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/ Wort zum Tag

Wer Sorgen hat, hat auch Likör?

Bernhard Heyl über Lukas 12,25.

Wer von euch vermag mit seinem Sorgen seiner Lebenszeit auch nur eine Elle hinzuzufügen?

Lukas 12,25

„Wer von euch vermag mit seinem Sorgen seiner Lebenszeit auch nur eine Elle hinzuzufügen?“ fragt Jesus, der Sohn Gottes.

Martin Luther schrieb einmal an seine Frau: „Liebe Käthe, nach einem langen Tag sitze ich bei einem Maß Bier und denke mir, der liebe Gott wird es schon machen.“

Würde man den Mann Luther nicht näher kennen, man könnte auf eine völlig falsche Fährte kommen. Lasst uns einfach wegschauen von den Problemen dieser Welt und vor allem den eigenen und stattdessen tiefer ins Glas. „Der liebe Gott wird es schon machen!“

Wie gesagt, wenn man Luther nicht kennen würde, könnte man diesen Satz gewaltig missverstehen. Der Reformator, der diesen Satz sagt, war gleichzeitig einer, der ein gewaltiges Arbeitspensum tagtäglich hinter sich gebracht, der Briefe und Streitschriften am laufenden Band verfasst und sich mit annähernd der gesamten damaligen Welt angelegt hat. Die Luther Gesamtausgabe nach Walch hat 25 Bände mit mehr als 20000 Seiten! Und vieles, was da zu lesen ist, ist mit Herzblut, mit gewaltigem Engagement zu Papier gebracht worden. Dieser Mann war kein Luftikus. Der saß keineswegs faul hinterm Ofen und ließ alles an sich vorüberziehen. Ganz im Gegenteil. Er hat sich immer ins Getümmel gestürzt und getan, was er konnte.

Aber, wie kann jemand dann nur so reden? „… der liebe Gott wird es schon machen.“ Ist das nicht leichtfertig, die ernsten Fragen des Lebens auf die Seite geschoben? Was ist denn mit all den „berechtigten“ Sorgen, die wir uns machen über unsere Kinder oder Eltern, über die wirtschaftliche Entwicklung nach der Pandemie oder über unsere Rente? Wohin geht’s mit meiner Firma und meinem Arbeitsplatz? Wie krieg ich nochmals den schulischen Anschluss, damit ich den Abschluss schaffe?

Ich denke, Luther hat hier – so banal es klingen mag – eine große biblische Weisheit gelernt. Und ich hoffe, dass uns das heute auch gelingt. Denn - warum sorgen wir uns eigentlich? 

Meiner Beobachtung nach ist es in der Regel die Angst vor dem Verlust - deshalb sorge ich mich. Und zweifellos hat das auch vielfach mit materiellem Verlust zu tun, vor dem ich mich fürchte und deshalb gedanklich ständig damit beschäftigt bin, dem entgegenzuwirken. Und es ist ja auch nicht der materielle Besitz als solcher, um den ich dabei in der Regel kämpfe, sondern die damit verbundene Aura der Sicherheit und Geborgenheit, die wir Menschen alle brauchen, um leben zu können.

Dietrich Bonhoeffer schreibt dazu: „Sorget nicht! Die (materiellen) Güter spiegeln dem menschlichen Herzen vor, ihm Sicherheit und Sorglosigkeit zu geben; aber in Wahrheit verursachen sie gerade erst die Sorge. Das Herz, das sich an die Güter hängt, empfängt mit ihnen die erstickende Last der Sorge. Die Sorge schafft sich Schätze und die Schätze schaffen wieder die Sorge ... Die Fesseln, die uns an die Güter binden, die die Güter festhalten, sind selbst – Sorgen.“ Für Nachfolger von Jesus gibt es deshalb eine neue Prioritätenliste in ihrem Leben. Das geradezu leidvolle Sorgen um sich selbst, dass bei vielen Menschen unserer Tage die versteckte Hitliste ihrer Lebensmelodien anführt, ist aus den Charts geflogen. Christen brauchen sich nicht mehr, um ihre Sorgen zu sorgen – sie können sie getrost nach oben delegieren. Gott selber sorgt für sie – wir sollten ihm mit unserem unerbetenen Sorgenbeitrag nicht ins Handwerk pfuschen.

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Kommentare (2)

maitr /

danke für diesen inhaltsreichen, gut geschriebenen und vor allem mut machenden kommentar, der meine gedanken heute auf eine andere spur gesetzt hat.

Susanne V. /

Ich spüre eine tiefe Wahrheit in diesen Worten (Danke für Ihre Worte!) - aber es ist so schwer, darauf zu vertrauen, dass diese Wahrheit einen durch alle privaten und äußeren Sorgen und Nöte hindurch mehr