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Geduld tut not

Manfred Bletgen über Kolosser 3,12.

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.

Kolosser 3,12

Er hieß Herbert. Er war schon einige Jahre bei uns im CVJM. Er war auch Mitglied im Jugend-Rotkreuz, ausgebildet als Sanitäter. Bei Bundesligaheimspielen in unserer Stadt musste Herbert nicht eine Sekunde überlegen, was er anziehen soll. Natürlich Jacke, Hemd, Hose und Mütze vom Roten Kreuz. „Du musst doch für jeden Menschen sofort als Sanitäter erkennbar sein“, sagte Herbert.

Irgendwann planten wir im CVJM ein etwas größeres Jungscharzeltlager. Alle nötigen Aufgaben waren verteilt. Dann die Frage: Wer ist für die erste Hilfe zuständig?

Wir waren schnell einer Meinung: Wir fragen Herbert. „Natürlich bin ich dabei, wenn ihr mich braucht“, sagte Herbert, „dat mach ich gern und dat kann ich auch.“

Am Abfahrtstag standen zwei Busse vor dem CVJM-Haus. Gepäck einladen, Teilnehmerlisten kontrollieren, Gespräche mit Eltern – also Hektik. Dann kam Herbert. Im Rote-Kreuz-Dress mit Mütze, zwei großen Sanitätstaschen mit Verbandszeug und Pflaster und noch einem großen Karton mit einem Blutdruckmessgerät und einem Beatmungsgerät. Allein das Erscheinen von Herbert beruhigte einige Eltern enorm. Der schien ja Ahnung zu haben.

Im Zeltlager, an einem der ersten Tage, standen verschiedene Sportarten auf dem Programm. Dementsprechend die Kleidung, Herbert im Rote-Kreuz-Dress mit Mütze am Spielfeldrand. Auf meine Frage, ob es nicht etwas warm sei – Herberts Standardantwort: Ein Sani muss immer erkennbar und ansprechbar sein. Zu meinem Erstaunen zitierte Herbert mit erhobenem Zeigefinger die Bibel: Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde der Kolosser: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld.“ „Das habe ich alles von Jesus gelernt, weil Jesus so mit mir umgegangen ist“, sagte Herbert. „Als ich das erste Mal zu ihm gebetet habe, da kam ich ganz schön ins Stottern, aber ich war total sicher, dass Jesus mich nicht auslacht. Er war freundlich zu mir. Er hat sich mit einer Riesengeduld mein gestottertes Gebet angehört und hat mich nicht hängen gelassen. Das habe ich mir gemerkt. So geh ich auch hier mit den Jungs um“, sagte Herbert. „Auch wenn hier einer ins Stottern kommt, ich hör ihm zu. Ich quatsch ihm nicht dazwischen oder schmeiß ihn raus. Man muss Geduld haben mit den Menschen. Geduld tut not.“

An einigen Regentagen bemerkten wir, dass einige Jungs immer wieder mal im Sanitätszelt rumsaßen, die keine äußeren Verletzungen hatten, aber in Herbert einen Sanitäter gefunden hatten, der nicht ruck-zuck ein Pflaster abriss und das neue draufklebte, sondern der ihnen zuhörte, der eine Riesenportion Geduld zu haben schien. Herbert achtete nicht nur auf äußere Verletzungen, sondern auch auf die inneren Verletzungen. Herbert war und ist einer jener Menschen, die Erbarmen und Geduld mit Menschen haben, für die Erbarmen, Freundlichkeit, Sanftmut, Demut und Geduld nichts Theoretisches sind, so wie der Apostel Paulus das allen Christen ans Herz legt.

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Kommentare (2)

Barbara E. /

Lieber Herr Bletgen,
vielen Dank für diesen Beitrag.
Herbert ist wirklich ein Engel auf Erden!

Petra /

Gesegnet sei Herbert! Möge es mehr solcher Menschen geben.