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Collage: detektor.fm

Keine Angst vor Hits

Yeah Yeah Yeah – Unsere Lieblingsmusik 2021

Dieses Mal in unserem Musik-Update Keine Angst vor Hits: Gregor und Marie sind sich einig – Arlo Parks hat das beste Album des Jahres gemacht. Yannic fragt sich, ob die Squid-Mitglieder acht Arme haben. Martin holt sich bei Self Esteem eine Schippe Empowerment und Anke geht mit Fotos auf einen Spacetrip.

Unsere Lieblingsalben 2021

Gregor Schenk und Marie Jainta: Arlo Parks – Collapsed in Sunbeams

“Collapsed In Sunbeams” ist das Album, auf das sich 2021 fast alle einigen können. Musikfans, Kritiker:innen, Preisjuries (u.a. Mercury Prize) und selbst Promis wie Billie Eilish und Florence Welsh schwärmen von Arlo Parks, der gerade mal 20-jährigen Künstlerin aus London mit nigerianischen und französischen Wurzeln. “All killer, no filler” ist die Devise ihres Debütalbums. Allein sechs Songs (und damit das halbe Album) landen in der detektor.fm-Rotation. Das gab es noch nie! Arlo Parks hat nunmal auch uns gepackt, mit ihrem poetischen, kitschfreien Storytelling, ihren präzisen Alltagsbeobachtungen. “Collapsed in Sunbeams“ ist ein tiefenentspannter und leichtfüßiger Neo-Soul-Folk-Pop-Hybrid. Eine “Wall of Watte”, die uns im zweiten Pandemie-Jahr besänftigend ins Ohr flüstert: Ich weiß, ist gerade alles ziemlich beschissen, aber du bist nicht allein. Alles wird gut.

Yannic Köhler: Squid – Bright Green Field

Mit der Single „Houseplants“ erregten die Post-Punk-Newcomer Squid 2019 erstmals größere Aufmerksamkeit und landeten auf der BBC Sound of 2020 Longlist. Die geplante Tour durch UK und den Rest Europas musste das Quintett aus London absagen. Stattdessen quartierten sie sich im Studio des Produzentes Dan Carey ein, um dort an ihrem Debütalbum „Bright Green Field“ zu feilen. Der Kern dieser Platte ist ein „pretty big element […] of freeness“ wie es Louis Borlase formuliert, der sowohl für verschiedene Saiteninstrumente, als auch für die Backingvocals zuständig ist. Musikalisch haben sich Squid bei der Ausarbeitung der Songs kaum Grenzen gesetzt. Da geht komplexes Mathrock-Gitarrengefrickel in jazzige Ambient-Einlagen mit Saxophon und Streichern über, elektronische Soundflächen und Percussion-Elemente treffen auf modulierte Field Recordings und sogar ein 30-köpfiger Chor wurde in die Aufnahmen mit eingearbeitet. Dazu bellt sich Sänger und Schlagzeuger Ollie Judge mit viel Leidenschaft, Wut aber auch Humor durch die oft mehr als sechs Minuten langen Stücke. Trotz der hohen Komplexität und Vielschichtigkeit des Albums schaffen es Squid auf „Bright Green Field“ – und darin liegt die eigentliche Stärke der Platte – meistens zugänglich zu bleiben. Zur technischen Virtuosität gesellt sich nämlich ein äußerst glückliches Händchen für eingängige Pop-Melodien und mit Singles wie „Narrator“ oder „G.S.K“ liefert die Band sogar einige seltsame Ohrwürmer in Überlänge.

Martin Hommel: Self Esteem – Prioritise Pleasure

Self Esteem ist das Projekt der britischen Musikerin Rebecca Lucy Taylor. Taylor, die bis 2017 Teil des Indie-Folk-Duos Slow Club war, öffnet auf ihrem zweiten Album „Prioritise Pleasure“ die Tür zu ihrem Innersten. Es geht um gescheiterte Beziehungen, um die SMS an den Ex und um die Angst und die Wut, die in einem Leben als weiblich gelesene Person alltäglich geworden sind. Die Songs bieten dabei allerhand Trost, Humor und Leichtigkeit. Zeilen wie: „Sexting you at the mental health talk seems counter-productive” sind verpackt in schillernde Pop-Sounds und treibende Rhythmen. Bemerkenswert ist der Frauenchor, der sich wie ein roter Faden durch die Platte zieht und wahlweise Taylors Anekdoten kommentiert, oder auch mal den Weg in die richtige Richtung zeigt: „Breathing in, one, two three // prioritise, pleasuring me“.  Empowerment ist das große Thema der Platte. Taylor wird dabei zur Anführerin des Guten und das nicht zwangsläufig nur für weiblich gelesene Personen. Denn auch wenn die Botschaften in Teilen etwas plakativ herüberkommen mögen, so schafft sie eine Art Leitfaden für alle, die vom Leben etwas anderes erwarten als das klassische Nine-to-five und damit an vielen Stellen anecken.

Anke Behlert: Fotos – Auf zur Illumination!

Die Band Fotos ist Mitte der 00er Jahre mit new wavigen-Indierock bekannt geworden, quasi als die deutsche Antwort auf Franz Ferdinand. Nach drei Alben war eine Weile Ruhe und 2017 haben sie sich mit dem sehr eklektischen “Kids” zurückgemeldet. Mit “Auf zur Illumination” geht’s wieder in eine völlig andere Richtung: es rauscht, knarzt und wabert an allen Ecken dieser psychedelisch, krautigen Songs, die auf klassische Songstrukturen größtenteils verzichten. Die dominanten Instrumente sind modulare Synthesizer, Bandecho und Orgel. In assoziativen und augenzwinkernden Texten zwischen LSD-Trip und Science Fiction-Roman bearbeitet Songwriter Tom Hessler Themen wie Traumanalyse, das Unterbewusstsein oder das Metaphysische. Das neblig gemischte Album drängt sich mit seinem eher langsamen Tempo nicht auf, aber es macht neugierig und lädt dazu ein, sich in den kosmischen Songraum entführen zu lassen: “Kommen Sie rein, wir garantieren, etwas gutes wird passieren!” ist bei Fotos kein leeres Versprechen.

Die kombinierte Alben-Top Ten der detektor.fm-Musikredaktion

1. Dry Cleaning – New Long Leg
2. Arlo Parks – Collapsed in Sunbeams
3. Noga Erez – Kids
4. Squid – Bright Green Field
5. Courtney Barnett – Things Take Time, Take Time
6. Little Simz – Sometimes I Might Be Introvert
7. Thala – Adolescence
8. Lump – Animal
9. Mdou Moctar – Afrique Victime
10. International Music – Ententraum

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