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/ Wort zum Tag

Stricke des Todes zerreißen

Siegfried Meier über Psalm 116,10.

Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt.

Psalm 116,10

Gut 400 Jahre ist es her, 1616, da stand ein Mann aus dem thüringischen Jena buchstäblich zwischen Leben und Tod. Wurde aber errettet und war von diesem neuen Leben, das er unerwartet zurückbekommen hatte, so gepackt, dass er 16 Komponisten beauftragte, den Psalm 116 in Musik zu setzen.

Psalm 116, in dem vom Leben und vom Tod die Rede ist, von den Stricken des Todes und dem Retten aus den Stricken des Todes, vom Glauben und vom Zweifeln.

Mitten in diesem Psalm steht: „Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt“ (Psalm 116, 10).

Klingt wie ein Widerspruch, nicht wahr? Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt. Als ob Glaube und Plage nichts miteinander zu tun hätten.

Wir wissen aber, dass das anders ist. Und der Beter weiß es auch. Hat er doch seinen Psalm mit den Worten begonnen, dass er den Herrn liebt, weil der ihn hört, weil der ihn immer hört und weil diese Gemeinschaft durch nichts aufgelöst wird. Weil er gerecht ist. Weil er gnädig ist. Weil er weiß, dass wir sein Erbarmen brauchen, sein Herabneigen zu uns. Gerade weil die Stricke des Todes in die Sphäre ziehen wollen, wo es nichts zu lieben und nichts zu glauben gibt. Wo alles am Ende ist und keiner, der Antwort gibt.

Und aus der Erfahrung, dass Gott hier rettend zugegriffen hat und dem Beter das Leben wieder zurückgeschenkt hat, kann er auch einfach sagen: Ich glaube. Ja, ich glaube an den, den ich liebe, ich weiß, dass er immer bei mir ist – darum kann dieses Glaubensbekenntnis so kurz ausfallen, fast zu kurz für mein Empfinden; ich würde mir immer eine Begründung dazu wünschen, aber die hat er mit den anderen Psalmversen gegeben.

Ich liebe den Herrn. Ich glaube. Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt. Das könnte für einige schon eine Absage an den Glauben bedeuten. Was hast du von dem Glauben, wenn du geplagt wirst? Wie gesagt: Wer den kennt, den er liebt, wer dem vertraut, den er liebt, der wird dann sagen: Der ist auch in der Plage bei mir, wenn ich gebeugt gehe, wenn ich nicht das Selbstbewusstsein aufbringe, womit mich die anderen nervös machen.

Was zählt, ist die Nähe Gottes, wenn die Not am größten ist, wie ein theologischer Lehrer gesagt hat (Hermann Spieckermann). Weil ich weiß, wer mein Gott ist, kann ich ihn lieben und an ihn glauben. Und wenn ich sehe, wie Jesus Christus diesen Gott mir nahegebracht hat, dann fallen mir auch diese Worte ein: lieben und glauben. Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt.

Wo der Herr ist, da ist Leben. Dann kann ich sogar mit dem Psalm beten (Ps 116, 7-9): „Sei nun wieder zufrieden, meine Seele, denn der HERR tut dir Gutes. Denn Du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen.“

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