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/ Wort zum Tag

„Bleib stehen!“

Hartmut Bärend über Amos 4,11.

Ihr wart wie ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerissen wird; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der HERR.

Amos 4,11

Es ist schon viele Jahre her, aber ich werde es nie vergessen. Ich befand mich auf einem Spaziergang zu einem Bauernhof in Süddeutschland; es ging quer durch den Wald. Es war schon dunkel, und ich kannte die Gegend nicht, aber ich war zuversichtlich, dass ich gut ankommen würde. Nach kurzer Zeit stand ich auf einer Anhöhe, vor mir leuchteten Lichter, direkt unter mir verlief wohl eine Straße; wie ein weißes Band erstreckte sie sich vor mir. Ich dachte, nichts wie los! Es ging doch nur darum, zu der Straße hinunterzuklettern, sie zu überqueren und dann den Lichtern nachzugehen. Da musste der Bauernhof sein, und ich wurde ja erwartet. Aber kaum, dass ich den ersten Schritt gemacht hatte, rief plötzlich jemand weit hinter mir laut meinen Namen. Erschreckt hielt ich an; wer konnte das sein? Ich war sogar ärgerlich, denn ich war doch kurz vor dem Ziel. Aber die Stimme kam wieder: „Komm zurück“, hieß es. Na ja, ich bin dann zurückgegangen und habe den Menschen gefunden, der mich gerufen hatte. Es war ein junger Mann, den die Bauersleute losgeschickt hatten. Er sagte mir, dass die Gegend gefährlich abschüssig sei. Wie gefährlich sie war, merkte ich erst am nächsten Morgen. Da sah ich mit Schrecken: Die sogenannte Straße vor mir war die Donau, ich stand genau über ihr, vor mir nur schroff abfallende Klippen, 50 Meter hoch. Wäre ich weitergegangen, wäre ich mit Sicherheit umgekommen.

Dieses dramatische Erlebnis ist mir immer wieder eingefallen, auch als Gleichnis. So ruft auch Gott viele Male im Leben. „Komm zurück“ oder „kehre um“, ruft er dann. Das möchte er so gern, dass seine Menschen, die er geschaffen hat, zu ihm heimkehren, wenn sie sich wie der verlorene Sohn von ihm getrennt haben und eigene Wege gegangen sind. Die ganze Bibel ist ein einziger Ruf, dass wir doch zu ihm, zum lebendigen Gott, umkehren mögen. Denn es stimmt leider: Wir gehen so gern eigene Wege, möchten selbst unseren Weg bestimmen, auch wenn wir oft gar nicht wissen, wohin er geht.

So wie ich damals unwissend vor einem Abgrund stand, so stehen auch heute viele davor. Sie leben, als ob es Gott nicht gäbe, sie haben vergessen, dass sie Gott vergessen haben. Der christliche Glaube spielt heute eine nur noch untergeordnete Rolle in der Bevölkerung. Taufen und Trauungen werden immer seltener gewünscht. Selbst ist der Mann, selbst ist die Frau. Selbstbestimmung ist alles, auch wenn sie durch das Corona-Virus eine empfindliche Delle bekommen hat. Aber was macht´ s? Die Gefährdung unserer Erde wird immer größer, aber wer sucht Gott im Gebet? Wer sieht Gott, wer fragt nach ihm bei der Corona-Pandemie? Beim Ukraine-Konflikt? Dabei geht doch an Gott nichts vorbei, um alles weiß er. „Bist du doch nicht Regente, der alles führen soll. Gott sitzt im Regimente, der führet alles wohl“, hat der Liederdichter Paul Gerhardt kurz nach dem 30jährigen Krieg getextet. Aber wen interessiert das schon? Oder noch?

Der Prophet Amos, dessen Prophetenworte im Alten Testament geschrieben stehen, hat diese Gefahr schon vor 2700 Jahren gesehen und beleuchtet. Auch da lebten viele Menschen im totalen Egoismus, nur sich selbst, auf Kosten der Armen und Schwachen. Oder sie dienten anderen Göttern, denen man ja auch heute verfallen kann, Götzen, die abhängig machen. Gott hat immer wieder aufgerüttelt, aufgefordert umzukehren, aber die Menschen sind seiner Stimme nicht gefolgt. So klingt es fast resignativ, wenn Gott im Prophetenwort nahezu aufschreit: „Ihr wart wie ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerissen wird; dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir, spricht der Herr.“

Was ist nötig, dass auch wir umkehren? Damals ist das Volk nicht umgekehrt und hat totalen Zerbruch erlitten. Wie sieht es bei uns aus? In unserem Land, bei uns selbst? Gott hat uns durch Jesus Christus eine Brücke gebaut. Über die sollen wir gehen, soll alle Welt gehen, zurück zum Vater. Er ruft auch heute noch, so wie mich damals im Wald. Was kann es Besseres im Leben geben, als zu diesem Gott, diesem „Backofen voller Liebe“ (Luther) umzukehren und ihm zu folgen?

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Kommentare (6)

Pfr. i.R. Dietrich T. /

Wieder eine sehr bewegende und stärkende Andacht ! Danke, lieber Bruder Bärend . Gott segne Sie und Ihre Familie weiterhin so stark. Shalom. In Jesus herzlich verbunden, Dietrich T.und Ehefrau Annegret.
( in Groß Kreutz, b.Potsdam. )

Barbara E. /

Lieber Herr Bärend,
Ihre Worte haben mich sehr angesprochen, vielen herzlichen Dank dafür!
Einen behüteten Tag wünsche ich Ihnen!

Brigitte S. /

" gott sitzt im Regimente..." und der Krieg in der Ukraine tobt und tobt.. für mich ist es unfassbar, dass hier gott noch nicht eingegriffen hat... " endzeitzeichen?" ...

Waltraud R. /

Sehr gut

Jörg /

Vielen Dank immer wieder, lieber Bruder Bärend, für Ihre herzlichen und zugleich unmissverständlichen Worte. Aber ich vermisse Ihre vertraute Stimme, die Ihrer Botschaft ihre Seele verliehen hat. mehr

Heinrich D. /

Ich hatte vor vielen Jahren ein ähnliches Erlebnis in den Alpen. Ja, Unser Gott lebt! Danke für diese erbauende Andacht.