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/ Wort zum Tag

Sich auf Jesus verlassen mit Verstand

Paul-Ludwig Böcking über Sprüche 3,5-6.

Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.

Sprüche 3,5-6

Als Jugendlicher lernte ich im Religionsunterricht, dass es da und dort sachliche Widersprüche in der Bibel gibt. Zum Beispiel gleich auf dem ersten Blatt. Da erschafft Gott am ersten Tag Licht und Finsternis, Tag und Nacht. Aber erst am vierten Tag erschafft er die Sonne und den Mond und die Gestirne. Dabei kann es doch Tag und Nacht gar nicht ohne die Sonne und die Gestirne geben. Solche naturwissenschaftlichen und anderen Widersprüche zu unserem heutigen Wissensstand verunsicherten mich.

Ehrenamtliche, leitende Mitarbeiter sagten mir, ich solle doch einfach dem Wort Gottes glauben. Sie sagten: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ Das ist der erste Teil des Bibelwortes für den heutigen Tag. Leider wird oft der zweite, genauso wichtige Teil des Bibelwortes weggelassen, und der heißt: „…sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Deshalb jetzt das ganze Bibelwort: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen.“ Buch der Sprüche 3, 5-6.

Ich habe als Jugendlicher zunächst keine Antwort auf mein gedankliches Problem mit den Widersprüchen in der Bibel gefunden. Aber ich habe mich trotzdem von ganzem Herzen auf Gott, den Herrn verlassen. Und ich mache das bis heute so. Denn schon mein Verstand sagt mir, dass ich nicht einmal die nächsten zehn Minuten meines Lebens mit dem Verstand beherrsche und in den Griff kriege. Corona, Unglücke, freudige Überraschungen, unverdiente Erfolge - sie zeigen es ständig, im Guten wie im Bösen: Wir leben vom Vertrauen, vom Loslassen. Niemand lebt nur aus dem Verstand.

Das heutige Bibelwort empfiehlt uns den HERRN, Jahwe, den Gott Israels, den Vater Jesu Christi als Grund unseres Vertrauens. Er schafft Fakten in dieser Welt: Befreiung aus Ägypten, Aufstieg und Untergang Israels. Zuletzt unüberbietbar in der Person von Jesus, dem Mann aus Nazareth, seinem Leben für uns Menschen, seinem Opfertod für unsere Gottesablehnung, seine leibhafte Auferstehung von den Toten. Heute unsichtbar, aber real erfahrbar als Heiliger Geist.

Wer sich ihm im Gebet aufrichtig anvertraut, bekommt Antwort. Nicht die Lösung aller Probleme. Aber strahlende Gewissheit der echten Gemeinschaft mit Gott. Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen!

Und gerade bei diesem Vertrauen gebrauche ich meinen Verstand. Unser heutiges Bibelwort ruft entschieden dazu auf: Gedenke an ihn in allen deinen Wegen. Wie soll das denn gehen ohne Verstand, ohne den Einsatz unseres Gehirns? Wir müssen doch wissen, an welchen Gott wir glauben, von wem wir begründet Hilfe erwarten können.

In der Bibel steht uns Gott eindeutig vor Augen. Gedenke an ihn in allen deinen Wegen. Denk an die Taten und die Qualitäten des Herrn der Welt in allen Situationen deines Lebens. Dann wächst das Entscheidende im Herzen. Vergebungsgewissheit. Echte Gottesgemeinschaft. Hoffnung und Mut zum Leben. Verantwortungsbewusstsein. Man sieht von Gott geschenkte Chancen und Schutzräume zur Lebensentfaltung: „So wird er dich recht führen“, heißt es am Schluss des Bibelwortes.

Mein Problem mit den Widersprüchen in der Bibel hat sich dann im Laufe der Jahre gelöst. Durch Denken und Gottvertrauen! Ich habe gelernt, dass alles in der Bibel auch einen mehr oder weniger zeitgeschichtlich bedingten Hintergrund hat. Das erste Blatt der Bibel zum Beispiel setzt sich mit der Religion der Babylonier auseinander. 1. Mose 1 zufolge steuert alles der souveräne Schöpfer. Zuerst macht er das Licht. Erst am vierten Tag kommen die überhaupt nicht göttlichen Gestirne dran. Die können gerade noch als Laternen am Himmel herhalten.

Und genau deshalb: Volles Vertrauen auf den Gott der Taten, mit voll eingeschaltetem Verstand.

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Kommentare (1)

Hartmut S. /

Danke lieber Paul Ludwig,
Ich denke noch gerne an dich in kaltenkirchen.