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/ Wort zum Tag

Du gehörst mir!

Ulrike Treusch über Lukas 20,25.

So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

Lukas 20,25

„Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?“. In der Tragödie Faust von Johann Wolfgang Goethe stellt die junge Frau Gretchen ihrem Geliebten, Heinrich Faust, genau diese Frage. Wenn jemand eine direkte Frage stellt, die vom Gesprächspartner ein Offenlegen seiner Haltung, ein klares Bekenntnis erwartet, dann nennen wir das heute noch eine Gretchenfrage.

Die Gretchenfrage, die die Pharisäer Jesus öffentlich stellen, lautet nicht „Wie hast du’s mit der Religion?“, sondern „Wie hast du’s mit der Steuerzahlung?“. Hier wird Jesus zu einem Offenlegen seiner politischen Haltung genötigt. Im 20. Kapitel des Lukasevangeliums wird von diesem Gespräch erzählt (Lk 20,20-26). Die Pharisäer und Schriftgelehrten wollen Jesus zu einer Aussage nötigen, die ihn in den Augen der Bevölkerung unglaubwürdig und in den Augen des Staats aufrührerisch erscheinen lässt. Und dafür bietet sich die Frage nach der Steuerzahlung geradezu an. So wird Jesus gefragt: „Ist's recht, dass wir dem Kaiser Steuern zahlen, oder nicht?“ (Lk 20,22).

Das ist eine Gretchenfrage und eine Fangfrage: Wenn Jesus nun antwortet, dass die jüdische Bevölkerung dem römischen Kaiser Steuern zahlen müsse, so hat er sich in den Augen der Juden, die auf eine Befreiung von der römischen Besatzung durch den Messias hoffen, unglaubwürdig gemacht. Antwortet Jesus aber, dass die Juden keine Steuern zahlen sollten, so wendet er sich gegen die römische Staatsmacht und gilt als Aufrührer. Doch Jesus tappt nicht in die Falle, die ihm seine Gesprächspartner mit der Steuerfrage stellen. Er lässt sich eine römische Münze, einen Denar, geben. Darauf war das Bild des Kaisers Tiberius geprägt. Jesus zeigt auf die Münze und antwortet: „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Lk 20,25). So erzählt es Lukas im 20. Kapitel, Vers 25.

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ Jesus signalisiert damit zunächst, dass jeder Bürger im römischen Reich dem römischen Kaiser Gehorsam schuldet. Als Bürger eines Staates hat jeder Pflichten gegenüber dem Staat, z.B. eben die finanzielle Pflicht des Steuerzahlens. Das ist die erste Hälfte der Antwort, die Jesus seinen Gesprächspartnern gibt. Jesus bejaht also die Pflichten der Juden gegenüber dem heidnischen Herrscher, auch wenn die Römer als heidnische Besatzungsmacht galten. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“. – Diese Antwort von Jesus wird bis heute als Aufforderung verstanden, einem Herrscher bzw. Staat Gehorsam zu leisten, loyal zu sein und seine Pflichten als Bürger zu erfüllen. Doch das ist nur die erste Hälfte des Satzes.

Jesus fährt fort „und gebt Gott, was Gottes ist“. Was heißt das? Es bedeutet nichts anderes, als dass der Mensch zuerst und vor allem anderen Gott gehört. Jeder Mensch, wir alle sind von Gott nach seinem Ebenbild geschaffen, und deshalb erhebt Gott seinen Anspruch auf uns, auf mich: „Du gehörst mir.“ (Jes 43,1) oder wie es der Prophet Jesaja an anderer Stelle schreibt: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ (Jes 43,1).

Wenn ich aber zuallererst Gott gehöre, dann geht es hier um viel mehr als um das, was ich dem Staat schulde. Dann ist Gott mein erster Bezugspunkt und ihm gehört meine letzte Loyalität. Er steht an erster Stelle in meinem Leben, eine Stelle, die niemand anderes einnehmen kann, auch keine politische Ideologie. Dann lebe ich in dieser Welt und in einem politischen System, aber darin lebe ich zuerst für Gott und mit Gott. Ihm gehört mein Leben und ihm gehört diese ganze Welt. Und weil ich das weiß, kann ich heute auch dankbar ausrufen: „Gebt unserm Gott die Ehre!“ (vgl. 5. Mose 32,3).

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Kommentare (2)

Wolfgang /

Liebe Ulrike,
danke für Deine Worte zum Tag. Es ist vollkommen richtig, dass wir zu Gott gehören, dass Er uns nach seinem Ebenbild schuf und darauf bin ich stolz, stolz, durch Ihn und gerade von Ihm mehr

Ralf E. /

Herzlichen Dank. Gute Worte.