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Schuld bleibt nicht verborgen

Hans-Hagen Zwick über Psalm 69,6.

Gott, du kennst meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen.

Psalm 69,6

Wer sagt schon mal offen von sich selbst - ich bin richtig dumm – und meint das auch so. Fühlt sich für mich nicht so gut an. Diese Einsicht mag es geben, kann auch nicht schaden, aber selten als bewusst platziertes Statement in einer Presseerklärung. Das käme wohl nicht gut rüber. So was gelte es zu vermeiden.

Der König David war ein bedeutender Liedermacher. Seine Psalmen zeugen davon. Er hatte den Mut, offen zu sein und der Nachwelt diesen Satz zu hinterlassen: „Gott, du kennst meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen.“ (Psalm 69,6) - mea culpa. Meine Schuld. Ein ehrlicher Schrei in hilfloser Situation. David fühlte sich bedrängt, verraten und verlassen. Deshalb wendet er sich zu Gott und bittet ihn um Unterstützung. Er weiß, wenn er das tut, muss er über seine Schuld offen reden.

„Wer sich selbst erniedrigt, will erhöht werden“ – so kommentiert Friedrich Nietzsche, als er über Jesu Satz (Lukas 18,14) nachdachte: „Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Auch das könnte sein. Hinter scheinbarer Demut kann sich aufstrebende Sucht nach Anerkennung verbergen. Nicht jedes Schuldbekenntnis ist echt. Das scheint mir vom Ansatz zwar verbogen, aber es gibt Leute, die ticken so.

Wer ist bereit, sich ehrlich zu machen. Vor David habe ich Respekt. Er geht offen mit seinem Versagen um. Bei ihm kann ich lernen, wie man es macht.

Peter kommt zu mir. Ihm steht eine riskante Herzoperation bevor. Er will nochmal alle seine Freunde sehen, da er nicht weiß, ob die OP gelingen wird. Er ist ein streitbarer Mann. Emotionale Ausbrüche hat es oft gegeben. Zwischen uns zwar nicht, aber trotzdem fragt er mich, ob in unserer Beziehung alles in Ordnung sei. Ich kann ihm versichern, es ist alles OK. Wann immer wir uns was zu sagen hatten, haben wir das zeitnah erledigt. Eine gute Freundschaft muss das aushalten.

Er erzählt mir, dass er noch einige Besuche machen will. Leicht fällt ihm das nicht, aber hinterher fühlt er sich jedes Mal erleichtert.

Mit Werner kommt er nicht zurecht. Gespräche mit ihm sind oft gescheitert, warum auch immer. Peter klingelt bei ihm, Werner öffnet, lässt ihn aber nicht rein. So muss er sein Anliegen im Treppenhaus vortragen, bestimmt nicht angenehm. Er bekennt seine Schuld und bittet Werner um Vergebung. Werner ist sprachlos, wirkt überrascht, lässt Peter aber nicht rein. Dann geht die Tür zu. Auch das kann passieren. So ist das Leben. Peter steht immer noch davor, drückt den Klingelknopf. Aber die Tür bleibt zu. Peter ist verärgert, er hat einen weiten Weg gemacht, wollte die Dinge klären. Ist er jetzt gescheitert?

Er steigt in sein Auto und betet, wie er mit dieser Situation umgehen soll. Er hat doch alles versucht, was möglich war. Da kommt Peter ein Bibelwort von Paulus in den Sinn: „Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ (Römer 12,18)

Das tröstet ihn. Er hat gemacht, was er konnte, mehr ist nicht drin. Er hat um Vergebung gebeten, jetzt ist er frei und darf sich entspannen. Dieser Gedanke zaubert ein Lächeln in sein Gesicht, das Evangelium wirkt. Er startet sein Auto und kann in Frieden nach Hause fahren.

Machen wir uns nichts vor, es ist gut zu beten: „Gott, du kennst meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen.“ (Psalm 69,6) David wusste das. Seien wir ehrlich zu uns selbst, denn das hilft, die nächsten Schritte bis zur Vergebung zu finden. Gott ist für uns da, wenn wir diesen Weg beschreiten. Er wartet auf uns, will uns in seine Arme nehmen. 

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Anstoß

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Kommentare (1)

Irmgard N. /

Danke für diesen sehr konkreten Impuls!