Navigation überspringen

/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Neu gedeutet - und anders

Markus Baum über Matthäus 26,26

Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.

Matthäus 26,26

Was wäre die Menschheit ohne Rituale. Morgens beim Aufwachen – abends, wenn man sich zur Ruhe legt. Wenn Gäste ins Haus kommen – und genauso beim Abschiednehmen: Rituale. Vertraute Worte, selbstverständliche Gesten, immer gleiche Übungen, die uns signalisieren: Alles ist in Ordnung. Wir wissen, was wir aneinander haben – und was wir gemeinsam schätzen.

Ganz selten einmal traut sich jemand und bricht mit einem vertrauten Ritual. Noch viel seltener gelingt es, dass jemand ein Ritual umdeutet und ganz neu füllt – und dass sich andere darauf einlassen.

Jesus von Nazareth – er hat sich getraut, und ihm ist es gelungen. Vor knapp 2.000 Jahren hat Jesus sich mit seinen engsten Freunden in Jerusalem getroffen zum Sederabend, das ist im Judentum der festliche, streng durchgeplante Auftakt zum Passahfest. Alles beginnt ganz normal: „Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis.“ Soweit, so vertraut. Und nun weicht Jesus vom Ritual ab: „Dann brach er das Brot, reichte es seinen Jüngern und sagte: Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Unerhört. Erst recht die Worte, die Jesus sagt, als er seinen Freunden den Kelch mit Wein reicht: „Trinkt alle daraus - das ist mein Blut, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ 

Mit wenigen Worten hat es Jesus geschafft. Hat ein damals schon mehr als 1.000 Jahre altes Ritual komplett umgedeutet und dauerhaft geprägt. Das mit der Vergebung der Sünden haben seine Gefolgsleute erst mit Verzögerung verstanden. Aber dafür steht das neu gestiftete Ritual seitherim Mittelpunkt christlicher Gottesdienste – und das nicht nur einmal im Jahr, sondern in vielen Kirchen sogar wöchentlich.     

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.