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Ein sicherer Platz

Michael vom Ende über Psalm 90,16.

Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.

Psalm 90,16

Wenn man nach den berühmtesten Evergreens der Musikgeschichte forscht, kommt in allen Listen ein Titel garantiert nicht vor: Das Lied des Mose. Wir haben leider nur die „Lyrics“ und keine Ton- oder Bildaufzeichnung. Mose schrieb schon vor mehr als dreitausend Jahren ein Lied für die Ewigkeit, nachzulesen im 2. Buch der Bibel. Dieses gleiche Lied kommt noch einmal im letzten Buch, der Offenbarung vor. Dort wird es im Himmel wieder angestimmt von einem unübersehbar großen Chor. Und der Texter, genau dieser Mose, hat als prägender Staatsmann nicht nur ein Lied geschrieben. Er hat später auch ein Gebet formuliert. Es gehört vielleicht zu den gewichtigsten aller Gebete, die im biblischen Buch der Psalmen zusammengefasst werden. Es steht unter der Nummer 90 als einziges Gebet von Mose in dieser Sammlung von 150 Liedern und Gebeten.

Sein Thema: Ein sicherer Platz. Mitten in unserer Vergänglichkeit. Dieses Thema klingt schon fast philosophisch und vielleicht ein wenig weltfremd. Aber: Wenn ich nur daran denke, wie viele persönliche Nachrichten über den „überraschenden Tod“ von Menschen im besten Alter mich in den letzten Wochen erreicht haben, dann rückt das Wort „Vergänglichkeit“ massiv ins wirkliche Leben. Und es zwingt mich. Ich kann nicht anders, ich muss mich beschäftigen mit meiner eigenen Vergänglichkeit. Unser natürlicher Reflex ist dem auszuweichen, sich dem Seichten und Leichten zuzuwenden. Wo uns dies nicht gelingt, kriecht schnell und kalt die Angst in uns hoch. Auch deshalb gibt es unzählige medizinische, technische und biologische Versuche, unsere Vergänglichkeit so lange wie möglich zu überlisten. Aber irgendwann steht die eigene Vergänglichkeit unerbittlich vor jedem. Und macht ihm bewusst, dass es keinen wirklich sicheren Platz für uns gibt. Nicht für unseren Körper, nicht für unsere Seele.

Wenn wir uns aber nicht damit zufriedengeben wollen und können? Was wäre, wenn es doch einen sicheren Platz, eine Zuflucht gäbe, mitten in unserer Vergänglichkeit? Was wäre, wenn die Angst, die schnell und kalt hochkriecht, eingefangen und eingehegt sein könnte?

Das zeitlose Gebet von Mose in Psalm 90 erkennt unsere Lage an. Und baut auf Gott, den Herrn über Leben und Tod. Er kann einen sicheren Platz schaffen. Er greift von außerhalb ein. Er verwandelt unsere Vergänglichkeit in etwas, was Zukunft heißt.

Aber solch eine Perspektive braucht etwas zum Festhalten, zum Anfassen, etwas Glaub-Würdiges. Sonst bleibt es eine schale Vertröstung, ein inhaltsloses Nachplappern von Glaubenssätzen. Ich jedenfalls bin darauf angewiesen. Angewiesen für meinen täglichen Glauben und den Kampf um ihn.

Das war schon bei Mose nicht anders – und so hat er diese Bitte formuliert: „Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.“ (Psalm 90, 16) Das zu sehen und wahrzunehmen, was Gott tut – das wünschen wir uns. Die Zeichen seiner Existenz und seines Wirkens in dem zu finden, was unsere Wirklichkeit ausmacht – danach spähen wir angestrengt. Diese Sehnsucht, diese Seh-Sucht, steckt tief in den Gläubigen aller Zeiten. So tief, dass sie manchmal wehtut.

Und Gott? Er zeigt uns seine Werke und seine Herrlichkeit. In faszinierenden Wesen der Tiefsee oder im überwältigenden Blick in das Universum. In berührenden Gesten und Gedanken oder in ermutigenden Taten von Einzelnen. Und in den Geschichten in der Bibel, die das Handeln und das Wesen Gottes beschreiben – nicht zuletzt in den Jesusgeschichten des Neuen Testaments. Das endet in Gottes Ewigkeit, wo das Lied des Mose gesungen wird.

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Kommentare (2)

Vanessa /

Frieden und Vertrauen sind die Orte, die immer wieder neu aufzu-->suchen ich mir zur spirituellen Übung gemacht habe.
In besonders erschöpfenden Zeiten überrollt mich leicht die alte mehr

Claudia S. /

hre Auslegung hat mich sehr angesprochen. :-) Ja, wir sehnen uns nach Gottes persönlicher Ansprache und besonderen Erlebnissen mit IHM, weil wir ihn doch lieben und oft fühlen wir uns soweit weg von mehr