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Dry Cleaning
Foto: Pooneh Ghana

Keine Angst vor Hits

Der Karaoke-Abend als Talentschmiede

Dry Cleaning haben einen englischen Gefühlsausbruch, Claud besingt den ersten Kuss und Django Django wollen ausbrechen. Außerdem sprechen wir mit den Macherinnen des b-seite-Magazins. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Django Django – Glowing In The Dark

Die Mitglieder von Django Django haben sich an der Kunsthochschule in Edinburgh kennengelernt und 2012 ihr Debütalbum veröffentlicht – eine herrlich verschrobene Mischung aus obskuren Garagenrock und sanftem Elektropop, Harmoniegesang und Sergio-Leone-Anklängen. Damit waren sie direkt auch für den Mercury Prize nominiert. Genre-übergreifend und eklektisch klingen sie auch auf ihrem vierten Album „Glowing In The Dark“. Sie verbinden die unterschiedlichsten Einflüsse – wie Samba-Trommeln und ein arabisch anmutendes Streichquartett – und basteln daraus ihren typischen, surrealen Django Django-Indiepop. Ein abwechslungsreiches Album, das wahnsinnig viel Spaß beim Anhören macht.

Claud – Super Monster

Claud ist das erste Signing bei Phoebe Bridgers‘ Label Saddest Factory. Claud hat Anfang 2019 mit den Songs „Wish you were gay“ und „Never meant to call“ auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt gibt es ein ganzes Album voller Coming of Age-Emo-Bedroom-Popsongs namens „Super Monster“. Es geht um Gefühle, Freundschaft und Outsider-Dasein vor dem Hintergrund einer sich verändernden Identität. Aber das ganz große Thema ist Liebe und Herzschmerz. Das verpackt sie in verträumte, pastellige Melodien, mal mit Akustikgitarre, mal mit Synthieriffs und Drumcomputer-Beats.

slowthai – TYRON

Tyron Kaymone Frampton alias slowthai ist ein junger Rapper aus Northampton, UK. Der hat sich in den letzten zwei Jahren nicht nur in den Charts, sondern auch in den Klatschspalten etabliert: Er präsentierte zum Beispiel einen gefakten, abgetrennten Kopf von Boris Johnson auf der Bühne. Und auf den NME Awards 2020 sprang er vom Podest, um sich auf eine Beinahe-Schlägerei mit dem Publikum einzulassen. Rappen kann er aber ganz gut, für sein Debütalbum „Nothing Great about Britain“ hat er viel Lob bekommen. Den Nachfolger „Tyron“ hat er hauptsächlich während eines Lockdowns letztes Jahr geschrieben. In seinem atemlosen Anti-Flor rappt er von Drogen, Alkohol, Geld, aber es geht auch um psychische Gesundheit. Der zweite Teil des Albums ist geradezu mellow, der erste Teil aber ist voller dringlicher Punkenergie und auch wenn man nicht immer genau weiß, wovon slowthai spricht, ist klar: es steht etwas auf dem Spiel für ihn.

Neu auf der Playlist

Cherry Glazerr – Big Bang

Cherry Glazerr haben mit „Apocalipstick“ (2017) und „Stuffed & Ready“ (2019) in den letzten Jahren zwei richtig gute Garage-Rock Platten veröffentlicht. Immer mit viel Wucht und roher Ehrlichkeit. Das ist beides auch auf ihrem neuen Song „Big Bang“ zu hören, allerdings mischt sich unter die Gitarren eine erfrischende Priese Pop. Vor Energie strotzen Cherry Glazerr immer noch und auch wenn es in „Big Bang“ um viel Herzschmerz geht, ist der Track doch eher euphorisch und baut sich bis zum Refrain auf, bis er einen dort vom Hocker reißt. Nach „Rabbit Hole“ ist „Big Bang“ der zweite Song von Cherry Glazerr, der in letzter Zeit erschienen ist. Man darf also vorsichtig an ein neues Album glauben. Bestätigt ist das allerdings noch nicht.

Dry Cleaning – Strong Feelings

Erinnert ihr euch noch an Karaoke-Abende? Meistens produzieren diese trunkenen Auftritte eher Lacher, als in Kreativität zu enden. Glücklicherweise war das bei Dry Cleaning aber anders. Florence Shaw, die vorher eigentlich noch nie so wirklich gesungen hatte, legte wohl eine so gut Karaoke-Performance hin, dass ihre zukünftigen Bandkollegen mit ihr Musik machen wollten. Bei den Londonern trifft ausgeglichener Post-Punk auf Sprechgesang, der leicht unterkühlt und in spannenden Bildern vom Alltäglichen erzählt. Auf „Strong Feelings“ geht es um die Liebe zu einer Person, die davon nichts weiß. Stoisch baut sich ein Element nach dem nächsten auf, mit einem Bass, der unter die Haut geht. Mit „Strong Feelings“ haben Dry Cleaning nun auch ihr Debüt-Album angekündigt. Das wird „New Long Legs“ heißen und am 2. April erscheinen.

Matt Sweeney & Bonnie ‚Prince‘ Billy – Hall of Death

Auch Matt Sweeney und Will Oldham aka Bonnie ‚Prince‘ Billy haben ein neues Album angekündigt. Allerdings nicht ihr erstes, sondern ihr zweites. Bereits 2005 erschien „Superwolf“, nun steht mit „Superwolves“ die Fortsetzung für April auf dem Plan. Auf „Hall of Death“ zeigen die beiden, dass sie schon sehr lange, sehr viel von Musik verstehen. Vor allem vom Gitarre spielen, denn die zwirbeln sich ineinander und umeinander und kreieren dabei einen großartigen, psychedelischen Sound der gepaart ist mit Will Oldhams Gesang. Außerdem ist der Tuareg-Sound des nigrischen Musikers Mdou Moctar deutlich zu hören, was „Hall of Death“ gelungen abrundet. Ein richtiger Ohrwurm!

Popschnipsel

Print ist nicht tot! Daran glauben Sara Wess und Lea Reich ganz fest. Obwohl in den letzten Jahren viele etablierte Magazine der Digitalisierung zum Opfer gefallen sind, haben die beiden Wahl-Hamburgerinnen 2019 die erste Ausgabe ihres Musikmagazins „b-seite“ herausgebracht. Darin geht es um die Bands und Themen, die sie in der aktuellen musikjournalistischen Medienlandschaft eher weniger repräsentiert sehen. In der zweiten „b-seite“ gibt es zum Beispiel ein Interview mit der Band Blond, mit denen die beiden „Stadt, Land, Mordmotiv“ spielen. Außerdem wird der Hamburger Kult-Club Molotow porträtiert und Moses Schneider erzählt, was ein Musikproduzent wirklich macht. Die 87 Seiten sind wahnsinnig kreativ, sympathisch und interessant gestaltet und sollen zu einem bewussten und zeitlosen Umgang mit Musik einladen. Denn die „b-seite“ gibt es nur gedruckt – für alle, die „sich noch Poster an die Wand hängen“.

„Die Schnittmenge von Leuten, die Schallplatten kaufen, analog Kameras besitzen und „b-seite“-Leser*innen sind ist relativ groß. Das ist eine Nische, die für uns funktioniert hat.“

Ihr könnt Lea und Sara auch auf Instagram folgen. Dort haben sie den Entstehungsprozess des Magazins ausführlich dokumentiert.

Unseren Musikpodcast „Keine Angst vor Hits“ könnt ihr hier hören und abonnieren. Und wer unserer gleichnamigen Spotify-Playlist folgt, bekommt noch mehr Tipps.

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