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Peggy Gou
Foto: Jonas Lindstroem

Keine Angst vor Hits

Im Pool mit Haien und Schmetterlingen

Sharktank mischen erfolgreich Indie-Pop und Rap. Mackes springt in einen Pool mit neuen Songs und Peggy Gou lässt die Schmetterlinge fliegen. Außerdem sprechen wir mit Music Women* Germany.

Neue Alben

Sharktank – Get It Done

Die Wiener Band Sharktank gibt es zwar erst seit vergangenem Jahr, aber in der österreichischen Musikszene sind sie eigentlich schon fest verwurzelt. Marco Kleebauer ist Teil der Elektropop Duos Leyya und hat schon Bilderbuch und Oehl produziert, Katrin Paucz spielt Gitarre bei den Konzerten von Oehl und Michael Lechner kennt man auch als Rapper Mile. Durch mehr oder weniger große Zufälle finden die drei zusammen und merken gleich, dass sie super als Band funktionieren. Innerhalb von kürzester Zeit entstehen so viele Songs, dass jetzt „Get It Done“, ihr Debütalbum, auf dem Markt ist. Darauf mischen sie eingängigen Indie-Pop mit rohem Hip-Hop, der an den frühen Kanye West erinnert. Sharktank mögen als „Cross-Over-Band“ durchgehen, aber diesem Label haben sie mit „Get It Done“ auf alle Fälle einen zeitgemäßen Stempel verliehen, der beim Hören sehr viel Spaß macht.

Maeckes – POOL

Mackes hat Lust aufs Baden. Zumindest auf das Schwimmen zwischen den Genres, denn auf seinem dritten Solo-Album „POOL“ ist von Hip-Hop über Yacht-Rock bis zu kitschigem Deutschpop alles dabei. Ein Sammelbecken an Songs also, die textlich manchmal tiefgründig und gesellschaftskritisch sind und manchmal in die bunte Klischeekiste greifen. Ohrwürmer gibt es auf alle Fälle und auch wenn der rote Faden fehlt, hört man Maeckes Klangspielereien und Reimen gerne zu. Zum Beispiel wenn er mit Samba-Beats einer „Emilia“ hinterhertrauert oder in „Zu Sensibel“ seine eigene toxische Männlichkeit mit ordentlicher Punk-Attitüde hinterfragt.

Sleater-Kinney – Path To Wellness

Seit 26 Jahren gibt es Sleater-Kinney jetzt schon. 26 Jahre, in denen die Riot-Grrrl-Band nie still gestanden und sich von Album zu Album neu erfunden hat. Die letzte Platte „The Center Won’t Hold“ wurde von Annie Clark aka St. Vincent produziert und ließ den rohen Garagen-Sound der Gruppe zu großen Teilen hinter sind. Viele Fans waren damit nicht einverstanden, und auch Schlagzeugerin Janet Weiss verließ die Band wegen Unstimmigkeiten. Corin Tucker und Carrie Brownstein haben jetzt zu zweit „Path To Wellness“ geschrieben und produziert. Einen Hauch St. Vincent gibt es immer noch zu hören, aber ein wenig kehren die Amerikanerinnen zu ihrer einstigen Bissigkeit zurück. Ein wilder Ritt, der manchmal die Orientierung verliert, aber auch nach so langer Zeit sind Sleater-Kinney eine aufregende Hörerfahrung.

Neu auf der Playlist

Peggy Gou – Nabi  (feat. OHHYUK)

Die südkoreanische Produzentin, Modedesignerin und DJane Peggy Gou zog der Liebe zum Techno wegen 2013 nach Berlin. Von dort aus bringt sie in regelmäßigen Abständen Musik raus, die vor allem in Clubs gefeiert wird, sich aber auch auf den Playlisten der Indie-Radios wiederfindet. Wahrscheinlich liegt das am unbeschwert-innovativen Sound der jungen Künstlerin. Als K-House (in Anlehnung an K-Pop) bezeichnet sie ihre Musik, die oft an die elektronische Tanzmusik der späten 80er und frühen 90er erinnert und trotzdem ihre koreanischen Wurzeln nicht vergisst. Ihre neue Single „Nabi“ (koreanisch für Schmetterling) entstand zusammen mit OHHYUK, dem Frontmann der K-Pop-Band Hyukoh. Der Song soll laut Künstlerin den Hörern und Hörerinnen helfen, das Negative der Pandemiejahre aufzuarbeiten, er soll Wunden heilen und ein positives Gefühl für die Zukunft geben. Und das schafft er schon in den ersten Sekunden mit der an die Happy-Mondays-Hymne „Step On“ erinnernden Pianoline. Ein perfekter Song für einen hoffentlich unbeschwerte(re)n Sommer.

