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/ Wort zum Tag

Hilft Gott wirklich?

Werner Karch über Psalm 74,21.

HERR, lass den Geringen nicht beschämt davongehen.

Psalm 74,21

Ich sehe in den Medien immer wieder in allen Teilen der Welt dieselben Bilder:

Menschen fliehen vor Menschen, die ihnen ihre Freiheit rauben wollen, die sie unterdrücken und ausbeuten wollen. Menschen fliehen vor Menschen, die ihnen nach dem Leben trachten, weil sie zu einem anderen Bevölkerungsteil gehören. Weil sie andere Sitten und Gebräuche, eine andere Hautfarbe haben. Weil ihre menschlichen Grundbedürfnisse gefährdet sind. Hunger, Krieg, Naturkatastrophen……. man könnte diese Liste der Gründe endlos fortsetzen.

Die Hoffnung, dass es in einem anderen Teil der Welt besser sein könnte, treibt die Menschen zur Flucht. Wie schlimm und unerträglich müssen die Zustände werden, dass die Flucht das letzte Mittel ist, sein Leben irgendwie zu erhalten.

Auch in der Bibel erzählt Psalm 74 von unerträglichen Zuständen. Die damalige Großmacht Babylon, im heutigen Irak angesiedelt, fiel im südlichen Teil von Israel ein und zerstörte das politische und geistliche Zentrum, Jerusalem. Die Stadt, der Tempel als Heiligtum und Anbetungsstätte Gottes wurden dem Erdboden gleichgemacht. Alles, was für die Menschen damals wertvoll war, wurde zerstört, geplündert oder mit Feuer verbrannt. Die Menschen selbst wurden teilweise verschleppt oder getötet, nur manchen gelang die Flucht. Die allgemeine Reaktion auf die demütigende und beleidigende Zerstörung des Tempels war ein einziger Aufschrei: „Wie kann Gott das zulassen, dass sein Heiligtum von solchen Leuten zerstört wird?“ Gut, die Gründe, warum sich Gott von seinem Volk so drastisch abgewandt hatte, waren ihnen bekannt. Aber trotzdem: Gerade in diesem Psalm wird deutlich, dass trotz allem was passiert war, die Menschen weiterhin mit Gott im Gespräch waren. In dieser beschämenden und demütigenden Situation wird Gott angesprochen:

(Psalm 74,21) „Lass die Bedrückten nicht beschämt weggehen.“ Ihre Würde als Menschen wurde mit Füßen getreten; ihr Leid, ihre Angst, ihre Trauer über den gewaltsamen Tod von Angehörigen, fand ein Ventil bei Gott. Sie beteten zu Gott, mit der Bitte um Hilfe, Gerechtigkeit und Befreiung.

In Extremsituationen, in denen menschliche Hilfe unmöglich erscheint, wo die Fluten im wahrsten Sinne des Wortes alles weggerissen haben – wer kann da noch helfen?

Aber auch im kleineren Rahmen erlebe ich immer wieder Situationen, denen ich hilflos ausgeliefert bin. Oft am Arbeitsplatz, wo man Menschen über sich hat, die einem sagen können was man tun soll, obwohl man anderer Meinung ist. Das ist ja auch in Ordnung. Aber es gibt auch Menschen, die ihre Macht ausnutzen, um andere zu drangsalieren, klein zu halten und im Extremfall ständig zu schikanieren. Es gibt auch bei guter Leistung weder Anerkennung noch Lob. Ich werde unsicher, versuche mich vor den ständigen Angriffen zu schützen und verliere dabei oft meine Selbstachtung, meine Würde. „Dann kündige doch“ wird von anderen geraten. Aber oft ist dies bei wirtschaftlichen Abhängigkeiten nicht so ohne weiteres möglich. „Herr, lass den Bedrückten nicht beschämt weggehen“ ist auch in solchen Situationen ein Schrei, den Gott hört. Wie er darauf antwortet, erkenne ich oft nicht so schnell, aber er antwortet auf eine solche Not. Unerträgliche Zustände, Ungerechtigkeiten, üble Nachrede und sonstige psychische Gewalt ist Gott nicht egal. Gott handelt. Gott lässt mich in diesem Prozess erkennen, auf welche Art und Weise er mir helfen will. Je geringer und kleiner sich ein Mensch vorkommt, desto stärker wird das Bedürfnis, sich vom Stärkeren helfen zu lassen.

Warum nicht von Gott?

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Anstoß

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Kommentare (1)

Silvia /

Vielen Dank! Eine starke Ermutigung!