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/ Wort zum Tag

Wer ist ein Gerechter?

Martin Hüfken über Sprüche 29,7.

Aus diesem Bibelspruch springen mir folgende Überlegungen entgegen. Wer ist denn ein Gerechter? Was ist die „Sache“ der Armen? Wer überhaupt gilt als ein „Armer“? Je mehr ich mich diesen Fragen nähern will, umso schwerer wiegt für mich das kleine Wörtchen „erkennen“. „Respekt“, denke ich, „wer so etwas erkennt!“

Es gibt viele Definitionen über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in der Welt und in unserem Land. Aber wer sind denn die, die über so etwas entscheiden? Skeptisch frage ich: „Wo sitzen die Gerechten und sind die, die es von sich behaupten zu sein, wirklich die Gerechten?“ Wer berechtigt sie, über Gerechtigkeit zu richten? 

Der zweite Teil dieses Bibelverses bringt mich auf eine interessante Spur. „Der Gerechte erkennt die Sache der Armen, aber der Gottlose weiß gar nichts.“ Diese Gegenüberstellung von Gerechtigkeit und Gottlosigkeit finde ich öfter in den Sprüchen der Bibel. Wer ein Gerechter ist, wird im Zusammenhang gesehen mit dessen Beziehung zu Gott? Anscheinend ist ein Gerechter nicht in erster Linie einer, der menschlichem Gerechtigkeitsdenken entspricht. Ein Gerechter, einer der Gott recht ist, ist einer, der auf Gottes rechter Seite steht oder sitzt.

Der namhafteste Rechte auf Gottes Seite war Jesus von Nazareth, der Sohn Gottes. Er ist für Christen der Gerechte schlechthin. Ausdrücklich wird in der Bibel ausgesagt, dass Jesus zur Rechten des Vaters sitzt. (Markusevangelium Kapitel 16, Vers 19). Wichtige Vertraute und Berater eines Herrschers, standen rechts vom Thron.

In einigen Gegenden spricht man heute noch bei wichtigen Personen eines Unternehmens, von der „rechten Hand“ des Chefs. Man meint damit jene, die wissen was wichtig ist. Sie kennen seine Grundsätze und stimmen mit seinen Willensentscheidungen überein. Es ist kein Zufall, dass Jesus im Gleichnis des Weltgerichtes, (Matthäus, Kapitel 25) davon erzählt, dass der König die, die ihm recht sind, bittet, zu seiner Rechten Platz zu nehmen. Sie taten die Werke der Gerechtigkeit. Sie übten die Liebe gegenüber den Bedürftigen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob es richtig ist, oder nötig ist. Sie taten es.

Dagegen dürfen die, die nicht mit Gottes Gerechtigkeit übereinstimmen, nicht einmal „Links“ bleiben. Sie müssen den Thronbereich ganz verlassen. Sie sind letztgültig Gott losgeworden. Ein Gerechter bin ich, wenn ich verlässlich auf Gottes Seite stehe. Dicht bei IHM lerne ich, verstehe ich, wie ER ist, und was er will. Jesus, der einzige wahre Gerechte an Gottes Seite, hat mir das ermöglicht.

Aber nun die nächste Frage: Was ist ein Armer? Ich lese den Armutsbericht der Bundesregierung Deutschlands: 15,8% der Deutschen gelten als arm. Derzeit liegt die unterste Armutsgrenze bei einem Nettoeinkommen von 834 Euro. Was sagt mir das? Nicht viel. Es ist zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Die „Armut“ ist aber mehr, als in Euro Nettoeinkommen beschrieben werden kann. Und das wäre auch nur die deutsche Armut. Vermutlich würden sich die wirklich Armen der Welt darüber ärgern, was ich als arm empfinde.

Ich schaue noch einmal in die Bibel. Jesus hat Menschen in seinem Blickfeld, die gefangen, nackt, hungrig, durstig, obdachlos, heimatlos geworden waren. Mit jedem dieser Worte könnte ich Armut charakterisieren, eine erschreckende Armut. Sie betrifft eben nicht nur etwas zu haben, oder nicht zu haben, sondern auch etwas sein zu dürfen, oder nicht sein zu können. Spricht darum der Bibelvers nicht nur von den Armen, sondern von der „Sache der Armen“? Eine wirklich komplexe Lebenslage. Sie lässt sich nicht mit Zahlen einer Statistik erfassen. In mir gibt es ein Echo zu der Trauer, dem Verlustempfinden und dem Schmerz derer, die so ausgegrenzt sind. 

„Ein Gerechter erkennt die Sache der Armen“. Wer zur Rechten Gottes gehören darf, erkennt das Arm-sein in ganz neuen Zusammenhängen. Dieses Erkennen führt zum Handeln. Gefangene besuchen, Nackte kleiden, Hungrige speisen, Durstige versorgen, Obdachlose beheimaten, Fremde integrieren, Trauernde trösten, Ratlose begleiten, Sehnsüchtige ermutigen. Ich werde die Weltarmut wohl nicht verhindern können, aber heute will ich einen Schritt wagen, um es zu versuchen. Ich will die Sache der Armen erkennen. Das kann ich, wenn ich an der Seite Gottes bleibe, an der Seite derer, die seine Gerechtigkeit lieben.

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Kommentare (4)

Johannes F. /

Eine wunderbare, segensreiche Andacht. - Übrigens, der Name "Hüfken" ist mir irgendwie von Früher geläufig. Es gab oder gibt doch wohl auch eine Elisabeth Hüfken - oder? Herzliche Segenswünsche und liebe Grüße - Johannes F.

Günter N. /

Lieber Martin, heute an unserem 55. Hochzeitstag haben wir uns sehr über deine hilfreiche wegweisende Andacht gefreut. Danke für das Wiedersehen in Wort und Bild.
Liebe Grüsse
Dorothea und Günter

Markus /

Danke! Das tut einfach gut

Rainer /

Ja, das ist richtig. Ganz wichtig finde ich die geistige Armut. Menschen reich zu machen indem wir Betroffenen von Jesus und Seiner unendlich großen Liebe, Gnade, Versorgungs- und mehr