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/ Wort zum Tag

Frieden und Vernunft

Karsten Hellwig über Philipper 4,7.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.

Philipper 4,7

Das zum heutigen Losungswort der Herrnhuter Brüdergmeine ausgesuchte Bibelwort steht im Philipperbrief, Kapitel 4, Vers 7: „Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.“ In den evangelischen Gottesdiensten wird dieses Bibelwort im Anschluss an die Predigt der Gemeinde oft als sogenannter Kanzelsegen zugesprochen. Unser Herz, als unser Entscheidungszentrum und unsere Gedanken, die wir uns machen, bedürfen des Friedens Gottes. Nur so können die Worte der Predigt heilsam verarbeitet und umgesetzt werden. Und dieses Segenswort am Ende der Predigt ist auch eine Entlastung für den Prediger. Er bringt damit zum Ausdruck: „Meine Worte sind unzulänglich und Stückwerk. Gottes Friede ist größer, als ich ihn auszudrücken vermag.“ (so auf www.der-evangelische-gottesdienst.de)


Was bedeutet das im Alltag? Es ist vernünftig, Frieden zu halten. Die meisten Menschen würden diese Aussage wahrscheinlich unterschreiben. Warum fehlt es dann trotzdem an Frieden? Weil wir nicht vernünftig sind? Oder warum? Über das, was vernünftig ist, wird sich gestritten. Die Meinungen gehen weit auseinander. Dass ein gutes Klima wichtig ist, würde wohl wiederum jeder unterschreiben – aber: Wie kommt man dahin? Welche Dinge müssen mit welcher Dringlichkeit angepackt werden? Da gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Und diese Meinungen werden z.T. mit großem Eifer vertreten.

„Seid vernünftig.“ – oder „Nehmt doch Vernunft an.“ - so hab´ ich die Worte meiner Mutter noch im Ohr, wenn wir Geschwister uns gestritten haben. Das war eine Anordnung. Und wir wussten, wir sollen aufhören zu streiten. Aber wir waren uns nicht einig darüber, wer mit dem Aufhören anfangen sollte.

Ohne die Verknüpfung mit der elterlichen Autorität hört man diese Aufforderung vielleicht eher als eine ausgesprochene Bitte: „Seid doch vernünftig.“ Ein Appell an die Vernunft. Bevor man eingreift, appelliert man an die Vernunft. Es ist doch auch besser, wenn jemand freiwillig das Richtige tut. Wenn man nicht erst mit Maßnahmen drohen muss. Letztlich bleibt zum Schluss: menschliche Vernunft kommt zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Also Frieden JA – Vernunft schwierig? Wenn doch alle so vernünftig wären wie ich. – Nein, so denke ich nicht wirklich. Aber es ist doch so, dass jeder überzeugt ist von seiner Meinung.  Sollen wir die unterschiedlichen Sichtweisen zusammenbringen oder nebeneinander stehen lassen? Mir scheint, die Welt will beides. Klima und Wohlstand, Kommunismus und eigenverantwortliches Wirtschaften, Gesundheit und Bequemlichkeit. Es ist wie die Quadratur des Kreises und es wird immer mehr wie ein unentwirrbares Knäuel. Selbst in der kleinsten Zelle der Gesellschaft, der Familie, ist es schwierig alles und alle unter einen Hut zu bringen – und FRIEDEN zu haben.

Der Friede Gottes, seine Tiefendimension, was er ermöglichen kann – das übersteigt alle Vorstellungen. Ich zitiere aus einem Lied von Manfred Siebald: „Der tiefe Frieden, den wir nicht verstehen, der wie ein Strom in unser Leben fließt, der Wunden heilen kann, die wir nicht sehen, weil es Gottes Friede ist.“ – In diesem Frieden möchte Gott unsere Herzensregungen und Gedanken vor Missbrauch beschützen, vor Irrwegen warnen, bewahren und behüten. Vernunft, Denken, Verstand, Nachdenken, Überlegen, Entscheiden – das sind Geschenke Gottes. Ich bin dankbar dafür. Zugleich weiß ich: es ist vernünftig, die Grenzen meiner Vernunft anzuerkennen.

Gehen Sie mit diesem Segen durch die Woche: Der Friede Gottes, der alle Vorstellungen übersteigt, wird dein Herz und deine Gedanken bewahren in Christus Jesus.

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Kommentare (2)

Ruth N. /

Vielen Dank für die Worte.
Ich bitte Gott sehr oft um diesen, seinen Frieden, den ich nicht verstehen kann, nichts machen kann, aber so dringend jeden Tag brauche

Andreas K. /

"Der Frieden Gottes" kommt sehr schön zum Ausdruck in der
Marienbader Elegie v. J.W. Goethe:
- Dem Frieden Gottes, welcher euch hienieden
mehr als Vernunft beseliget -
Danke an Herrn Hellwig, mehr