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/ Wort zum Tag

Ichlinge

Burghard Affeld über Philipper 2,4.

Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.

Philipper 2,4

„Ich! Ich! Ich!“ So klingt es schon in den Kinderzimmern, später dann in den Schulen, Büros, am Arbeitsplatz, den Fußballstadien und bei der Freizeit. Auf unseren Straßen wetteifern Autofahrer je nach Typ, wer der Stärkste, der Schnellste und am Ziel der Erste ist. Bei Busreisen wollen viele vorne auf den ersten Plätzen sitzen. Das Wochenblatt der Spiegel nannte solche Egozentriker einmal „Ichlinge“ und beklagte, dass die Mehrheit der Menschheit aus Ichlingen bestünde.

Die Bibel liefert die Geschichten dazu. Schon der erste Mord geschah durch einen Ichling aus Eifersucht. Zwei Brüder, Kain und Abel, bringen jeder Gott ihr Dankopfer. Kain wollte dabei von Gott besser angesehen sein als sein Bruder Abel. Aber gerade deshalb hat Gott Kains Opfer nicht so angenommen wie das Dankopfer von seinem Bruder Abel. Als Kain das sah, erschlug er kurzerhand seinen Konkurrenten Abel. Gott bestrafte Kain für seine ichsüchtige Tat. Leider haben die Menschen daraus nichts gelernt.

Später kämpfte der Apostel Paulus in den Gemeinden gegen Streitereien - verursacht durch egozentrische Besserwisserei und Rechthaberei. Diesen Egomanen ging es nicht mehr um das Heil und Wohl der Gemeindemitglieder, geschweige denn um die Botschaft Christi. Sie drehten sich nur um sich selbst. Sogar in seiner Lieblingsgemeinde in Philippi gab es solche egozentrischen Ichlinge. In seinem Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt er in Kapitel 2, Vers 4: „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient.“

Das ist eigentlich nichts Besonderes. Jeder humanistische Menschenfreund könnte das sagen. Paulus aber weist auf Christus hin. Er ist das größte Vorbild für unser auch mitmenschliches Verhalten. Der Sohn Gottes hätte es nicht nötig gehabt, zu uns auf diese blutgetränkte Erde zu kommen. Er predigte von der Liebe und dem Erbarmen Gottes über uns. Das Ergebnis war kein Paradies auf Erden. Für Jesus wurde es die Hölle am Kreuz. Die Schuld der ganzen Menschheit nahm er auf sich. Unbegreiflich. Von Gott verlassen sah er sich und schrie seine Verzweiflung zum Himmel. Aber dabei blieb es nicht.

Vom Kreuz herab sah er auf die Menschen, die ihn hierhergebracht hatten. Er sah durch ihre hasserfüllten Gesichter hindurch in ihre Herzen. Sie litten an sich selber, ihrem Egoismus, ihrer Habsucht, ihrer Eifersucht und ihrer Sehnsucht nach Frieden, Anerkennung und Glück. Noch in der Sterbestunde betete Jesus für sie: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!“ (Lk 23,34)

Lernen Sie die Menschen heute so zu sehen, wie Jesus sie sieht, als erlösungsbedürftige Ichlinge, gebunden an sich selbst. Ärgern Sie sich nicht über sie! Fragen Sie sich lieber, wie Sie ihnen am besten im Sinne Christi heute helfen können. Denn: „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient.“

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Kommentare (5)

Jutta F. /

Das möchte ich lernen: Die Menschen so sehen, wie Jesus sie sieht! Vielen Dank für Ihre Worte!

Martin F. /

Heiliger Geist pur! Vielen Dank für diese Worte.

Ruth N. /

Ja, das will ich lernen. Und ich glaube, ich lerne nie aus.
Schöner Begriff: Ichlinge. ;-)

Regina H. /

Vielen Dank für diesen Beitrag, großartig.

Silke S. /

(...) "Gnade", ein Film von Matthias Glasner, beschreibt hervorragend, dass wir alle schuldig werden, ob durch Tat - oder Unterlassungssünden - und dass unser Leben am besten gefeiert werden kann, wenn wir das Fest des Lebens feiern, einander vergeben und leben.