieben. Nicht, um mich auf ein Happy End zu vertrösten. Sondern damit ich begründete Hoffnung habe, dass Gott mich sieht und zu seinem Ziel kommt. Ob ich beruflich oder in meinen persönlichen Beziehungen herausgefordert bin, durch Krankheit oder durch Christen, die gegensätzliche Ansichten haben.

Wenn ich ihn recht verstehe, ist sich der Apostel Paulus sicher: Die biblischen Texte leiten an, standhaft zu bleiben und auf Gott zu hoffen. Mit guten Gründen.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.