Navigation überspringen

/ Bibel heute

Ein Ausschluss aus der Gemeinde (1)

Klaus-Dieter Sachse über 1. Korinther 5,1-8.

Überhaupt hört man, dass Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, wie es sie nicht einmal unter den Heiden gibt: dass einer die Frau seines Vaters hat. Und ihr seid aufgeblasen und seid nicht vielmehr traurig geworden, sodass ihr den aus eurer Mitte verstoßen hättet, der diese Tat begangen hat? Denn ich, der ich zwar nicht leiblich bei euch bin, doch mit dem Geist, habe schon, als wäre ich bei euch, den verurteilt, der solches getan hat:[...]

1. Korinther 5,1–8

Der Apostel Paulus sagt es deutlich „Man hört überhaupt schlimme Dinge über euch.“ Ein treues Gemeindeglied schläft mit seiner eigenen Stiefmutter und betrügt seinen Vater und auch Gott damit. Auch heute noch gilt eine solches Verhalten als schlimm? Oder etwa nicht? Die Gemeinde hat die Sache augenzwinkernd geduldet. Warum wohl? Paulus wirft ihnen vor, sie seien eingebildet. Die Gemeinde meinte sicher, wir sind tolerant und daher liebevoll mit dem Sünder umgegangen. Wir wissen nicht, ob es Gespräche mit dem Sünder gegeben hat oder ob über das Gemeindeglied mit den Ältesten der Gemeinde gesprochen wurde.

Aber Paulus, der von dem Vorfall hörte, dachte anders darüber. In einem anderen Fall hat er deutlich geschrieben, dass die Gemeinde keinen Umgang mit Menschen haben solle, die nicht nach Gottes Geboten leben.

Haben Menschen früher wirklich anders gelebt?

Merken Sie an dieser Situation, dass die Menschheit sich nicht verändert hat? Damals wie heute gab und gibt es Menschen, die sich nicht nach dem Willen Gottes richten und ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen führen wollen. Damals vor knapp 2000 Jahren geschah dies in Korinth. Einer bedeutenden Handels- und Hafenstadt. Eine Stadt mit einem Multikulti-Leben, aber auch mit einer schon sprichwörtlichen Sittenlosigkeit. In diesem Milieu hat Paulus um 50/51 nach Christus die erste christliche Gemeinde gegründet, in der dann die in der Stadt üblichen Lebensweisen fortgeführt wurden. So war es damals, und wie ist es heute bei uns?

Man hört viel und sieht z.B. auch im Fernsehen viel und meint oft, früher wäre alles besser gewesen. Doch die Menschen von heute sind nicht anders als die Menschen damals in Korinth. Mir fallen verschiedene Wortgefechte ein. Lassen Sie mich ein Beispiel aus einer mir nahestehenden Gemeinde erzählen:

Alle nannten ihn Kurtchen, denn der liebe Kurt war ein angenehmer Mensch und half überall, wo er nur konnte. So war er auch im Kirchdienst eingesetzt, läutete die Glocken, zählte die Kollekte und wenn etwas Handwerkliches notwendig war, stand Kurtchen seinen Mann. Deshalb war er auch so beliebt. Dann hörten wir, dass er sich von seiner leicht behinderten Frau getrennt hatte und nunmehr mit der Freundin seiner Tochter „in wilder Ehe“ zusammenlebte. Trotzdem kam Kurtchen immer zur Gemeinde. Niemand sagte etwas, alle hatten Kurtchen weiterhin lieb und niemand traute sich, dieses Thema anzusprechen.

In dieser Gemeinde gab es keinen Paulus oder Briefe von ihm. Und so bin ich wieder bei unserem Bibeltext. Paulus ist einfach über die Situation in Korinth entsetzt, denn das sind schlimme Dinge, von denen er erfahren hat. In dieser Gemeinde in Korinth schläft jemand mit der eigenen Stiefmutter. Warum sagt denn keiner was?

Warum sagt denn keiner was?

Und im Vers 2 heißt es: „Und dann seid ihr auch noch eingebildet. Ihr  solltet vielmehr traurig sein und den, der so etwas getan hat, aus der Gemeinde ausschließen.“

Was heißt hier aber eingebildet? Die Leute wollten doch nur tolerant sein und ihren Nächsten lieben. Vielleicht würde er ja noch umkehren und sein Tun bereuen? Doch Paulus blieb hart und forderte, diesen untreuen Christen aus der Gemeinschaft auszuschließen. Ein hartes Urteil, passt das zu dem, was Jesus gesagt, wir sollten über andere Menschen nicht urteilen, das macht Gott allein? Was nun?

Hofft Paulus darauf, dass durch den Ausschluss aus der Gemeinde der Mensch zur Einsicht kommt und sich als Sünder erkennt, sein Tun letztlich bekennt, bereut und damit aufhört und geläutert wieder zurückkommt? Rettung durch Ausschluss?

Ich denke, Paulus hat nur etwas getan, was Jesus auch getan hätte. Falsches, sündhaftes Verhalten wird aufgedeckt mit dem Ziel, dass der Betroffene sich ändert. Und damit der Rest der Gemeinde nicht auch noch von „schlimmen Dingen“ befallen wird, soll dieser Vorgang mit Liebe dem Ausgestoßenen als auch der Gemeinde gegenüber vor sich gehen.

Dazu dient auch der Vers 8, der uns sagt, dass wir uns vom alten, verdorbenen Sauerteig reinigen sollen, ansonsten verderben wir den Teig für unser Brot. Dann können wir auch das Fest feiern mit dem Brot von Reinheit und Wahrheit, das ist für uns z. B. das Abendmahl. Das galt damals zu Paulus Zeiten und sollte auch heute zu unserer Zeit gelten.

Dabei denke ich an die Stelle im Buch Prediger, Kapitel 1:9 d, wo Salomo sagt: „Was früher geschehen ist, wird wieder geschehen; was man früher getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne!“

Das ist auch meine Erfahrung, denn wenn es um menschliches Verhalten geht, dann geschieht wirklich nicht viel Neues. Die Literatur ist mit ihren vielen Geschichten voll von dieser Tatsache. Paulus wusste das natürlich auch, denn er kannte sich in der antiken griechischen Literatur gut aus. Aber er sagt ganz klar, dass mit Jesu Kommen, mit seinem Wirken und seinem Tod am Kreuz sowie mit Jesus Auferstehung und Himmelfahrt, wirklich etwas Neues angefangen hat. Das ist auch der Grund, warum wir heute diese Botschaft hören.

Auch, wenn es schwerfällt und wir lieber tolerant und liebevoll sein wollen. Ich muss als Christ zwischen dem Zeitgeist und Gottes Willen unterscheiden. Und wem das schwerfällt, der sollte öfters mal das Neue Testament oder die ganze Bibel zur Hand nehmen.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

G.W. /

Gut, daß wir mal wieder eindeutig biblische Auslegung sehen. Zu schnell wären die Landeskirchen um des Ansehens willen tolerant mit allen Arten von Beziehungen, leider vielfach von jüngeren mehr

Carmen H. /

Das ist ein hartes Wort.
Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Gott liebt uns doch , trotz unserer Schuld.