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/ Wort zum Tag

Sehnsucht nach Gott

Erika Best-Haseloh über Psalm 42,2.

Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.

Psalm 42,2

Psalm 42 spricht davon, wie der Glaube in verschiedener Hinsicht auf die Probe gestellt wird. Der Schreiber schreit seine Sehnsucht nach Gott heraus und kleidet sie in ergreifende Bilder.

Wie ein Verdurstender, wie ein verendetes Tier schüttet er sein Herz vor Gott aus. Er vermisst den Tempel, die anderen Gläubigen, das Singen der Lob- und Danklieder. Dort hat er Gottes Gegenwart gespürt, dort hat er sich geborgen gefühlt. Er ist verzweifelt, aber trotz allem lässt er Gott nicht los. Seine Klage klingt wie ein Selbstgespräch. Aber auch in der Erfahrung äußerster Gottesferne hält er daran fest, dass Gott sich ihm wieder zuwenden wird.

Der Psalm 42 ist ein Ausdruck einer ganz persönlichen Beziehung eines Beters zu seinem Gott. Dieser Gott ist für ihn ein ganz konkretes, ansprechbares Gegenüber. Da redet einer nicht über etwas, sondern mit jemandem. Wenn ich dann sein Gebet lese oder höre, noch mehr, wenn ich es laut ausspreche, trete ich mit hinein in diese Beziehung. Ich erlebe, was den Beter bewegt, was ihn umtreibt, womit er ringt und was er hofft.

Und wer weiß? Vielleicht wird sich ja mein Blick auf mein eigenes Leben verändern. Vielleicht finde ich durch das Mitsprechen dieses Gebetes auch für mich neue Worte. Oder ich erlebe, dass ich mit meinen Gefühlen, meinen Zweifeln und Fragen gar nicht so alleine bin, wie ich dachte. Vielleicht lerne ich dabei auch nicht nur den Beter besser kennen, sondern auch mich – und nicht zuletzt auch Gott.

Dieser Vergleich des lechzenden Hirsches nach frischem Wasser mit unserer Seele, die nach Gott schreit, mag heute etwas fremd sein. Welches Bild haben Sie vor Augen, wenn Sie diesen Vers hören? Nach was lechze ich? Was brauche ich dringend für mein Leben? Nach was sehne ich mich? Auf diese Frage gibt es ganz unterschiedliche Antworten.

Was mich an diesem Psalm so fasziniert, ist diese Sehnsucht des Beters nach Gott. Sehnsucht, das ist so ein starkes Gefühl, eine solche Triebfeder, da brauche ich nicht lange darüber nachdenken, ob ich sie habe oder nicht. Ich habe Sehnsucht nach unterschiedlichen Dingen. Zum Beispiel nach Schokolade, nach einer Tasse Kaffee, nach einem Urlaub am Meer, nach einem geliebten Menschen. Die Sehnsucht ist ein Indiz dafür, dass es mehr gibt, dass mehr möglich ist als das, was ich gerade habe oder erlebe. Manchmal liegt es an mir und in meinen Möglichkeiten, meine Situation zu verändern. Aber manchmal kann ich nichts tun, dann gilt es auszuhalten, Geduld zu haben, zu warten, bis ein anderer etwas ändert.

Wie ist das mit meiner Sehnsucht nach Gott? Ihn zu erfahren, ganz konkret in meinem Alltag. Dieses Wissen oder Ahnen: Da muss es doch noch mehr geben. Diese „heilige Unruhe“ sich nicht mit dem Ist-Zustand zufriedenzugeben. Vielen Christen hat in der Zeit der Pandemie der Besuch des Gottesdienstes gefehlt. Auch ich habe die Erfahrung der Gottesbegegnung vermisst. Ein liebgewordenes Ritual war weggebrochen. Das machte mich unruhig.

Ich nahm meine Bibel zur Hand und suchte die Stellen, in denen uns versprochen wird, dass Gott immer bei uns ist. Einige dieser Zusagen habe ich dann aufgeschrieben und sie mehrmals täglich laut gelesen. Zum Beispiel das Versprechen von Jesus: Ich bin immer bei euch, wenn ihr als meine Nachfolger tätig seid, jeden Tag, bis zum Ende der Welt. Nach einiger Zeit wurde mir bewusst, dass Gott mir ja immer nahe gewesen war. Jeden Tag, jede Stunde. Unabhängig davon, ob ich es gefühlt hatte. Und diese Erkenntnis beruhigte meine Seele.

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Kommentare (2)

Constanze G. /

Meine Sehnsucht nach Gott ist übergross.

Dorothea I. /

Danke, dass der Sprechertext ausgedruckt wurde, denn ich,schwerhörig, habe nicht immer einen Kopfhörer zur Hand.. Der Text selbst hat mein Herz ganz stark berührt und mich neu ermutigt, im Gebet mehr