Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Haltung beim Beten

Lothar Eisele über Jesaja 45,23-24.

Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke.

Jesaja 45,23–24

Seit einigen Jahren steht er ungebraucht in der Ecke. Mein Gebetshocker. Ich habe ihn lange Zeit beim Beten verwendet. Er half mir, beim Beten zu knien. Ich habe das gerne gemacht. Denn das Knien drückt einfach Achtung und Ehrfurcht aus.

Dann kamen die Schmerzen im linken Kniegelenk und einige Zeit später eine Meniskusoperation. Seither fällt mir das Knien schwer. So sitze ich lieber beim Beten oder mache einen Spaziergang. Gott ist ja nicht auf eine bestimmte Körperhaltung angewiesen.

Und doch: Ab und an habe ich doch das Bedürfnis, zu knien. Denn diese Körperhaltung macht deutlich, was Beten alles beinhaltet.

Knien drückt aus: Herr, Du bist groß – und ich bin klein. Du bist mächtig – und ich ziemlich oft ohnmächtig. Auch wenn es sonst manchmal so zu sein scheint, als hätte ich mein Leben ganz gut in der Hand. Oft reicht nur ein Windstoß, ein Konflikt, eine Kritik – und ich merke, wie klein und verletzlich ich bin. Beim Knien stehe ich dazu: Ich kann nicht alles selbst. Herr, ich brauche Dich und Deine große Kraft.

Knien bedeutet auch: Herr, ich ehre Dich. Ich staune über Deine Größe, über Deine Herrlichkeit, über Deine Liebe. Ich bete Dich an. In meinem Alltag suche ich oft eigene Ehre, will selbst groß rauskommen, genieße es, wenn ich Anerkennung erhalte. Aber im Gebet werden die Maßstäbe zurechtgerückt. Auch das, was ich kann, kommt von Gott. Ihm will ich mich anvertrauen. Ihm will ich mich ganz überlassen. Gerechtigkeit und Stärke, so heißt es im Buch Jesaja, habe ich im Herrn und nicht in mir selbst.

Knien drückt auch aus: Herr, Du bestimmst, nicht ich. Du bist der Herr, der lenkt. Dich bitte ich, dass Du wirklich lenkst und führst. Ich bitte Dich, zeige mir, wo ich mich verirre. Bringe mich zurecht. Lenke mich, dass es richtig und gut wird.

Die katholischen Geschwister knien bei ihren Gottesdiensten oft gemeinsam. Sie drücken damit aus, wir gehören zusammen – und wir gehören dem Herrn gemeinsam. Wir sind gemeinsam mit ihm verbunden. Gott möchte das, deshalb heißt es im Jesajabuch (45,23.24):

„Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke.“

Nach dem Knien kommt das Aufstehen und dann das Stehen und Gehen. Das Aufstehen ist oftmals erst gar nicht so einfach. Ich fühle mich etwas steif. Aber dann stehe ich und bewege mich. Die Frauen und Männer der Bibel knieten nicht nur, sie wurden von Gott auch aufgerichtet. Und danach standen sie ihre Frau, standen sie ihren Mann. Denn wenn wir knien, fließt uns von Gott auch Kraft, Vergebung und Zuversicht zu. Mit dieser Stärkung können wir dann stehen und unseren Weg gehen.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (6)

Christian M. /

Danke für diesen wertvollen Beitrag. Ich entdecke immer mehr den besonderen Segen in der knienden Gebetshaltung. Es ist einfach so schön, den allerhöchsten Gott in der Anbetung auch körperlich zu ehren.

Ralf F. /

Mir hat die Botschaft sehr gut gefallen. Nach vielen Jahren wo ich nur innerlich gekniet habe habe ich endlich auch mal wieder äußerlich gekniet und mit meiner körperhaltung zum Ausdruck gebracht was mehr

Christel S. /

Fließt mir ohne knieen keine Kraft, Stärke und Zuversicht zu? Obwohl die kathol. Geschwister soviel knieen, verlassen auch dort viele Gemeindeglieder die Institution Kirche, wie auch in der ev. Kirche.

Waltraud R. /

Sehr gut

Christian K. /

Sehr gutes Format, ohne geht es nicht mehr. Leider ist bei unserem Freund Eisele ein technischer Fehler. Das erste Wort jeden Satzes fällt weg.

Maria B. /

Amen, Amen!
Danke für das klare, aufrichtende Wort!