Bodi Bill – Big Gong Sounds

Bodi Bill sind ohne Frage eine feste Institution in der deutschen Musiklandschaft und in gewisser Weise Vorreiter für Popmusik, die sich traut, die unterschiedlichsten Genres zu verbinden. Techno, Glitch, Folk und Indie – die drei Herren schrecken nicht davor zurück, alles in einen Topf zu schmeißen. Heraus kommt der besondere Bodi-Bill-Sound, der es geschafft hat, Musikfans mit den verschiedensten Geschmäckern zu vereinen. Nachdem die Band 2011 eine Pause eingelegt hat, die bis 2019 anhielt, kündigen sie nun ihr viertes Album an, was noch diesen Herbst erscheinen soll. Heute veröffentlichen sie die zweite Single davon. „Big Gong Sounds“ heißt der Song, in dem es um die inflationäre Sehnsucht nach Wunderheilern und Klangschalentherapien geht und um die Frage, wohin und wozu man gehören möchte. Zwar ist der Song musikalisch etwas reduzierter, geradliniger und weniger experimentierfreudig, als man es von der Band gewohnt ist. Das schadet aber keineswegs, sondern steigert eher die Spannung darauf, wie das nächste Kapitel von Bodi Bill aussehen wird.

Husten – Der hier wird weh tun

Wenn sich drei Größen des deutschsprachigen Indiepops zusammentun, kann das eigentlich nur zu einem führen: gutem musikalischen Output. So geschehen bei der Band Husten. Seit 2017 musizieren unter diesem Namen Songwriter Gisbert zu Knyphausen, Produzent Moses Schneider und Tobias Friedrich, der hier unter seinem Pseudonym „Der dünne Mann“ auftritt und vielen noch von der Band Viktoriapark bekannt sein dürfte. Nach der fulminanten EP „Wohin wir drehen“ aus dem letzten Jahr, bei der die herzschmerzende Liedermacher-Gitarre immer wieder gegen große Arrangements, dicke Bläser, hektische Drums und leicht autogetunte Vocals getauscht wurde, kündigen sie nun ihr erstes Album an. Einen Vorgeschmack gibt es mit der heute erschienenen Single „Der hier wird wehtun“ – ein Song über Momente im Leben, die eben wehtun. Er braucht nicht viel, um seine Stärke zu entfalten: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gisberts Vocals. Das klassische Indie-Setup reicht, um die Hörer für fast genau drei Minuten an die Lautsprecher zu fesseln. Und auch wenn es tatsächlich etwas weh tut, dass das Album und die Tour dazu erst für das nächste Jahr geplant sind, so bleibt doch die Hoffnung, dass wir bis dahin mit noch weiteren Singles beglückt werden.

Popschnippsel

Vor kurzem sorgte das Rock am Ring/Rock im Park Line-Up für ordentlich Aufregung. Nur 10 der bis jetzt 207 angekündigten Personen, die auf der Bühne stehen werden, sind Frauen. Den Gender Gap gibt es aber nicht nur bei Musikerinnen und Musikern. Es gibt auch viel zu wenige Produzentinnen, Managerinnen und Bookerinnen. In den Führungspositionen sind es nur 6%. Jovanka v. Wilsdorf sieht die fehlende Sichtbarkeit von Frauen als eines der Probleme. Sie ist Mitglied im Vorstand von Music Women* Germany, einem unabhängigen Dachverband, der alle regionalen Länder-Netzwerke miteinander verbindet und dafür sorgen will, dass sich Veranstalter und andere Personen mit Entscheidungsmacht nicht mehr einfach so herausreden können.

Wenn man mit Veranstaltern spricht, dann sagen die „Wir hätten ja mit einer Frau gearbeitet, aber es gibt ja keine“. Das gleiche gilt für Studios und so weiter und so fort. Dem wollen wir ein Ende setzen. Wir können sagen: „Hier ist die Datenbank. Hier könnt ihr Frauen finden.“

Jovanka v. Wilsdorf, Vorstand Music Women* Germany

Ab dem 12. Juni findet man auf der Website von Music Women* Germany eine neue Datenbank mit mehr als 1.000 Frauen aus der Musikindustrie und ein Job-Portal, das bei der einfachen Vernetzung helfen soll.

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