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Fürbitte statt Schmähung

Lothar Eisele über 1. Petrus 2,23.

Christus schmähte nicht, wenn er geschmäht wurde, er drohte nicht, wenn er leiden musste, sondern stellte es dem anheim, der gerecht richtet.

1. Petrus 2,23

Als Gemeindepfarrer erlebe ich es immer wieder. Es gibt Streit in Familien, der sich manchmal über Jahre und Jahrzehnte hinzieht. Eine kleine Kränkung, die im Gegenzug eine größere Kränkung hervorruft. Und dann kommt man nicht mehr bei Familienfesten zusammen, sondern zieht sich zurück hinter einer Mauer des Schweigens. Oder wenn es um das Erbe geht: Eine oder einer fühlt sich ungerecht behandelt. Und plötzlich ist er da: der Riss, der sich über Jahre durch die Familie zieht.

Und diese Risse gibt es nicht nur in Familien. Die gibt es vielfältig: Zwischen Nachbarn, zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Und dann auch zwischen Völkern.

Und oftmals ist es so: Ein böses Wort gibt das andere. Es ist auch nicht einfach, dann, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, nicht zu grollen und keine Rachegedanken aufkommen zu lassen.

Petrus, einer der Jünger Jesu und späterer Leiter der christlichen Gemeinde, hat an die Christinnen und Christen damals einen Brief geschrieben. Diese standen unter ziemlichem Druck. Es bestand sogar die Gefahr der Verfolgung. Petrus wusste: Die normale Reaktion auf Anfeindungen sind Gedanken der Rache und des Grolls.

Doch gerade weil dies die normalen menschlichen Reaktionen sind, erinnerte er sie an ihren Herrn Jesus Christus, der selbst größte Ungerechtigkeit erlitten und den schmerzhaften Tod am Kreuz erduldet hat. Aber Jesus Christus hat seine Peiniger nicht verflucht und beschimpft. Im Lukasevangelium wird berichtet, dass er für die Menschen, die ihm Leid zugefügt haben, gebetet hat: „Vater vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.“ Er hat den Hass mit Liebe beantwortet und für die Menschen, die ihm Leid zugefügt haben, gebetet. Er wusste sich auch in dieser schlimmen Situation in Gottes Hand und wollte sich nicht selbst rächen.

In einem süddeutschen Dorf wurde eine theologische Ausbildungsstätte gegründet. Nicht alle im Ort waren dafür. Es gab auch Gegner, die das Projekt gerne verhindern wollten. Doch die Verantwortlichen nahmen sich vor, freundlich zu bleiben und begannen, regelmäßig für die Gegner und ihre Familien zu beten. So gelang es, dass der Konflikt nicht ausuferte.

Es ist und bleibt eine Herausforderung, Gott zu bitten, dass wir dann, wenn wir ungerecht behandelt werden, nicht mit Bitterkeit und Groll reagieren. Jesus hat sich am Kreuz ganz Gott anvertraut. Auch wir sind aufgerufen, uns immer wieder ganz Gott anzuvertrauen, auch dann, wenn wir Situationen ungerecht und schmerzlich empfinden.

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