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/ Wort zum Tag

Ein gebrochenes Halleluja

Lothar Podszus über 2. Samuel 12,13.

David sprach zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN. Nathan sprach: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.

2. Samuel 12,13

Wer kennt ihn nicht, den anrührenden und zu Herzen gehen Song „Halleluja“ von Leonard Cohen. Viele Brautpaare wünschen ihn sich für ihre kirchliche Trauung.

Wenn sie wüssten, wovon der englische Text eigentlich handelt, würden sie ihren Liedwunsch vielleicht noch einmal hinterfragen.

Denn ausgerechnet in diesem Lied geht es um einen Ehebruch, von dem im Alten Testament in schonungsloser Offenheit berichtet wird.

Dort erfahren wir nicht nur von der Affäre des Königs David mit der schönen Bathseba.

Wir erfahren auch, wie er mit List und Tücke dafür sorgte, dass ihr Ehemann zu Tode kam.

Man könnte meinen, dass für einen König die Angelegenheit damit erledigt war, dass er Bathseba geheiratet hat und Kinder mit ihr bekam.

Doch im Inneren des Königs brodelte es, das schlechte Gewissen ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Im 32. Psalm spiegelt sich wider, wie sehr David unter seinem Fehlverhalten gelitten hat: „Ich stöhnte den ganzen Tag. Tag und Nacht spürte ich, wie deine Hand mich niederdrückte. Ich lag da wie ein Feld, das die Sommerhitze ausgedörrt hat.“

Allein auf sich selbst gestellt wurde David mit den belastenden Gefühlen nicht fertig.Mag sein, dass er versuchte, das Geschehene zu verdrängen.
Mag sein, dass er versuchte, überhaupt nicht mehr daran denken.
Mag sein, dass er versuchte, das Geschehene klein zu reden.

Doch eines Tages kam der Prophet Nathan zu ihm. Er erzählte dem König die Geschichte eines reichen Mannes, der einem armen Mann dessen einziges Schaf weggenommen hat.

David ist erbost und fordert, dass dieses Verhalten äußerst hart bestraft wird. Doch noch während er sich entrüstet und empört, schaut ihm der Prophet Nathan tief in die Augen. Und dann sagt er nur einen einzigen Satz: „Du bist der Mann“.
Dieser Satz traf David mitten ins Herz.

Es ist, als ob ihm ein Spiegel vorgehalten wird.
Ein Spiegel, in dem er die Wahrheit über sich selbst schonungslos erkennt.

Es kann sehr schmerzlich sein, so direkt mit der Wahrheit konfrontiert zu werden.

Doch es kann auch heilsam sein, der erste Schritt zu einem neuen Anfang.

Ich stelle mir vor, wie David eine Weile den Blick senkte und erst gar nichts mehr sagte. Was dann geschah, wird in 2. Samuel 12, 13 kurz und knapp zusammenfasst:

„David sprach zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den Herrn. Nathan sprach: So hat der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.“

Es kann hilfreich sein, seine Sünde nicht nur vor Gott, sondern auch in Gegenwart eines anderen Menschen auszusprechen und zu bekennen.

Es kann befreiend sein, wenn uns von einem anderen Menschen zugesprochen wird:

„Im Namen Jesu, dir sind deine Sünden vergeben.“

Ich komme noch einmal auf das „Halleluja“ zurück, das sich viele zu ihrer Hochzeit wünschen.

Es gibt einen Grund, warum ich es gar nicht für so ungeeignet halte.

Schon die sehr einfühlsame Melodie lässt erkennen, was am Ende des Liedes auch ausgesprochen wird:

Das Halleluja ist immer auch ein „broken halleluja“, ein gebrochenes Halleluja, das die Abgründe des Lebens kennt und den Gott, der auch „auf krummen Linien gerade schreiben“ kann.

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Anstoß

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Kommentare (4)

Rainer /

Jesus, danke dass du auf unser aller krummen Lebenslinien gerade schreiben kannst und aus größter Liebe zu uns auf allen dir übergeben Lebenslinien gerade schreibst.

Constanze G. /

Hallelujah, aber das von händel mit der grossen Lobpreisung Gottes!

Norbert D. /

... und doch blieb die Sünde nicht folgenlos......siehe Vers 14

Ralf F. /

Vielen Dank für die Andacht. Es hat mich berührt. Vielen Dank, das Sie für jeden Tag diese Andachten bereit stellen!