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Bin ich auch willkommen?

Wolf-Dieter Kretschmer über Psalm 119,19.

In den zurückliegenden zwei Jahren war das so eine Sache mit Gästen. Es gab Wochen, da war das Pandemiegeschehen derart intensiv, dass nur ein Gast pro Haushalt überhaupt erlaubt war. Für Leute wie uns war das ein herber Einschnitt, denn meine Frau und ich heißen gerne Gäste willkommen.

Das Schöne an Gästen ist ja, dass man sie herzlich empfängt, eine nette Zeit mit ihnen verbringt und sie irgendwann wieder gehen. Als Gast achte ich darauf, dass ich meine Gastgeber nicht überfordere. Also verhalte ich mich bescheiden und stelle meine Sinne auf Empfang. Das heißt, ich verhalte mich achtsam. Schaue hin, höre gut zu. Beobachte und mache mir meine Gedanken. Schließlich richte ich mich nach dem, was meine Gastgeber geplant haben.

Heute begegnet mir folgender Bibelvers:

„Ich bin ein Gast auf Erden“, heißt es in Psalm 119,19, und weiter: „verbirg deine Gebote nicht vor mir.“

Der Psalmbeter wird sich im Gebet bewusst, dass er in dieser Welt keine dauerhafte Bleibe hat. Er weiß: Ich bin nur vorübergehend hier. Es wird die Zeit kommen, in der ich weitergezogen sein werde.

Und weil das unweigerlich so kommen wird, ist ihm wichtig, dass er weiß, wie Gott über seine Zeit in dieser Welt denkt und wie er sich verhalten soll. Deswegen sind ihm die Gebote Gottes wichtig.

Man sagt: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Damit ist gemeint, dass die erste Begegnung mit jemandem für das weitere Miteinander von großer Bedeutung ist. Man weiß aber auch, dass der letzte Eindruck dauerhafte Spuren in der Erinnerung hinterlässt. Der letzte Eindruck ist das, was von einem Menschen bleibt. Das ist einer der Gründe, warum Menschen die Frage wichtig ist: Welche Spuren habe ich hinterlassen, wenn ich einmal fort bin?

Für mich ergeben sich aus diesem Bibeltext einige Schlussfolgerungen:

1. Ich bin aufgefordert, ein bescheidenes Leben zu führen, weil ich weiß, dass ich nicht gekommen bin, um zu bleiben. Diese Welt ist Gottes Welt. Ich bin nur vorübergehend da. Während meiner begrenzten Tage darf ich mitgestalten. Es wäre aber falsch, mich als Herr aufzuspielen. 

2. Als Gast richte ich mich nach meinem Gastgeber, verhalte mich entsprechend den Gepflogenheiten bei ihm zu Hause. Das bedeutet, dass ich Gottes Grenzen kenne und achte. Und diese Grenzen finde ich in Gottes Geboten beschrieben. Richte ich mich nach ihnen, wird es mir gut gehen.

3. Weil ich mich als Gast angemessen verhalte, hinterlasse ich in dieser Welt kein Chaos. So, wie die Wohnung meines Gastgebers nach meinem Aufenthalt hoffentlich in geordnetem Zustand ist, wird das auch die Welt sein, aus der ich mich dereinst verabschieden muss.

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Kommentare (3)

Silvia /

Vielen Dank! Das haben Sie gut gesagt! Sehr nachdenkenswert! Und eine gute Anregung, mal wieder Gaeste zu empfangen.

Andreas Z. /

Lieber Herr Kretschmer,
Danke für diese sehr gute Auslegung - denke hier an die vielen, viel zu vielen Migranten, die keine Flüchtlinge sind
und wie sind die ersten und letzten Eindrücke mehr

Jacqueline G. /

Habe mich gefreut, dass Hr. K. dran ist...Die Stimme von Herrn Kretschmer ist so väterlich wohltuend. Aber auch immer wieder über seine Gedanken zu den Versen nachzudenken tun gut. Ich liebe es ihm zuzuhören. Danke!