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/ Wort zum Tag

Keine falsche Bescheidenheit!

Jürgen Schweitzer über Matthäus 5,15.

Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.

Matthäus 5,15

„Eigenlob stinkt.“ – „Gib nicht so an.“ – „Nimm dich mal zurück!“. Sind Ihnen auch solche Sätze aus Ihrer Kindheit vertraut?

In den letzten Jahren, mit dem Einzug von leistungsorientiertem Denken in alle Bereiche unserer Gesellschaft, hat sich das doch sehr gewandelt.

Da hören wir öfter Sätze, wie diese: „Mach dich nicht kleiner, als du bist!“ – „Zeig, was du kannst, was in dir steckt.“ Es scheint immer nötiger, sich abzuheben und sich gut darzustellen.

Falsche Bescheidenheit ist fehl am Platz. 

Im Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeine für den heutigen Tag aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 5, Vers 15 spricht Jesus zu uns:

„Man zündet nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.“

„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“ – hören wir aufmunternd, wenn es darum geht, sich zu präsentieren, wenn es um etwas geht: zum Beispiel in Prüfungen oder Bewerbungssituationen.

Da ist es wichtig, sich nicht zu verstecken, und nicht mit den eigenen Kenntnissen oder Fähigkeiten hinter dem Berg zu halten.

 „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“ – Wo kommt das eigentlich genau her?

Es sind Worte Jesu aus seiner berühmten Bergpredigt, mit der er sich an die Menschen richtet, die ihm gefolgt sind. Die Bergpredigt beginnt mit einem ungeheuren Zuspruch: „Ihr seid das Licht der Welt!“ –  Durch zwei Bildworte erklärt Jesus, wie damit umzugehen ist.

Es sind Bilder aus dem Alltag, die das verständlich illustrieren.
Es ist unmöglich, dass eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, verborgen bleibt.
Eine Stadt auf einem Berg ist weithin sichtbar. Sie kann sich nicht verstecken.

Sie ist immer im Blick, weil sie liegt, wo sie liegt. Was gut läuft, wird sich herumsprechen, und auch, was misslingt. Sie ist auf dem Präsentierteller, egal, ob den Menschen in ihr das passt oder nicht. Übrigens auch durch ihre Lichter.

Denn eine Lampe ist zum Leuchten da. Niemand zündet eine Lampe an und stellt sie dann unter den Scheffel, denn darunter wird sie ausgehen oder aber zumindest nicht mehr gesehen.

Ein Scheffel ist ein Getreidehohlmaß, zu Jesu Zeiten etwa in der Größe von acht Litern, also ein eher kleinerer Eimer.

Eine brennende Lampe mit einem Eimer abzudecken, ist absurd. Denn dann ist das Licht und seine Wirkung im wahrsten Sinne des Wortes im Eimer. Es widerspricht seinem Sinn, denn der besteht ja darin, zu leuchten. Dazu muss es freistehen, ja besser noch, erhöht auf einen Leuchter gestellt werden, damit es den Menschen leuchten kann. Und zwar allen!

Das Licht ist nie Selbstzweck. Es ist dazu da, die Welt für die Menschen hell und warm zu machen. Ein Licht, dass von keiner und keinem gesehen und gespürt wird, ist unsinnig und verfehlt seine Aufgabe.

Es muss in Beziehung treten mit den Menschen, die in seiner Nähe sind.
Jesus spricht uns als Gemeinschaft an. Gemeinsam sind wir Licht der Welt.

Das ist uns zugetraut. Und dann das zu tun, was in der Natur des Lichts liegt: Es will und soll sich ausbreiten.

Wir sollen unser Licht leuchten lassen, die Welt heller und wärmer machen – gemeinsam. Das ist unsere Aufgabe als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu, als seine Gemeinde und Kirche.
Aber das ist kein Selbstzweck und keine Marketingstrategie nach dem Motto „Schaut doch, wie großartig wir sind!“.

Wenn wir das, was uns geschenkt ist an Potenzialen, gemeinsam für andere zum Leuchten bringen, stellen wir uns nicht selbst dar, sondern verweisen auf den Ursprung und Ziel unseres Seins, auf Gott. Das gemeinsame Licht-Sein nimmt andere in den Blick, stellt sie in Gottes Licht und Wärme.

Deshalb: „Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel!“ – Sondern: „Lasst euer Licht vor den Menschen leuchten!“ Denn: „Ihr seid das Licht der Welt!“

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