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Trotzdem

Stefan Lämmer über Jesaja 66,13.

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Jesaja 66,13

Wie haben Sie Ihre Mutter erlebt? War sie der ruhende Pol in Ihrer Familie, der zuhören konnte und Kontakte zu Verwandten pflegte? War sie die Person, die meist Zeit hatte und trösten konnte? Gott verspricht uns im Jesajabuch: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“

Mir stellt sich die Frage: Wie tröstet eine Mutter? Wie hat Ihre Mutter Sie getröstet? Vielleicht hat Ihre Mutter schon an Ihrem Gesicht gesehen, dass etwas Schlimmes passiert ist und hat Sie in die Arme genommen. Vielleicht konnten Sie sich in ihrer Nähe beruhigen. Und dann durften Sie alles aussprechen, was Ihnen auf der Seele lastet. Sie durften Ihren Schmerz beim Namen nennen. Ihre Enttäuschung über den unmöglichen Mitschüler; über die Klassenkameradinnen, die Sie vom Mitspielen ausgeschlossen haben. Ihre Mutter hatte Verständnis.

Doch vielleicht haben Sie Ihre Mutter anders erlebt. Vielleicht hatte sie vor lauter Arbeit kaum Zeit. Vielleicht wurden Sie aus einem ungenannten Grund abgelehnt. Es kann die Ausnahme geben, dass eine Mutter keine Gnade, kein Erbarmen kennt. Doch „Gott schwört bei seinem Leben, er dich nicht lassen will.“ Gott steht zu Ihnen, auch wenn Menschen Sie auslachen. Gott geht mit Ihnen, auch wenn Nachbarn auf Sie herabschauen. Ich darf und soll Gott meinen Weg anbefehlen.

Viele spüren es in diesen Zeiten der Pandemie: Trost erweist sich als etwas Elementares. Er beweist sich als etwas Grundlegendes. Das ehrliche, tröstende Gespräch lässt mich aufatmen. Ich schöpfe neue Hoffnung, weil mir ein Mensch zur Seite steht. Seine Wertschätzung stärkt mich.

Bitte keine Missverständnisse! Unter Trost verstehe ich keine Vertröstung, keine oberflächliche Behauptung: „Alles wird gut.“

Vielmehr gehört das Dennoch zu den Fundamenten des Trostes. Trost kennt immer ein Trotzdem. Es gilt beides:

- Ohne Trotz entpuppt sich der Trost als weinerlich. Er zerrinnt in den Widrigkeiten des Lebens. Im Leben muss ich mit Widerständen rechnen.

- Ohne begründeten Trost wird mein Trotz mich verbittern und Selbstmitleid wecken. Ohne den Zuspruch der Hilfe Gottes bleibe ich allein in den Nöten meines Lebens. Trost und Trotz gehören zusammen. Nur mit beiden gewinnen wir einen langen Atem.

Juden und Christen beten: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“

Das Dennoch schöpft seine Zuversicht aus dem Einen, der mich hält. Mein Trotzdem gewinnt neue Stärke, weil Gott durch seinen Sohn Jesus Christus seine Nähe und Hilfe verspricht. Sein Trost und sein Trotz helfen mir.

Wie schnell schleicht sich die Überzeugung ein: Meine Angst verstehen die anderen eh nicht. Ich muss allein diese trostlose Zeit ertragen. Dagegen verweist uns die gute Nachricht auf den Einen, der uns hält; Jesus, der uns beisteht; der uns in seiner Schöpfung Zeichen seiner Hilfe und Treue schenkt.

Bei meinem Spaziergang auf dem Filsenberg, unserem Hausberg, entdecke ich: Die Orchideen entfalten ihre Schönheit in einer Welt, die bedroht ist. Die vielfältigen Schmetterlinge fliegen in einer Umwelt, die unter dem Artensterben leidet. Die Vögel singen in einer Welt, die oft unfair und ungerecht ist. Von ihnen möchte ich lernen, mein Trotzdem zu wagen. Denn der Regenbogen erinnert uns selbst an Regentagen: Gott steht uns in seiner Güte bei.

Gott verspricht uns: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“

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Anstoß

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Kommentare (1)

Stefan K. /

Was für eine zauberhafte, geniale Predigt... mit so vielen lebendigen Beispielen mitten aus dem Leben, aus der Natur, von GOTT geschaffen. Meinen herzlichsten Dank