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Macht Gott Menschen nett?

Jörg Dechert über Römer 12,10.

„Kinder, vertragt euch doch“ – das hat meine Oma immer zu meinem Bruder und mir gesagt, wenn wir uns in ihrer Gegenwart mal wieder gestritten haben. So wie Geschwister in einer bestimmten Phase ihrer Entwicklung es eben tun. 

„Kinder, vertragt euch doch“ – das ist für manchen auch die Kernaussage des Christentums. Zwar wissen hierzulande immer mehr Menschen immer weniger über den christlichen Glauben. Aber dies Eine wissen die meisten noch, oder glauben es zu wissen: Gott will, dass wir nett zueinander sind.

Ist das so? Macht Gott Menschen nett?

„Ja und nein“, würde ich sagen. Ich fange mal mit dem „Nein“ an: Nein, es braucht Gott nicht für ein „Kinder, vertragt euch doch“. Denn wir möchten doch alle anständig behandelt werden. Wir möchten nicht belogen, bestohlen oder übervorteilt werden. Wir möchten nicht, dass andere uns Leid zufügen, uns manipulieren oder bloßstellen. Um das zu wissen, braucht man keine Bibel, es reicht der Grundsatz, dass alle Menschen dieselbe Würde besitzen. 

Nein, für die Erkenntnis, dass „nett sein“ besser ist als das Gegenteil, dafür braucht es Gott nicht. 

Aber – und jetzt komme ich zum „ja“ – es braucht Gott, damit Menschen nicht nur nett sein wollen, sondern es auch sein können. Die christliche Botschaft ist nämlich kein Appell, sondern eine Befähigung. Eine Bevollmächtigung. Gerade in Lebenssituationen, in denen es schier übermenschlich scheint, menschlich mit anderen umzugehen. 

Der Apostel Paulus schreibt darüber in seinem Brief an die Christen in Rom, nachzulesen im Neuen Testament, Römerbrief, Kapitel 12. Dort heißt es: 

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. 

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich… ja, sagt Paulus, seid nett zueinander! Aber nicht weil ihr mit zusammengebissenen Zähnen einem moralischen Appell folgt, sondern weil ihr im Gegenüber euren Bruder (oder eure Schwester) erkennt. Zitat: „Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor“. 

So sollt ihr leben! Und zwar ganz selbstverständlich, von Herzen gerne und aus der übernatürlichen Kraft Gottes heraus. Nochmal Originalton Paulus: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist.“ 

Und für die Momente, in denen es mir übermenschlich schwerfällt, einen anderen Menschen zu achten, zu ehren, zu lieben, erinnert mich Paulus daran, für wen ich so leben soll: „Dient dem Herrn.“. Das heißt: Tu es nicht für dich selbst. Tu es nicht einfach um des Anderen willen. Tu es für Jesus.

Zurück zu meiner Frage: Macht Gott Menschen nett?

Nein, Gott ist nicht wie meine Oma, die die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und seufzt „Kinder, vertragt euch doch“. Gott beruft Menschen vielmehr zu einem ganz anderen Niveau, mit anderen zu leben. Aus ganzem Herzen. Und aus seiner Kraft heraus. Um so leben zu können, braucht unsere Gesellschaft nicht noch mehr moralische Appelle, sondern die übernatürliche Befähigung, die nur Gott schenken kann. Und die schenkt er gerne, wenn ich sie wirklich will.

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Kommentare (5)

Jörg Dechert /

@Maike: Danke für die Anmerkung. Die Ironie ist überflüssig - ich habe das Wort "brüderlich" dort ausschließlich verwendet, wo ich den Text der Lutherbibel 2017 zitiere. Und in dem einen Satz, wo ich mehr

Sigrid /

Der Impuls spricht mich heute sehr an. An manchen Tagen strengt es mich richtig an, manchen Menschen mit Achtung und Wertschätzung zu begegnen.
Es ging mir ein Licht auf. Ja, wenn ich es für Jesus mehr

Sonja Z. /

Fast jeden Tag lese ich die ausgelegte Losung .Was ich so schön finde ist, dass beinahe jeden Tag etwas auf mich persönlich, mein Leben und meinen Alltag zutrifft. So auch heute. Aus Gottes Gnade und mehr

Gottlob F. /

Das Evangelium in den Alltag gebracht. Danke für ihren Impuls, er wird die richtige Frucht hervorbringen.

Maike /

Wie entlastend, dass hier nur die Brüder angesprochen sind. An die Schwester denkt der Schreiber höchstens eingeklammert.