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/ Wort zum Tag

Abschied

Wolfgang Buck über Johannes 14,19.

Unzählige Menschen haben sich in den letzten 2000 Jahren an dieses Wort geklammert, es auf ihre eigene Situation, ihre Verzweiflung und ihre Hoffnung bezogen. Wir finden es auf Grabsteinen ebenso, wie in Traueranzeigen und Kondolenzkarten. Auf den ersten Blick klingt es vielleicht wie ein trotzig-gläubiges Aufbegehren gegen das Unvermeidliche, wenn uns ein nahestehender Mensch durch den Tod weggerissen wurde. Aber es ist mehr.

Jesus spricht: Ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Auch dieses Jesuswort hat natürlich einen konkreten Zusammenhang: Jesus steht kurz vor seiner Hinrichtung. Er muss seine Jünger so gut wie möglich darauf vorbereiten, dass er sie verlassen wird. Gerade Johannes schildert diese Abschiedsreden sehr ausführlich. Seine Jünger bedrängen ihn mit Fragen: Wo gehst du hin? Was wird aus uns? Und Jesus gibt ausführliche Antworten, manchmal klar, manchmal aber auch etwas rätselhaft:

  • Im Haus des Vaters ist viel Platz, ich werde alles für euch vorbereiten.

Aber wo ist das denn, und wohin gehst du eigentlich? fragen die Jünger.

  • Ich selbst bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, antwortet er. Und dann aber auch konkreter: Ich schicke euch den Heiligen Geist als meinen Stellvertreter. Ich lasse euch nicht allein. Habt keine Angst…

Und mittendrin in dieser Diskussion steht: Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Damit spielt Jesus auf seinen Tod und die Auferweckung an. „Die Welt“ – also alle anderen Menschen, werden Jesus nicht mehr sehen, aber seinen Jüngern wird er erscheinen, Lukas berichtet sogar davon, dass der auferstandene Jesus 40 Tage lang bei seinen Jüngern blieb, bis zur Himmelfahrt. Aber exklusiv, nur bei ihnen, sonst nirgends.

Das Schöne an diesem Satz ist aber, dass Jesus nicht nur von sich selbst und seiner Auferweckung spricht, sondern seine fragenden und ratlosen Jünger voll mit einbezieht, und das ist ja auch das Tröstliche für Christen: … und ihr sollt auch leben!

Ihnen allein, den zaghaft Glaubenden, macht er diese Zusage, geradezu exklusiv. Einem der Jünger fällt das sofort auf und er fragt auch hier nach dem Warum. Und dann antwortet Jesus in vielen Variationen immer wieder, dass es darum geht, seine Gebote zu halten und Gott und den Nächsten zu lieben. Wie ein roter Faden zieht sich das durch die Abschiedsreden bis hin zum sogenannten „Hohenpriesterlichen Gebet“ in Kapitel 17: Die Glaubenden werden mit Jesus verbunden bleiben, sie sollen auf den Heiligen Geist hören und Gott und sich untereinander in vollkommener Einheit lieben.

Ich lebe, und ihr sollt auch leben – das ist also kein allgemeingültiger Spruch, der automatisch allen Menschen gilt, die ihn lesen und einfach nur schön und tröstlich finden. Nein, es geht hier um Menschen wie die Jünger damals, die Jesus nachfolgen, die zaghaft zu glauben beginnen, die Angst haben, er könne sie verlassen. Menschen, die auch als Christen fürchten, in ein Loch zu fallen, wenn sie mit dem Tod konfrontiert werden.

Jesus spricht: Ich lebe, und ihr sollt auch leben – das ist seitdem die große Hoffnung des Glaubens, daran möchte ich mich klammern, bis zuletzt. Denn Jesus hat es uns gesagt.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Waltraud R. /

Sehr gut

Christiane D. /

DANKE!! Wieviel Zuversicht & Glauben stärkend für diesen Morgen und in Zukunft...!!!