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Müde

Ansgar Hörsting über Jesaja 47,13.

Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne.

Jesaja 47,13

Manchmal bin ich müde. Sehr müde!

Müde, weil es so viele Überlegungen gibt. Ich frage mich: Was ist richtig? Was ist falsch? Und gibt es überhaupt richtig und falsch? Ich bin müde, weil sich so viele Dinge so schnell verändern. Auch für den flexibelsten Menschen gibt es den Moment, in dem es einfach zu viel ist und zu schnell geht mit den Veränderungen.

Ich bin müde, weil ich mir Sorgen mache, wie es weitergeht mit mir, mit der nächsten Generation. Ich mache mir Sorgen um die Gesundheit. Und wie kann ich in diesem Land glücklich leben, obwohl diese Welt mit ihren fast 8 Milliarden Einwohnern so viel Unheil hervorbringt. Ich bin müde, weil ich dann manchmal schlecht schlafe. Ich mache Pläne, verwerfe sie und hoffe, dass alles irgendwie gut geht und weiß zugleich: Es geht nicht alles gut.

Der Prophet Jesaja spricht im Auftrag Gottes zu Babel, der politisch-militärischen Macht des Orients der damaligen Zeit. Er zeigt dieser Macht auf, was alles falsch läuft. Und mitten drin steht dieser Satz, der gar nicht für mich geschrieben ist, und doch beschreibt, wie es mir manchmal geht.

„Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne.“

Andere übersetzen …mit der Menge Deiner Beratungen. Und, ja, Ratgeber sind hier tatsächlich gemeint. Ratgeber gibt es in Hülle und Fülle. Sterndeuter und Horoskopleser waren es in Babel. Sie gibt es bis heute. Aber auch andere. Die Regale der Ratgeberliteratur biegen sich heute unter ihrer Last. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Ratgeber fürs Essen, Stillen, Arbeiten, Ruhen, Heimwerken, Rasenpflegen, Urlaubmachen, Meditieren, Körperpflegen, Kommunizieren, Bewerben, und dafür, wie man mit der Fülle von Ratgebern umgehen kann.

Nicht nur die Regalböden biegen sich nach unten. Auch die Schultern derer, die hoffen, immer alles richtig zu machen. Das macht müde. Und das hat der Prophet Jesaja treffend beschrieben.

Mir ist noch etwas aufgefallen. Immer mehr Leute sind müde, weil sie sich einfach zu viel vornehmen. Ich bin zwar bekennender Stressliebhaber, weil Stress mich belebt und ein Zeichen dafür sein kann, dass ich mich für etwas einsetze. Aber die Frage ist, wofür – und ob die Menge noch gut ist. Mir begegnen immer wieder Menschen, die sich einem unglaublichen Stress unterziehen. Entweder für Dinge, die sie eigentlich gar nicht wollen. Oder selbst die schönen Dinge und Unternehmungen sind einfach zu viel.

Beispiele: zu viele Adventsfeiern, die jede Besinnlichkeit, manchmal sogar die Besinnung rauben. Hochzeitsfeierorganisationen, die alle anderen Vorhaben für ein Jahr lahmlegen und unter einem irrsinnigen Erwartungsdruck stehen. Der neueste Schrei sind sogenannte „Babypartys“. Eine für den Tag, wenn das Geschlecht des Kindes feststeht, eine andere, wenn… ich habe es vergessen. Es war mir zu viel des Guten.

Das kann ja alles wunderbar sein. Aber ich sehe, dass der Prophet Jesaja die Wahrheit über uns ausspricht: Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne. Es ist zu viel.

Der Prophet stellt aber nicht nur die Diagnose. Er kennt auch die Therapie. Im Kapitel 30,15 sagt Jesaja: „Durch Stillsein und Vertrauen würdet ihr gerettet.“

Die Therapie ist nicht, keine Pläne zu machen und Ratgeber zu ignorieren. Die Therapie ist, im Vertrauen auf Gott zu leben. Innezuhalten. Zu hören, was er sagt. Zu vertrauen, dass er Gott ist und mein Leben, diese Welt in der Hand hält. Stille sein. Nicht aus der Hektik leben, sondern aus der stillen Begegnung mit Gott. Aus dem Vertrauen.

Ich verspreche Ihnen: Das vertreibt die Müdigkeit und macht quicklebendig.

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Kommentare (1)

Sabine K. /

Lieber Herr Hörsting,
es ist schön wie treffend Sie unsere Zeit beschreiben und es ist wahr - im Innehalten und im Vertrauen auf Gott wird man
geheilt und bekommt neue Perspektiven.