Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Ein hervorragender Gastgeber

Johannes Kiuntke über Psalm 23,5.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Psalm 23,5

Stellen Sie sich jemanden vor, den Sie gar nicht mögen. Vielleicht kennen Sie ja auch einen Menschen, der Ihnen feind ist? Ich weiß, Christen sollten mit allen Leuten im Frieden leben und mit niemandem Streit haben. Aber der Alltag sieht ja oft anders aus. Nicht alle Menschen sind uns sympathisch. Und wir würden nicht unbedingt jeden zu uns nach Hause zum Essen einladen. Tischgemeinschaft ist ein ganz besonderes Zeichen von Verbundenheit. Mit Freunden und Menschen, die wir liebhaben, setzen wir uns gerne an einen Tisch und verbringen Zeit miteinander.

In einem der bekanntesten Bibelabschnitte überhaupt steht der Satz, im Psalm 23, Vers 5: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“

Wenn es heißen würde: Du bereitest mir einen Tisch zusammen mit meinen Freunden. Das wäre ja normal. Das kennen wir. Aber der Beter des 23. Psalms kennt Zeiten, die nicht normal sind. Er kennt Beziehungen, die nicht friedlich sind. Menschen, die ihm nicht gut gesonnen sind. Die zusehen, während er genüsslich isst. Bibelleser verbinden dieses Gebet mit David, dem König Israels im ersten Testament. In seiner Lebensgeschichte wimmelt es nur so von Feinden.

König Saul zum Beispiel, sein Vorgänger. Er war unglaublich eifersüchtig auf David und trachtete nicht nur einmal nach seinem Leben. Auch enge Weggefährten wurden zu Feinden Davids, und selbst seine eigene Frau lachte ihn aus, als er sich unbändig über die Rückkehr der Bundeslade freute und vor Begeisterung auf der Straße tanzte.

In solchen Situationen hat David immer wieder eine wichtige Erfahrung gemacht: Egal was passiert, Gott ist mit mir. Ihm kann ich vertrauen. Mein Leben ist bei ihm geborgen. Er kümmert sich um mich, wie ein guter Hirte sich um seine Schafherde kümmert. Das gilt auch und besonders in den Zeiten, in denen mir das Leben zur Last wird. Gerade dann lädt mich Gott als seinen Gast an seinen gedeckten Tisch. Welche Ehre und Freude.

Vielleicht ist der „gedeckte Tisch“ ein Ausdruck der Gemeinschaft, die Gott seinen Nachfolgern und Nachfolgerinnen schenkt. Er bewirtet nicht kärglich, sondern schenkt ihnen den Becher voll ein. Da wird nicht gespart. Und die Feinde sehen das. Auch die „Salbung des Hauptes mit Öl“ ist ein Zeichen ganz besonderer Zuwendung und Wertschätzung. Der Gast wird zum Ehrengast. Und Gott wird dargestellt als ein Gastgeber, der seinen Gästen voller Freude alles auftischt, was ihnen guttut.

Ich komme nochmal zum Anfang zurück. Von den Feinden war die Rede. Ich kann mir vorstellen, dass manchen von Ihnen bei dem Ausdruck unwohl ist. Die meisten wollen keine Feinde haben und niemandem feind sein. In anderen Übersetzungen des Psalms wird das Wort, das bei Luther „Feinde“ heißt, mit „Bedränger“ übersetzt. Das kommt dem hebräischen Urtext näher. Finden wir uns darin eher wieder?

Was bedrängt uns nicht alles? Sorgen um den Arbeitsplatz, Sorgen um Familie und Gesundheit, Sorgen um Finanzen und die Zukunft unseres Landes. Da möchte uns Psalm 23 daran erinnern, dass wir bei Gott als dem guten Gastgeber Ehrengast sind. Er schenkt uns Zeichen seiner Zuwendung und Wertschätzung.

Vielleicht nehmen Sie sich heute Abend mal die Zeit und machen sich Notizen, wo Sie solche Zeichen der Zuwendung und Wertschätzung Gottes an diesem Tag entdeckt haben.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.