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Denn sie sollen getröstet werden!

Hartmut Bärend über Jesaja 44,24.

So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleibe bereitet hat: Ich bin der HERR, der alles schafft, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde fest macht ohne Gehilfen.

Jesaja 44,24

„Denn sie sollen getröstet werden!“ So lautet der Titel eines Buches von Alan Paton, das im Jahr 1948 erschienen ist und zum Welterfolg wurde. Grob gesagt geht es da um die Versöhnung von Schwarz und Weiß im damaligen Südafrika. Das ist zwar heute nicht mein Thema. Aber es geht mir um den so großartigen, biblisch begründeten Titel, die Sehnsucht nach Trost und die Zuversicht, dass es wirklich Trost geben soll, auch in den Krisenzeiten, in denen wir stehen.

Denn wer ist heute nicht trostbedürftig? Wer hat keine Angst vor einem „heißen“ Herbst, d.h. vor einem neuen Aufbrechen der Virus-Infektionen, vor neuen Einschränkungen des Lebens, vor neuem Einbrechen der Konjunktur und vor allem vor der weiteren Gefährdung unserer Erde durch schlimme klimatische Veränderungen, die wir Menschen selbst bewirkt haben? Viele von uns sind noch von den Folgen der Virus-Epidemie in den vergangenen 18 Monaten betroffen. Was wir neben allen praktischen Hilfeleistungen brauchen, ist frische Ernährung für die Seele, die bei vielen schweren Schaden genommen hat. Depressionen, resignative Gefühle und Mutlosigkeit waren und sind überall wahrnehmbar.

Was wir brauchen in diesen kritischen Zeiten, ist Trost. Ein Altarbild steht mir vor Augen und damit ein frühreformatorischer Flügelalter in Rödinghausen in Westfalen. Da ist Jesus am Kreuz dargestellt, davor knien - oder besser kauern - drei Frauen. Sie umgeben die Frau, die am schwersten am Todesgeschick Jesu leidet, seine Mutter Maria. Was tun diese Frauen? Die eine legt Maria die Hand unter die Schulter, sie will und kann praktisch helfen. Die andere hält ihre Hände über Maria gefaltet: Sie betet für Maria. Die dritte aber legt ihr einfach eine Hand auf die Schulter. Sie ist einfach da. Sie tröstet. Darum muss es gehen: Wer legt uns in diesen Zeiten die Hand auf die Schulter und betet für uns? Und umgekehrt: Wem können wir diesen Dienst gerade heute tun? Wer braucht Trost?

„Tröstet, tröstet mein Volk!“, heißt es in einem großen Kapitel der Bibel. Ja, auch damals waren Menschen trostbedürftig. Große Teile des Volkes Israel waren nach Babylon verschleppt worden. So wie es die Mächtigen oft mit den Geschlagenen getan haben, bis heute. Über vierzig Jahre hinweg haben die Israeliten in Babylon aushalten müssen. Viele sind darüber gestorben, andere sind geboren, ohne ihre alte Heimat zu kennen. Trotzdem blieb die Sehnsucht, irgendwann einmal nach Hause zu kommen. Da hinein ertönt plötzlich der Ruf eines Propheten: Ja, Ihr werdet frei werden. Ihr werdet nach Hause kommen. Seid getrost!

Und das Volk? Was mögen die Leute gedacht haben? Der spinnt, werden einige gesagt haben. Andere werden nachdenklich geworden sein. Aber der Prophet sagt nicht nur den einen Satz. Nein, lang und breit teilt er dem Volk Gottes mit, wer ihm so tröstliche Worte anvertraut hat. So heißt es einmal bei ihm: „So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleibe bereitet hat: Ich bin der HERR, der alles schafft, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde fest macht ohne Gehilfen.“

Das ist unser ganz großer Trost in allen Bereichen des Lebens: Dass da ein Gott über uns wacht, der voller Liebe ist und nie vergisst, dass er uns geschaffen hat. Dass da ein Gott ist, der die Welt in seiner Hand hat. Dass nichts an ihm vorbeigeht. In seinem Tun ist er uns so manches Mal verborgen, aber täglich zeigt er uns seine Liebe, in guten und in schlechten Zeiten. Er kann und will uns trösten im Blick auf alle Ungewissheiten der nächsten Monate und Jahre.

Von Paul Gerhardt, dem Liederdichter, der weiß Gott Schwerstes durchzumachen hatte, stammt ein dazu wunderbar passender Vers, der auch Eingang in unser Gesangbuch gefunden hat. Er lautet: „Auf, auf, gib Deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht, lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“ Dieser Vers aus dem Lied „Befiehl du meine Wege“ begleitet mich seit Wochen – und tröstet mich.

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